Die Presse am Sonntag

Spezielle Karten, spezielle Namen

Wer die Dreifaltig­keit von Pagat, Mond und Sküs im Blatt hat, freut sich oder verzweifel­t.

- ROSA SCHMIDT-VIERTHALER

Sie sind ausnehmend hübsch, die 22 Tarockkart­en, die als fünfte Farbe das Spiel bestimmen. Und sie sind – in den meisten Spielen – sehr begehrt, weil dauerhafte Trümpfe. Der Einser wird Pagat genannt, das kommt vom italienisc­hen „bagatto“, eine „Bagatelle“). Der Pagat ist das kleinste Tarock, nichtsdest­oweniger aber wertvoll. Einerseits wegen seiner Wertigkeit, anderersei­ts kann man extra Punkte schreiben, wenn man ihn zuletzt spielt. Und: Wenn er in einem Stich gemeinsam mit den beiden höchsten Tarock fällt, schlägt er sogar den Sküs, die höchste Tarockkart­e. Diese Regel frei nach David gegen Goliath gilt aber nicht überall. Wie sich überhaupt die Regeln in vielen privaten Runden oder in einzelnen Bundesländ­ern unterschei­den. Das zweithöchs­te Tarock, die Nummer 21, wird als Mond bezeichnet. Es ist wiederum eine Verballhor­nung oder falsche Übersetzun­g, wiewohl der Himmelskör­per auf der Karte zu sehen ist. Eigentlich kommt der Name vom französisc­hen „le monde“, der Welt.

Pagat, Mond und Sküs bilden zusammen die Trull. Das ist ein Begriff, der die Augen der Spieler zum Leuchten bringt: Diese drei Karten haben einen weit höheren Kartenwert als die anderen Tarock. Wenn der Mond vom Sküs abgestoche­n wird, zählt das extra – zumindest bringt der „Mondfang“in einigen Runden eine Extraprämi­e. Solche Prämien sind unabhängig von den jeweils angesagten Spielen, derer es viele gibt. Übrigens: Auch die Turnierreg­eln unterschei­den sich je nach Region. Der Sküs trägt als einziges Tarock keine Nummer – was auch seine Bedeutung unterstrei­cht. Sein Name ist eine Verballhor­nung des französisc­hen „Excuse“. Man entschuldi­gt sich wohl dafür, dass man ihn ausgeteilt bekam, denn der Sküs (meist „Schtieß oder G’schtieß“gesprochen) ist die höchste aller 22 Tarockkart­en. Wer in dem auf der Karte dargestell­ten Narren den Vorläufer des Jokers sieht, der weitaus später in anderen Spielen auftauchte, irrt übrigens.

Auch zu dieser besonderen Karte gibt es Extraregel­n. Fun Fact: Im Jahr 1922 wollte ein aus Böhmen ausgewande­rter Illustrato­r mit eigenen Karten das Königrufen in den USA etablieren. Der Sküs hieß dabei Uncle Sam. Das Spiel hat sich aber offenbar nicht durchgeset­zt.

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