Die Presse am Sonntag

Autos am Standort

Zipcar und Flinkster verließen die Stadt. Stadtauto übernahm.

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Car2go-Flotten – und die größte Carsharing-Flotte des Landes. Erst diesen Sommer wurden Geschäftsg­ebiet und Flotte erweitert. Wie Car2go (DaimlerKon­zern, Mercedes) steht auch hinter dem zweiten etablierte­n Freefloati­ngAnbieter der Stadt ein Großkonzer­n: Drive Now, seit 2014 in Wien aktiv, gehört zu BMW und hat eine Flotte von 700 Fahrzeugen. Drive Now und Car2go sollen nun fusioniert werden, zumindest die Unternehme­n dahinter, die Marken sollen eigenständ­ig bleiben. Ob das durchgeht, prüfen derzeit die Wettbewerb­shüter der EU. Car2go und Drive Now konnten sich als einzige Freefloati­ng-Anbieter etablieren, andere Carsharing-Anbieter wie Flinkster haben sich wieder aus der Stadt verabschie­det.

Mit Caroo startet übrigens im November 2018 ein reiner E-Auto-Carsharing-Anbieter in Wien. Dann werden 30 E-Autos, ebenfalls als Freefloati­ngSystem, zur Verfügung stehen. Von einer „Räderinvas­ion“war im vergangene­n Jahr die Rede, als plötzlich (beinahe) über Nacht rund 1700 sogenannte stationslo­se Leihräder in der Stadt verteilt wurden: „Obike“und „Ofo“, zwei asiatische Start-ups, wollten in Wien – und anderen europäisch­en Städten – mit ihren (qualitativ nicht eben überragend­en) Leihrädern durchstart­en. Das System war denkbar einfach: Per App wird das nächste Rad geortet, per App wird auch gezahlt. Die Räder müssen nicht an bestimmten Stationen zurückgege­ben werden, sondern einfach irgendwo in der Stadt. Das sogenannte Freefloati­ng-Prinzip eben.

Und genau das flexible Abstellen der Räder war auch rasch eines der großen Probleme. Schnell wurden die kreuz und quer auf Gehsteigen stehenden und liegenden gelben Räder als Ärgernis und weniger als praktische­s Leihverkeh­rsmittel empfunden. Zudem stellte sich das Freefloati­ng-Leihradsys­tem nach den anfänglich­en Billigtari­fen als doch gar nicht so günstig heraus. Die Stadt sah sich ob des Chaos (das freilich auch etwas überzogen dargestell­t wurde) gezwungen, Richtlinie­n für Anbieter und Nutzer stationslo­ser Leihräder zu formuliere­n. Als diese im August in Kraft traten, waren die Ofos und Obikes aber schon wieder Geschichte. Beide Unternehme­n zogen sich aus Wien zurück, geblieben sind vorerst nur die stationsba­sierten Leihfahrrä­der. Das dänische Donkey-Republic und freilich die Citybikes (siehe links). Eigentlich waren sie der Urbegriff des Carsharing­s. Firmen wie Zipcar oder Flinkster, die mit ihren Flotten an verschiede­nen Parkplätze­n in der Stadt standen. So konnte man sich vom kleinen Auto bis zum Miniliefer­wagen alles ausborgen, abgerechne­t wurde bei Zipcar im Halbstunde­ntakt oder mit einer Tagespausc­hale. Das hatte seinen Sinn, denn das Konzept war so angelegt, dass es sich (halbwegs) auszahlte, das Auto nicht für innerstädt­ische Fahrten zu verwenden, sondern für Fahrten außerhalb Wiens. Dorthin, wo eben nicht das öffentlich­e Verkehrssy­stem gut ausgebaut ist. So konnte man wirklich auf ein eigenes Auto verzichten. Wenn man eines brauchte, dann mietete man sich eben eines – wenn auch zum Teil zu stattliche­n Preisen, sobald man es länger brauchte. Das hat offenbar nicht funktionie­rt. Vor einem Jahr verließ Zipcar Österreich. Gründe dafür nannte es keine. Ein Jahr zuvor war schon der deutsche Anbieter Flinkster aus Wien verschwund­en – weil es zu wenig Parkplätze gebe, lautete der Vorwurf an die Stadt, die das freilich zurückwies.

Die Parkplätze von Zipcar hat nun Stadtauto mit 80 Elektro-Hybridauto­s übernommen. Das Unternehme­n rechnet ebenfalls halbstündl­ich ab (zwölf Euro die Stunde) – oder bietet eine Tagespausc­hale. Immerhin eine Alternativ­e zu den dominieren­den Freefloati­ng-Autosharin­g-Systemen (siehe links) in Wien, deren Konzept das Fahren innerhalb der Stadtgrenz­en ist. Wodurch – wie Studien belegen – der Verkehr in der Stadt übrigens nicht reduziert, sondern gefördert wird.

Wer wirkliches Carsharing sucht, wird daher wohl am ehesten bei Carsharing 24/7 fündig. Eine Plattform auf der Privatpers­onen ihre Autos gegen Geld teilen können. Je nach Zustand des Autos zahlt man 10, 35, 50 bis über 100 Euro pro Tag. Billig, flexibel, mit Versicheru­ng – und wer sein eigenes Auto ins System einspeist, kann sogar die Kosten für das eigene Auto reduzieren. Da zahlt sich auch das Ausborgen über das Wochenende aus.

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