IPhone Xs: Zu schön, um wahr zu sein
Mit dem iPhone Xs will Apple an die Erfolge der Vorgänger anschließen und verspricht besseren Prozessor, stärkeren Akku und überarbeitete Kamera. Eine Innovationssuche.
Seit Ende September sind Apples neue Smartphones am Markt erhältlich. Das iPhone Xs ist das diesjährige Topmodell, das auch dieses Mal zu Weihnachten die Apple-Kassen klingeln lassen soll.
Das 1000-Milliarden-Dollar-Unternehmen hat mit dem iPhone Xs dem Jubiläums-iPhone aus dem Vorjahr ein technisches Update spendiert. Die „Presse am Sonntag“hat sich das neue Smartphone genauer angesehen.
Für die größte Aufregung sorgte schon im Vorfeld der Verfügbarkeit der Preis. Denn in der kleinsten Konfiguration (64 Gigabyte) schlägt das iPhone Xs mit 1149 Euro zu Buche. Für die 512-Gigabyte-Variante muss man dann noch tiefer in die Tasche greifen. 1549 Euro veranschlagt Apple hierfür. Das ist der selbe Preis wie auch schon beim iPhone X. Hier bleibt sich Apple immerhin treu. Und daran etwas zu ändern, wäre auch für ein börsenotiertes Unternehmen wie Apple unlogisch. Immerhin konnte man sich im Vorjahr über steigende Umsätze und einen Quartalsgewinn von 14,5 Milliarden Dollar freuen. Typisch Apple. Mit dem iPhone Xs liefert Apple gewohnte Qualität. Die Verarbeitung lässt kaum Wünsche offen, und die verwendeten Materialien – Edelstahl für den Rahmen, Glas für die Vorder- und Rückseite – weisen keinerlei Mängel auf. Beinahe perfekt. Die gewählten Farben (Silber, Grau und Gold) sind dezent. Wobei die Silber-Variante eine weiße Rückseite hat und das goldene Modell eher an Bronze erinnert. Aber das nur am Rande. Einzige Kritik: die nach wie vor hervorstehende Kamera. Das iPhone auf dem Tisch zu bedienen, wird zur munteren Wackelei. Rein äußerlich hat das kalifornische Unternehmen auch wieder auf Topniveau abgeliefert.
Mit dem rahmenlosen Design und dem wegrationalisierten Home-Button kommt ein weiterer Zwangsverzicht. Denn Apple ist es wie auch Samsung erneut nicht gelungen, den Finger- print-Scanner im Display zu verbauen. Etwas, das einigen chinesischen Herstellern bereits gelungen ist.
Damit müssen Nutzer mit der Face-ID Vorlieb nehmen, wenn sie nicht wieder zur PIN zurückkehren wollen. Die funktioniert in den meisten Lebenslagen einwandfrei. Aber leider nicht in allen. Wer im Bett liegend sein iPhone entsperren will, wird scheitern. Auch mit dunklen Sonnenbrillen hapert die Entsperrung, obwohl hier ein Ausflug in die Einstellungen Abhilfe schafft – auf Kosten der Sicherheit. Nervig bleibt, dass man nach dem Entsperren nicht direkt auf die Startseite geführt wird, sondern noch ein zusätzliches Wischen notwendig ist. Zu hübsche Selfies. Die Performance des Geräts ist mehr als in Ordnung. Die 30-minütige längere Ausdauer ist in der Praxis nicht spürbar. Auch nicht der leistungsstärkere A12-Prozessor. In Benchmark-Tests zwar sehr wohl, aber im direkten Vergleich mit dem iPhone X (Starten von Apps und Funktionen) spielt sich der Unterschied im Millisekundenbereich ab.
Bei der Kamera-Software hat Apple es aber zu gut gemeint. Die Fotoqualität ist nach wie vor sehr gut, manchmal aber zu gut. Die Farben wirken unter schlechten Lichtbedingungen überzeichnet, und besonders Porträt-Aufnahmen wirken verschwommen. Die weichgezeichneten Selfies liegen voraussichtlich an der implementierten Rauschunterdrückung; in Kombination mit dem neuen Smart HDR Feature. Ändern lässt sich das in den Einstellungen nicht. Ein Software-Update sollte dieses Wehwehchen aber ausmerzen können.