Basketballmärchen »Austrian Hammer«
Erfolg international. Jakob Pöltl, 22, ist Österreichs erster Basketballer in der US-Profiliga NBA. Der Wiener dribbelt jetzt für San Antonio, er gilt als »das Versprechen«.
Österreichs Sport ist von Einzelphänomenen geprägt. Größen wie Marcel Hirscher (Ski), Dominic Thiem (Tennis), Thomas Vanek (NHL-Eishockey), David Alaba (Fußball) – oder Jakob Pöltl. Wobei der Wiener, 22, tatsächlich als Ausnahmeerscheinung gilt. Das ist seiner Körpergröße von 2,13 Metern und einem historischen Umstand geschuldet: Pöltl ist seit Juni 2016 der erste Österreicher, der in den USA in der besten Basketballliga der Welt – der National Basketball Association – spielt.
Der Sohn zweier Volleyballteamspieler lernte die Liebe zum Korb in der Donaustadt, bei den DC Timberwolves, kennen. Er spielte auch für das U18-Nationalteam. Bei einem Einsatz für Rot-Weiß-Rot wurde das schier Denkunmögliche Realität: Bei der B-EM in Mazedonien wurde der Center von Andy Hill, dem damaligen Assistenzcoach der Universität Utah, entdeckt.
2014 erhielt er ein Stipendium, spielte in der höchsten Klasse des US-Collegebasketballs. Eine Sensation, denn er erhielt auch Spielzeit. Beweglich, die Würfe passten, er stopfte („Dunking“), das Campusleben passte – alles lief für ihn wie am Schnürchen. Pöltl führte Utah 2016 ins Finale, der Riese aus der Gumpendorfer Straße wurde „bester College-Center des Landes“. Ein Wiener war in den USA, der Heimat des Basketballs, der beste Spieler.
2016 nahmen ihn die Toronto Raptors unter Vertrag. Pöltl spielte endlich in der NBA, er erhielt einen Zweijahresvertrag (3,6 Mio. Euro). Das viele Geld stieg ihm jedoch nicht zu Kopf. Seine Mutter arbeitet ja beim Finanzamt, zudem ist er bescheiden – ein Profi, der sich im Basketball-Schlaraffenland sportlich behaupten will.
In der abgelaufenen Spielzeit kam der Wiener in allen 82 Partien des Grunddurchgangs zum Einsatz, verzeichnete im Schnitt 6,9 Punkte, 4,8 Assists und 1,2 Blocks – die Statistik ist im US-Sport heilig. Aber: Nicht jeder Freiwurf saß, auch waren (für Nörgler) zu wenige Dreipunktwürfe dabei. Jedoch bleiben spektakuläre Aktionen erinnerlich: Ein gewaltiger „Stopfer“bescherte ihm den Spitznamen „Austrian Hammer“.
Da Sportler im US-Sport oft transferiert werden, gab ihn Toronto im Rahmen eines Tauschgeschäfts im Sommer an San Antonio ab. In Texas fand Pöltl wieder eine ganz andere, neue Welt. Ein Topklub, fünffacher NBA-Champion mit zig Stars. Pöltl kennt aber dieses Geschäft, seine Tücken, jede Finte. Daher machten die Spurs Beachtliches: Sie verlängerten seinen Vertrag bis 2020, ehe er das erste Spiel bestritten hat.
Diesen Vorschusslorbeeren wird der Wiener gerecht werden. Er wird seinen Weg mit Saisonstart ab 18. Oktober finden, den Ball gekonnt in den Korb werfen oder kraftvoll hineinstopfen. So wie es Einzelphänomene eben machen.