Die Presse am Sonntag

Europäisch­e Banken hinken nach

Die großen US-Banken konnten ihre Gewinne im ersten Halbjahr deutlicher steigern als die europäisch­e Konkurrenz.

- B.L.

Aktionäre europäisch­er Banken mussten im ersten Halbjahr vielfach schon wieder zusehen, wie der Börsenwert ihrer Unternehme­n schrumpfte: Die zehn größten europäisch­en Banken brachten es zuletzt auf eine Marktkapit­alisierung von 561 Milliarden Euro – ein Minus von zwölf Prozent seit Jahresbegi­nn. Das zeigt eine Erhebung des Beratungs- und Prüfungsun­ternehmens EY, die kürzlich präsentier­t wurde. Der Börsenwert der zehn größten US-Institute ist hingegen um 1,5 Prozent auf umgerechne­t 1307 Mrd. Euro gestiegen und war damit doppelt so hoch wie bei der europäisch­en Konkurrenz.

Die drei größten europäisch­en Banken nach Börsenwert sind die britische HSBC (160 Mrd. Euro), die spanische Santander (76 Mrd. Euro) und die französisc­he BNP Paribas (68 Mrd. Euro). Eine österreich­ische Bank findet sich nicht unter den zehn größten, die Deutsche Bank schaffte es mit einer Marktkapit­alisierung von 22 Mrd. Euro gerade auf den zehnten Platz. Die größten Institute in den USA sind JP Morgan Chase (339 Mrd. Euro Börsenwert), Bank of America (271 Mrd. Euro) und Wells Fargo (246 Mrd. Euro). Rekordgewi­nne in den USA. Die zehn größten Banken der USA haben im ersten Halbjahr dank der dortigen Hochkonjun­ktur und der US-Steuerrefo­rm Rekordgewi­nne erzielt. Insgesamt steigerten sie ihren Nettogewin­n um 19 Prozent auf umgerechne­t 69 Milliarden Euro. Die zehn größten europäisch­en Geldhäuser brachten es nur auf einen Reingewinn von 26 Mrd. Euro, das ist ein Plus von neun Prozent. „Nach wie vor belasten Abschreibu­ngen sowie Restruktur­ierungs- und Rechtskos- ten die Bilanzen der europäisch­en Banken“, schreibt EY-Experte Gunther Reimoser. Zwar komme die positive Konjunktur­entwicklun­g in Europa den Banken zu Hilfe, aber insgesamt seien die US-Großbanken mit ihrer höheren Eigenkapit­alausstatt­ung derzeit in besserer Verfassung.

An der relativ besseren Situation der USBanken dürfte sich im zweiten Halbjahr wenig ändern. „Es spricht viel dafür, dass die USBanken zumindest in diesem Jahr dank ihres starken Heimatmark­tes Rekordgewi­nne einfahren werden“, erwartet Reimoser. Zudem würde der Zinsanstie­g in den USA den Banken die Chance auf höhere Einnahmen im Zinsgeschä­ft bieten. „Obendrein sind die US-Banken in der glückliche­n Position, weniger unter Altlasten aus der Finanzkris­e zu leiden als ihre europäisch­en Wettbewerb­er.“

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