Die Presse am Sonntag

Löger hält Digitalste­uer noch heuer für möglich

Die EU-Finanzmini­ster sind sich einig, dass bis zum Jahresende eine EU-Digitalste­uer kommen soll. Wenn auch in der Minimalvar­iante.

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Wien. Zwei Tage lang waren die EU-Finanzmini­ster zu einem informelle­n Treffen in Wien. Wegen des informelle­n Charakters gab es zwar keinen Beschluss, aber immerhin Gleichklan­g beim Thema Digitalste­uer: „Wir wollen so rasch wie möglich auf Basis des Vorschlags der Europäisch­en Kommission eine Digitalste­uer umsetzen“, erklärte ÖVP-Finanzmini­ster Hartwig Löger als Gastgeber am Samstag. Er hält eine Einigung bis Ende des Jahres für realistisc­h.

Der Vorschlag, den die EU-Kommission bereits im Frühjahr diskutiert hat, sieht eine dreiprozen­tige Steuer auf den Umsatz von Internetun­ternehmen in den EU-Staaten vor. Sie ist als Übergangsl­ösung gedacht, bis ein internatio­nales Konzept möglich ist. Demnach wären jene Unternehme­n betroffen, die weltweit mehr als 750 Millionen Euro Jahresumsa­tz machen – davon mindestens 50 Millionen in der EU. Mit der Abgabe geraten also vor allem Internetgi­ganten wie Google, Facebook und Amazon ins Visier der EU.

Die Sache ist freilich als Minimalvar­iante zu werten: Jährlich würde so eine Steuer rund fünf Milliarden Euro an Einnahmen bringen. Das ist etwas mehr, als Österreich durch die Mineralöls­teuer einnimmt. Zum Vergleich: Durch die Umsatzsteu­er in Österreich nimmt der Finanzmini­ster rund 28 Milliarden Euro im Jahr ein.

Aber immerhin: In Wien konnte wenigstens die Einigung auf diese Variante gefeiert werden. Zuvor hatte es ja von Deutschlan­ds Finanzmini­ster Olaf Scholz unterschie­dliche Signale zum Thema Digitalste­uer gegeben. „Intensives“Vorantreib­en. Hartwig Löger gab sich jedenfalls über den Fortschrit­t der Gespräche erfreut: „Wir haben uns gemeinsam darauf geeinigt, dass wir in den nächsten Monaten mit Zielsetzun­g bis Jahresende intensiv eine Entscheidu­ng entwickeln“, sagte der ÖVP-Finanzmini­ster. „Wir werden diese kurzfristi­ge Digitalste­uer mit einer Sunset Clause (Ablaufklau­sel, Anm. d. Red.) verbinden, damit diese Entscheidu­ng so lang aufrecht bleibt, bis wir auf internatio­naler Ebene eine gemeinsame Lösung mit unseren Partnern gefunden haben.“

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