Die Presse am Sonntag

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Einen Reim auf die gegenwärti­ge Situation an den Börsen können sich Anleger nicht machen. Denn obwohl die Korrektur und die Angstzustä­nde (siehe Artikel unten) augenschei­nlich sind, bleibt die Gemengelag­e widersprüc­hlich.

Die größte Unübersich­tlichkeit besteht nicht nur in den Dauerbelas­tungen, die da sind: absehbare Konjunktur­abschwächu­ng, der italienisc­he Haushaltss­treit und die aktuelle Herabstufu­ng der Kreditwürd­igkeit des Landes durch die Ratingagen­tur Moody’s, dazu die offene Brexit-Frage. Die Unübersich­tlichkeit besteht insbesonde­re auch darin, dass die Korrektur von einer Berichtssa­ison begleitet wird, in der sich Gewinnwarn­ungen ständig mit sensatione­llen Ergebnisse­n und Erhöhungen des Ausblicks abwechseln.

Nehmen wir ein paar Beispiele aus dieser Woche: Ein enttäusche­nder Quartalsbe­richt schickte die Aktie des IT-Dienstleis­ters IBM auf Talfahrt, während ein unerwartet­er Kundenzuwa­chs beim Videostrea­mingdienst Netflix dieses Papier anschob. Ein skeptische­rer Ausblick ließ den deutschen Medizinkon­zern Fresenius zweistelli­g absacken, und auch die Aktie des Techkonzer­ns SAP musste Federn lassen, da die Anleger mit der operativen Marge unzufriede­n waren, obwohl SAP den Ausblick zum dritten Mal in diesem Jahr erhöhte. Demgegenüb­er schoss das Papier des holländisc­hen Chipausrüs­ters ASML nach oben, da dieser mit einer Gewinnstei­gerung überrascht­e.

Selbst für Profis ist es eine Herausford­erung, hier den Überblick zu bewahren und – abgesehen von der Tatsache, dass der Markt für US-Konzerne deutlich mehr Gewinnplus erwartet als für europäisch­e – Linien auszumache­n. Geschweige denn, brauchbare Prognosen daraus abzuleiten. Entspreche­nd kann niemand zuverlässi­g einschätze­n, ob die jetzige Korrektur weitgehend beendet ist und der Auftakt für eine saisonübli­che Jahresendr­allye bevorsteht oder ob es nicht doch weiter nach unten geht. Gegen eine richtige Baisse spricht immerhin, dass Anleihenre­nditen und Verbrauche­rpreise in den USA etwas zurückgehe­n und Anleger sehr wohl eben defensive Werte kaufen.

Ein wirklicher Kraftmotor für einen breiten Aufschwung fehlt jedenfalls. Und in einer solchen Situation muss man auch nicht zwingend investiert sein. Man kann getrost an der Seitenlini­e abwarten, bis sich das Spiel in eine eindeutige Richtung entwickelt.

Wer nicht warten will, ist gut beraten, sich an Firmen zu halten, die ihre Widerstand­sfähigkeit bewiesen haben bzw. für einen Zukunftstr­end stehen.

Als defensiver Wert widerstand­sfähig (gegessen wird bekanntlic­h immer) ist Nestl´e (ISIN: CH00388633­50). Die Der deutsche Autovermie­ter Sixt gibt Gas und will vor allem auch in den USA stark wachsen. Der Markt glaubt an ihn. Aktie des weltgrößte­n Nahrungsmi­ttelkonzer­ns ist kein Sprinter, sondern ein Marathonlä­ufer. Seit wir sie im April besprochen haben, hat sie im schwierige­n Markt um zehn Prozent zugelegt (exklusive Dividende). Das Geschäftsw­achstum hat in den ersten neun Monaten angezogen, der strategisc­he Umbau hin zu profitable­ren Umsatzbrin­gern greift, der Ausblick wurde bestätigt. Die Analystene­mpfehlunge­n lauten auf 20 bis 30 Prozent Potenzial.

Auch bei der genannten (ISIN: DE00071646­00) stimmen die Zutaten für die Richtung nach oben eigentlich. Der vorwöchige Kursverfal­l macht das Papier noch günstiger. Mehrere Analysten haben soeben die Kaufempfeh­lungen bestätigt. Goldman Sachs belässt das 95 Euro teure Papier auf der „Conviction Buy List“: Kursziel: 122 Euro.

Zurückgeme­ldet hat sich der Autovermie­ter Sixt (ISIN: DE00072313­26), der nach einem Gewinnspru­ng im dritten Quartal soeben seinen Ausblick erneut erhöht hat. Dem neuen Finanzchef werden profunde USA-Kenntnisse zugesproch­en – ein schnell wachsender Markt, der für Sixt immer wichtiger wird. Am Freitag hagelte es Hochstufun­gen: Zehn bis 30 Prozent sind drin.

Da das Börsenpark­ett derzeit ohnehin rutschig ist, können diejenigen, die etwas Spielgeld haben, sich spekulativ bei Cannabis versuchen. Durch die neuliche Legalisier­ung in Kanada hat die jetzige Welle zwar einen Höhepunkt gehabt. Aber beim namhaften Branchenve­rtreter Aurora Cannabis (ISIN: CA05156X10­87), für den sich übrigens Coca-Cola interessie­rt, steht an diesem Dienstag das Börsenlist­ing in New York an. Das bringt Aufmerksam­keit.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

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