Der Kürbishof im Mostviertel
Karin und Raimund Metz haben den elterlichen Hof von Ackerbau und Schweinehaltung auf Kürbisse umgestellt. Heute gibt es hier 150 verschiedene Sorten.
Wer Kürbis hört, denkt meist an die Steiermark und das dazugehörige Kürbiskernöl. Manche assoziieren vielleicht auch noch Halloween damit. Aber ans Mostviertel werden vermutlich die wenigsten denken.
Das haben auch Karin und Raimund Metz vor knapp 20 Jahren gespürt. „Heute ist Herbstzeit Kürbiszeit, aber damals war der Kürbis eher als Schweinefutter oder als Dekoration bekannt, zumindest bei uns im Mostviertel. Es hat schon viel Aufbauarbeit gebraucht“, sagt Karin Metz, die mit ihrem Mann die Landwirtschaft ihrer Eltern übernommen hat.
Eigentlich war der gut 300 Jahre alte Hof ein ganz normaler Ackerbaubetrieb mit Schweinehaltung. Das Ehepaar wusste, dass es zwar den Betrieb übernehmen möchte, aber eben ein bisschen anders, als er damals war. „Mein Mann ist vor 18, 19 Jahren von einer Exkursion aus der Steiermark zurückgekommen und hat von den vielen Kürbissen dort geschwärmt.“Also haben sie es probiert. Ausschlaggebend war die eigene Hochzeit, die mit Kürbissen dekoriert wurde. „Was übrig geblieben ist, habe ich beim ersten Selbstbedienungsstand verkauft, mit Strohbänken, einer Kassa und einem Schild. So haben wir angefangen.“ Schlangen- und Ufokürbis. Heute ist es nicht mehr zu übersehen, dass der Kürbis am Hof der Familie Metz in Haag die Hauptrolle spielt. Schon von Weitem leuchten die vielen orangenen Plutzer hervor, die den Hof schmücken. Selbst das Wohnhaus ist in kürbisfarbenem Orange gestrichen. Auf rund drei Hektar werden Speise- und Zierkürbisse angebaut, auf sieben bis acht Hektar Ölkürbisse. Dazu kommen noch ein paar Hektar für andere Pflanzen, aus denen Öl gemacht wird, wie Lein, Hanf, Raps oder Walnüsse.
Da der Kürbis keine Dauerkultur ist und nur alle vier Jahre am selben Fleck wieder angebaut werden kann, wachsen auf insgesamt 55 Hektar auch andere Kulturen, als Begrünung oder Zwischenfrüchte, die an Kollegen (etwa als Tierfutter) weiterverkauft werden. „Wenn ich auf einem Feld Kürbisse angebaut habe, dann kommen nächstes Jahr zum Beispiel Ackerbohnen dran, dann Getreide und das Jahr darauf Hanf.“Was Karin Metz an ihrem Hof besonders schätzt, ist die Vielfalt, die Abwechslung. Sie sei ihren Eltern sehr dankbar, dass sie Veränderung am Hof zugelassen haben, und nicht alles so bleiben musste, wie es war. „Da hat sich was entwickelt, das macht mir Spaß.“Ebenso wie die Vielzahl an Kürbissen. Mehr als 150 Sorten werden hier kultiviert.
Entlang der Hausmauer reihen sich Kisten mit nach Sorten geordneten Kürbissen: der lange grüne Schlangenkürbis, der gelbe, ovale Spaghettikürbis (der dem Namen seinem Fruchtfleisch verdankt, das durchs Kochen nudelartig wird), der ufoförmige Patisson, ein flaschenförmiger Birnenkürbis, bis hin zu Klassikern wie Hokkaido oder Butternuss. Verkauft werden die Kürbisse nicht nur an Privatkunden (ab Hof, über fünf Selbstbedienungsverkaufsstände und über den regionalen Handel), sondern auch an die Gastronomie und Floristik. Ein Teil wird auch zu Produkten wie Öl, Chutney, Pesto, Crackern, Nudeln oder Kürbiskernen in Schokolade verarbeitet. Rapsöl für den Traktor. Während Familie Metz das Kürbiskernöl in der Steiermark pressen lässt, werden die anderen Öle am Hof gepresst. 2005 wurde eine Ölpresse angeschafft – ursprünglich für Rapsöl als Treibstoff für die Traktoren. Das habe ein paar Jahre gut funktioniert, dann sei aber Raps so teuer geworden, weshalb man wieder auf Diesel umgestiegen sei. Also wurde die Ölpresse für Speiseöle verwendet.
Seit heuer ist der Betrieb nach einer dreijährigen Umstellungsphase biozertifiziert. Auch das sei Bedingung für die Hofübernahme gewesen. Und auch Exkursionen und Hofführungen gehören dazu. Dort, wo einst der Schweinestall untergebracht war, werden schon bald neue Räumlichkeiten für die Hofgäste entstehen.
Derzeit herrscht am Hof Hochbetrieb, seit ein paar Wochen wird geerntet. Betrachtet man ein Kürbisjahr, geht es im Mai mit dem Anbau los – nicht zu früh, weil der Kürbis frostempfindlich ist. Dann braucht der Kürbis viel Pflegearbeit, weil er wesentlich langsamer wächst als Unkraut. Bei der Blüte im Juni, Juli arbeitet Familie Metz mit einem Imker zusammen. Im August wird mit der Ernte begonnen. Der Ölkürbis wird maschinell geerntet, die Maschine pickt sich die Kerne heraus und lässt das Fruchtfleisch auf dem Feld als Dünger zurück. Die Speise- und Zierkürbisse werden händisch geerntet. Danach müssen sie gewaschen werden. Jahrelang wurde das in einer alten Badewanne gemacht. Vor drei Jahren hat sich die Familie eine Kürbiswaschanlage zugelegt, die dieser Tage von der Großmutter, der Hofinhaberin, betätigt wird. Mit ihrer Arbeitskraft könne kaum ein Praktikant mithalten, erklärt die Enkelin stolz. Danach werden die Kürbisse getrocknet und nach Sorten sortiert. Haltbar sind sie mehrere Monate, bis hin zu einem Jahr. Auch die nächste Generation (die Metz haben drei Kinder) ist schon am Hof aktiv. Der Älteste (15) hat mit Wassermelonen sein eigenes Projekt. Und die sind im Mostviertel auch noch eher unüblich.
Im Mostviertel galt der Kürbis früher als Schweinefutter, das hat sich nun geändert.
Kürbishof Metz Heimberg 22, 3350 Haag,
0664/520 93 93, kuerbishof@metz-haag.at, www.metz-kürbishof.at, Ab-Hof-Verkauf: Mo bis Fr 9-12, 16-18 Uhr, Sa 9-12 Uhr (ab November: Fr 9-12, 16-18 Uhr, Sa 9-12 Uhr)