Harry Potters zauberhaftes Österreich
Der neue »Phantastische Tierwesen«-Film enthüllt, dass die Vorgeschichte von »Harry Potter« auch in Österreich stattfindet. Wo könnte sich ein solcher Zauber abspielen? Die »Presse am Sonntag« wagt ein Gedankenexperiment und geht auf Locationsuche.
Es ist ein kleiner Hinweis, der Raum für große Überlegungen öffnet: Im Film „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“(jetzt im Kino), der die Vorgeschichte der „Harry Potter“-Bücher erzählt, weist eine kurze Szene nach Österreich. Man sieht eine Festung in den Bergen, „Nurmengard Castle, Austria“wird dazu eingeblendet.
Für österreichische „Harry Potter“Fans ist das aufregend: Die Zauberersaga spielt sich vor allem in Großbritannien ab, die Autorin, J. K. Rowling, baute zwar Verweise auf andere Länder ein und beschreibt auf ihrem Blog „pottermore.com“sowie in Film- und Buchablegern etwa Zauberschulen in Japan oder das Zaubereiministerium von Paris. Hinweise, dass in ihrem Paralleluniversum auch in Österreich gezaubert wird, gab es bisher aber nicht.
Und jetzt das: Eine Alpenfestung, die – so viel weiß man aus dem „Harry Potter“-Kanon – als Zauberergefängnis noch eine wichtige Rolle in der Geschichte spielen wird, die in den „Phantastische Tierwesen“-Filmen erzählt werden soll. Wo genau sie liegt, wurde nicht spezifiziert. Ihren Standort zu suchen hat wohl wenig Zweck: Nicht nur, weil magische Orte für gewöhnlich mit Verhüllungszaubern vor den Augen der Muggel (wie die Zauberer die Menschen nennen) geschützt werden. Sondern vor allem, weil es keinen konkreten Drehort gibt: Das Bergpanorama dürfte eine digitale Montage sein – und Innenaufnahmen von Gebäuden werden meist im Studio gedreht.
Das soll kein Grund sein, nicht ein Gedankenexperiment zu wagen: Wo würde eine österreichische Zauberergemeinde ihre Zauberstäbe kaufen? Wie würden das Wiener Pendant zur Zaubererschule Hogwarts und das Zaubereiministerium der Österreicher aussehen? Welche schaurigen, schrulligen und die „Harry Potter“-Ästhetik mit österreichischer Tradition verbindenden Drehorte könnte Wien anbie- ten, sollten die kommenden Filme tatsächlich hierherführen? Mancher Ort ist bereits magisch „erschlossen“: Im Prater und auf der Donauinsel trainieren Quidditch-Clubs mit Ball und Besen, auch Live-Rollenspieler wie die „Wiener Schule für Zauberkunst und Hexerei“imaginieren sich Kellerlokale und Burgen als Zauberschauplätze. Die „Presse am Sonntag“stellt weitere Orte mit magischem Potenzial vor. Sicher, mit der imposanten „Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei“aus der Harry-Potter-Welt kann so schnell kein Gebäude in Österreich mithalten. Das Akademische Gymnasium in Wien als ältestes Gymnasium der Stadt hat zumindest eine (ähnlich) lange Geschichte – und der neugotische Ziegelbau am Beethovenplatz erinnert architektonisch auch an klassische englische Schulgebäude. Würden also in Wien junge Zauberer und Hexen ausgebildet, wäre das Akademische einer der besten Drehorte, auch wenn ihm die märchenhafte Lage von Hogwarts am düsteren See und unweit des Verbotenen Waldes fehlt. Sucht man ein Setting, das dem Schlosscharakter von Hogwarts näher kommt, könnte man das barocke Schloss Eggenberg in Graz zur Zaubererschule erklären. Das vor allem in den späteren HarryPotter-Teilen wichtige Zaubereiministerium ist zwar unterirdisch gelegen – würde man für die Wiener Zauberwelt ein Gegenstück suchen, würde sich das riesige ehemalige Kriegsministerium am Stubenring anbieten. Heute sind in dem mächtigen Regierungsgebäude mit dem unübersehbaren Doppeladler gleich mehrere Muggel-Ministerien (Wirtschaft, Gesundheit etc.) untergebracht, ein Zaubereiministerium könnte man sich hier – vielleicht unterirdisch? – sehr gut vorstellen. In London betreten die Zauberer das Ministerium über eine alte Telefonzelle – vor dem Wiener Regierungsgebäude böte sich eine der Statuen direkt vor dem Ministerium als Geheimeingang an. Vorteil: Auch zur Zaubererbank (s. unten) hätte man es nicht weit.