Die Presse am Sonntag

Frisches Gemüse im Winter

Jetzt wächst mehr als man glaubt, sagt Wolfgang Palme, Experte für Wintergemü­se.

- KARIN SCHUH

Seit elf Jahren beschäftig­t sich Wolfgang Palme mit Wintergemü­se. Der Experte vom Lehr- und Forschungs­zentrum Gartenbau versucht Konsumente­n genauso wie Produzente­n davon zu überzeugen, dass wir im Winter weder auf importiert­es noch auf in beheizten Glashäuser­n gezogenes Gemüse zurückgrei­fen müssen, sondern einfach das ernten können, was bei uns im Winter wächst – was nicht wenig ist.

Palme ist mit Schulungen, Vorträgen, Kursen bei seiner City Farm und auch einem Buch umtriebig. „Ich ziehe wie ein Wanderpred­iger durch das Land und merke, dass zwar sehr großes Interesse da ist, es aber sehr lang dauert, bis man sich von Dingen löst, die fix abgespeich­ert sind“, sagt Palme.

Dass eben auch im Winter frische Salate, Radieschen und selbst Jungzwiebe­ln geerntet werden können, wissen immer noch die wenigsten. Gut finden es aber die meisten. Seit zwei, drei Jahren beobachtet er ein verstärkte­s Interesse, bei Direktverm­arktern genauso wie bei Hobbygärtn­ern. „Das ist ein heißes Thema“, sagt Palme. Nur im großen Lebensmitt­elhandel sei das anders. Da passe unbeheizt gezogenes Wintergemü­se einfach nicht hinein, weil es sich nicht so gut planen lässt. Heuer habe er das besonders stark gemerkt. Durch den warmen Herbst konnten manche Kulturen, die für Weihnachte­n geplant waren, schon Mitte November geerntet werden. „Aber der Handel ist nicht flexibel. Wenn die etwas für eine bestimmte Woche bestellt haben, dann wollen sie es nur dann.“ Direktverm­arktung statt Supermarkt. Heuer wird bereits im dritten Jahr Wintergemü­se quer durch Österreich angebaut. Gemeinsam mit Bio Austria werden dabei bei sieben heimischen Bio- betrieben im Winter verschiede­ne Kulturen geerntet und verglichen. Verkauft wird das Wintergemü­se vor allem über Direktverm­arkter. Palme sieht es nicht negativ, dass Wintergemü­se nicht im Lebensmitt­eleinzelha­ndel erhältlich ist. Im Gegenteil. „Das stärkt die Direktverm­arktung, und diese braucht es auch zum Ausgleich. Sie kann auch die Geschichte dahinter besser erzählen.“Dass etwa durchaus zu Weihnachte­n Salat und frische Radieschen geerntet werden können. Letztere schmecken laut Palme im Winter weniger scharf und fast süßlich. Oder dass sich aus im Winter geerntetem Butterkohl vorzüglich­e Krautfleck­erln machen lassen.

Wer im Winter Gemüse ernten will, muss oft im Sommer oder Herbst säen. Karotten etwa sollten im August gesät werden. Palme hat in seinem Buch „Frisches Gemüse im Winter ernten“(Lö-

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