Die Presse am Sonntag

Times Square statt Verteilerk­reis

Seit Jahresbegi­nn geht der Ex-Austrianer Ismael Tajouri mit Weltstar David Villa für New York City FC auf Torjagd. Über die Lust am Abenteuer und das schrille Leben im Big Apple.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Als ihn das Angebot von New York City FC erreichte, wusste Ismael Tajouri, was zu tun war. Der Big Apple, die Major League Soccer, das Land der unbegrenzt­en Möglichkei­ten – die Chance, ein solches Abenteuer fernab der Heimat zu erleben, ist nicht jedem Profifußba­ller vergönnt. Natürlich wog Tajouri Für und Wider ab, die Wiener Austria ist für einen jungen Spieler schließlic­h nicht die schlechtes­te aller Adressen. „Letztlich wollte ich diesen Transfer aber unbedingt.“

Der Fußball ist heute global und vernetzt wie nie. Von praktisch jedem Spieler gibt es auf YouTube Sequenzen der besten Szenen, Vereine verfügen ohnehin über eigene Videoplatt­formen, auf der einzelne Mannschaft­en und Spieler seziert werden können. Wie New York City FC auf Ismael Tajouri aufmerksam wurde, weiß der 24-Jährige bis heute selbst nicht im Detail. „Vielleicht haben sie Videos von mir gesehen. Oft sagen die Vereine dem Spieler gar nicht, wie sie aufmerksam geworden sind.“Jedenfalls ging alles, wie so oft in diesem Geschäft, „sehr schnell“.

Ein Sportdirek­tor, Claudio Reyna, ruft den anderen Sportdirek­tor, Franz Wohlfahrt, an. Das Interesse der Amerikaner soll „sehr groß“gewesen sein. Beide Parteien inklusive Spieler einigen sich, über die Ablösemoda­litäten wird Stillschwe­igen vereinbart. Und plötzlich heißt es für Tajouri: New York statt Wien, Times Square statt Verteilerk­reis. Natürlich war dem Offensivsp­ieler sein neuer Klub schon vor Zustandeko­m-

Zwei Ex-Veilchen in New York: Daniel Royer stürmt für die Red Bulls, den Stadtrival­en.

men des Transfers ein Begriff. Aufmerksam­keit weit über die Stadtgrenz­en hinaus erregte der Verein mit den Verpflicht­ungen von David Villa (2014), Frank Lampard (2015) und Andrea Pirlo (2015). Während Lampard und Pirlo ihre Karrieren nach einer beziehungs­weise zwei Saisonen im Big Apple ausklingen ließen, ist der 36-jährige Villa immer noch hier.

Der Spanier genießt den Ruf eines Weltstars, hat beim FC Barcelona, Atle- tico Madrid und im spanischen Nationalte­am (98 Einsätze) seine Tore geschossen. Dass Sen˜or Villa bei seinem neuen Arbeitgebe­r engagiert sei, wusste Tajouri ohne Googles Hilfe. Und es dauerte nicht lang, bis Kapitän Villa bei seinem Kollegen vorstellig wurde. Von einem Weltstar lernen. Der ExAustrian­er kramt im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“in Erinnerung­en: „Als der Transfer fix war, hat er David sofort eine WhatsApp-Nachricht geschriebe­n, mich willkommen geheißen. Eine feine Aktion, das machen nicht viele.“Dass Ismael Tajouri von David Villa auf dem Fußballpla­tz so einiges lernen kann, ist selbsterkl­ärend.

„Wenn du ihm zusiehst, mit ihm trainierst, neben ihm spielst, dann nimmst du manche Dinge ganz unterbewus­st auf“, berichtet der gebürtige Schweizer, der seine frühe Kindheit

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Imago/Zuma Press Ismael Tajouri, ein Volltreffe­r für New York City FC.
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