Let’s make money
INFORMATIONEN FÜR ZEITGENOSSEN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN
Der US-amerikanische Schriftsteller Mark Twain mochte Aktien gar nicht. Zumindest lässt sich das aus dem Misstrauen ihnen gegenüber schließen, das er seiner Romanfigur „Pudd’nhead Wilson“(Knallkopf Wilson) in den Mund gelegt hat: „Der Oktober ist einer der besonders gefährlichen Monate, um am Aktienmarkt zu spekulieren“, sagt Wilson: „Die anderen sind Juli, Jänner, September, April, November, Mai, März, Juni, Dezember, August und Februar.
Zumindest mit dem September hatte er Recht. Und wie in vielen früheren Jahren, so hat er auch heuer – zumindest bis dato – kein Glück gebracht. Als ob nach dem Kalender programmiert, ging es ab Ende August mit den Leitindizes nach unten – vor allem in Europa. Womit auf unserem Kontinent seit Jahresbeginn einige Prozent Minus zu verbuchen sind.
Anders in den USA, wo ein positiverer Trend schon das ganze Jahr überwiegt und auch der September besser ausfiel. Gut, vieles ist dort den dominanten Techgiganten wie Apple oder Amazon geschuldet. Aber unabhängig davon, läuft es in der US-Wirtschaft einfach rund – und zwar trotz diverser Unkenrufe allem Anschein nach noch jahrelang. Frühestens 2021 dürften die USA wieder mit einer Rezession konfrontiert sein, heißt es im Annual Reserve Management Survey der Schweizer Bank UBS. Die Studie gibt die Einschätzungen von Zentralbanken und Staatsfonds weltweit zu globalen wirtschaftlichen Entwicklungen wieder.
Prognosen wie diese lassen Anlegergeld in die USA fließen und bringen eine gewisse Entspannung in die nervösen Märkte. Zu etwas Entspannung trägt auch bei, dass Italien im Budgetstreit mit der EU nun versöhnliche Töne angeschlagen hat. Und generell wächst ja auch die europäische Wirtschaft nach wie vor solide, auch wenn die Europäische Zentralbank die BIPPrognose für die Eurozone für heuer von 2,1 auf 2,0 Prozent und für 2019 von 1,9 auf 1,8 Prozent gesenkt hat.
Man braucht keine Illusionen darüber zu haben, dass der Zenit des langen Konjunkturzyklus überschritten ist. Und man kann nicht ausblenden, dass das etwas verstummte Handelskonfliktthema jederzeit wieder zurückkommen kann und vielleicht noch Turbulenzen in den Schwellenländern folgen. Selektive Gewinnmitnahmen sind daher jetzt – wie generell – kein Fehler.
Dass die Börsen in den nächsten Monaten wieder anziehen und auch in Europa einen Teil der Verluste wettmachen können, steht dazu nicht im Widerspruch. Genauso wie zu erwarten ist, dass Investoren nach dem jüngsten Ausverkauf in den Schwellenländern wieder verstärkt dort zugreifen.