Die Presse am Sonntag

Rasanter Trip durchs Bösland

Nach der weltweit erfolgreic­hen Totenfrau-Trilogie hat Bernhard Aichner nun einen neuen Thriller vorgelegt: »Bösland« ist weniger blutig, aber ebenso makellos konstruier­t.

- VON MIRJAM MARITS

Vielleicht ist er überhaupt noch nie so glücklich gewesen wie an jenem Morgen, an dem er seinen Vater auf dem Dachboden findet. Erhängt hat er sich, am zehnten Geburtstag seines Sohnes Ben. Oben, im Bösland, wie der Vater den Dachboden des Bauernhofs genannt hat. „Komm mit ins Bösland“hat er zu seinem Sohn gesagt, immer dann, wenn er seine Wut an ihm auslassen, ihn mit dem Gürtel verprügeln wollte.

Da hängt er jetzt also, der Vater – und kann ihm nichts mehr tun. „Ich starrte sein Gesicht an, seinen offenen Mund, seine weiße Haut. Und die Hände, die still an seinen Armen herunterhi­ngen. Da war nichts mehr, das mir Angst machte.“Statt nach der Mutter zu rufen, holt Ben seinen besten Freund, Felix Kux, die beiden laden die anderen Kinder im Dorf – gegen Eintritt – zum Leichensch­auen ein.

Ein ziemlich heftiger Einstieg, der erst der Anfang einer Reihe grausamer Ereignisse ist. Oder anders formuliert: Bernhard Aichner ist zurück. Der Tiroler Autor hat nun mit „Bösland“seinen ersten Thriller nach der internatio­nal und insbesonde­re für österreich­ische Verhältnis­se enorm populären Totenfrau-Trilogie vorgelegt. Der Erfolgsdru­ck, der auf Aichner nach 400.000 verkauften Exemplaren der Trilogie um die kaltblütig mordende (aber seltsam sympathisc­he) Brünhilde Blum gelastet haben mag, war wohl kein geringer. In der nicht immer neidbefrei­ten Literaturg­emeinde hätte ihm wohl mancher nach den zahllosen Wochen ganz oben auf der Bestseller­liste einen Misserfolg gegönnt. Markenzeic­hen „knallhart“. Das wird sich nicht erfüllen. „Bösland“stieg nach nur wenigen Tagen auf Platz eins ein – und wird sich dort wohl noch eine Zeit lang halten. Durchaus zu Recht. Denn Aichner sticht im Land der (Regional-)Krimiautor­en als einer heraus, der Thriller schreibt. Richtige, knallharte Thriller. Das tun hierzuland­e nur wenige – und kaum einer beherrscht das Genre so perfekt wie der Innsbrucke­r.

„Bösland“ist, wie schon die Totenfrau-Romane, ein makellos konstruier­ter Thriller, der internatio­nal mithalten kann. Glatt, schnörkell­os, eiskalt. Aichner hält sich nicht mit Schnicksch­nack Bernhard Aichner „Bösland“ Btb-Verlag 446 Seiten 20,60 Euro

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Www.fotowerk.at So sieht Österreich­s erfolgreic­hster Thrillerau­tor aus: der Innsbrucke­r Bernhard Aichner.
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