Culture Clash
FRONTNACHRICHTEN AUS DEM KULTURKAMPF
Intolerante Monokultur? Ein Memo bei Facebook belebt die Diskussion, wie unparteiisch die Firmen sind, die unseren Zugang zum Internet in der Hand haben.
Nun hat auch Facebook seine interne Diversitäts-Diskussion, nachdem vor einem Jahr Google den konservativen SoftwareIngenieur James Damore feuerte, nachdem er in einem Memo seinem Arbeitgeber einen Bias gegen konservative Weltanschauung unterstellt hatte. Bei Facebook hat nun der Ingenieur Brian Amerige ein Memo veröffentlicht: Facebook habe eine intolerante politische Monokultur. „Wir behaupten, alle Perspektiven willkommen zu heißen, attackieren aber schnell jeden, der eine Auffassung vertritt, die in Opposition zur linkslastigen Ideologie steht.“Sein Hauptvorwurf: „Wir bewerfen den anderen gerne mit Etiketten, die auf ,-phob‘ oder ,-ist‘ enden, und attackieren den Charakter des anderen eher als seine Ideen.“
Mensch und Meinung zu verbinden, ist so alt wie die Menschheit selber. Vielleicht hat man schon dem Steinzeitler, der über die Möglichkeit eines Rades geschwärmt hat, gesagt, er sei ein Trottel. In manchen Regimen hat man Abweichler sogar als Geisteskranke behandelt. Auch die Kultur der politischen Korrektheit hat hier ihre totalitäre Versuchung: Diskussionen abzuwürgen, indem man andere Ansichten für unanständig erklärt – auch wenn diese noch lange nicht das Kriterium der Menschenverachtung erfüllen.
James Damore hat in seinem Google-Memo beispielsweise gemutmaßt, dass der Gender-Gap nicht auf einem männlichen Bias gegen Frauen beruht, sondern auf unterschiedlichen Verhaltensmustern von Männern und Frauen. Google solle daher Frauen nicht durch Männer-Diskriminierung fördern, sondern durch Arbeitsbedingungen, die weibliche Verhaltensmuster honorieren. Dafür wurde er von Kollegen gemobbt und schließlich wegen „Perpetuierung von Stereotypen“rausgeworfen. Interessanterweise hat es eine internationale wissenschaftliche Diskussion über seine Thesen gegeben – aber nicht bei Google. Da waren sie bloßer Sexismus. So wie man etwa gelegentlich auch homophob genannt wird, wenn man den Begriff der Ehe nur auf die Kombination von Mann und Frau beziehen möchte. Oder wie die Begründung von Facebook-Kollegen, die Ameriges Diskussion nicht wollen. Sie haben sein Online-Forum bei der Firmenleitung angezeigt: Es beleidige Minderheiten. Laut „New York Times“wurde ihnen aber beschieden, dass hier keine Firmenregeln verletzt würden. Facebook wurde ja in letzter Zeit immer wieder Bias und Zensur vorgeworfen, und sein CEO Mark Zuckerberg hat daraufhin den Willen zu ideologischer Diversität betont und schon im Mai externe Audits und Treffen mit Kritikern in Auftrag gegeben. Vielleicht ein Lichtblick. Der Autor war stv. Chefredakteur der „Presse“und ist nun Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.