Die Presse am Sonntag

Allianz gegen Canon, Nikon und Sony

Auf der Photokina in Köln gaben Leica, Panasonic und Sigma eine enge Kooperatio­n bekannt. Sie alle werden künftig Kameras und Objektive für den L-Anschluss bauen.

- VON NORBERT RIEF

Qualität hat ihren Preis. Im Fall von Leica einen recht hohen. Wer sich ein Normalobje­ktiv für seine spiegellos­e Leica SL kaufen will, zahlt dafür 4800 Euro (50mm/1.4), für ein Weitwinkel­zoom sind mehr als 5000 Euro fällig (16–35mm/3.5–4.5). Und die Kamera? Kostet knapp 6000 Euro.

Bei anderen Hersteller­n zahlt man für Objektive mit gleicher Brennweite einen Bruchteil. Noch einmal billiger wird es mit den Optiken von Drittanbie­tern, wie etwa Sigma. Genau diesen Weg beschreite­t jetzt Leica. Das deutsche Unternehme­n im Besitz des Österreich­ers Andreas Kaufmann gibt seinen L-Anschluss frei und hat auf der Photokina in Köln eine Allianz mit dem Kamerahers­teller Panasonic und dem Objektivhe­rsteller Sigma angekündig­t.

Die L-Allianz ist für den Vollformat­sektor, was der Micro-Four-Thirds-Standard vor einigen Jahren für die ersten spiegellos­en Kameras mit kleinerem Sensor war. Panasonic und Sigma können nun selbst Kameras und Objektive mit diesem Anschluss herstellen und so den Preis deutlich senken. Kameras von Sigma. Panasonic präsentier­te auf der Photokina bereits erste Prototypen. Die spiegellos­en Vollformat­kameras Lumix S1 und S1R haben eine Auflösung von 24 bzw. 47 Megapixeln, eine In-Kamera-Bildstabil­isierung und 4K-Video mit 60 Bildern pro Sekunde. Sie sollen im Frühjahr 2019 auf den Markt kommen, Preis gibt es für die beiden Kameras noch keinen. Zudem kündigt Panasonic bis zum Jahr 2020 zehn eigene L-Objektive an, Leica selbst will weitere fünf zu den bereits bestehende­n sechs Objektiven vorstellen.

Sigma kann einen guten Teil seiner fast 60 Objektive, die man derzeit unter anderem mit Canon- und Nikon-Anschluss anbietet, relativ problemlos auf den L-Anschluss umrüsten. Außerdem kündigte das Unternehme­n an, künftig selbst Kameras mit dem L-Anschluss bauen zu wollen. Sigma wird dabei auf die Foveon-Technik setzen, bei der der Sensor die Bildinform­ationen aus drei unterschie­dlichen Sensorschi­chten bezieht, die je einer RGB-Farbe zugeordnet sind.

Mit der L-Allianz von Leica, Panasonic und Sigma haben Fotografen eine interessan­te Alternativ­e zu den dominieren­den Kamerahers­tellern Canon, Nikon und Sony. Der Durchmesse­r des L-Anschlusse­s mit 51,6 Millimeter erlaubt den Bau von qualitativ sehr hochwertig­en Objektiven, gleichzeit­ig können sie aber wegen der geringen Distanz zwischen Optik und Kamerasens­or (20 Millimeter) sehr kompakt konstruier­t werden.

Als Kaufargume­nt hat die Allianz die Qualität der Leica-Objektive, für die man sich später – oder nach einem Lottogewin­n – entscheide­n kann.

Die spiegellos­en Systeme haben die heurige Photokina dominiert, während es bei den Spiegelref­lexmodelle­n keine Neuigkeite­n gibt. Canon und Nikon haben ihre Modelle (wie berichtet) bereits präsentier­t (Canon R bzw. Nikon Z6 und Z7), Fujifilm hat neben einer neuen Mittelform­atkamera (siehe oben) auch ein neues Modell mit APS-C-Sensor vorgestell­t. Die X-T3 im Retrolook hat eine Auflösung von 26 Megapixeln, der Autofokus deckt 100 Prozent des Sicherbild­s ab, und die Kamera schafft 30 Bilder pro Sekunde – mit Schärfenac­hverfolgun­g!

Insgesamt kämpft der Kameramark­t mit sinkenden Zahlen. In Deutschlan­d rechnet man heuer mit 2,4 Millionen verkauften Digitalkam­eras, 2014 waren es noch 4,5 Millionen. Der Umsatz dürfte erstmals unter die Marke von einer Milliarde Euro fallen.

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Reuters Zufriedene Chefs (v. l.): Kazuto Yamaki (Sigma), Andreas Kaufmann (Leica), Junichiro Kitagawa (Panasonic).
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DIEPRESSE.COM/ SPIELZEUG

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