Let’s make money
INFORMATIONEN FÜR ZEITGENOSSEN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN
Wenn nun auch noch die Amerikaner auslassen, kann es richtig ungemütlich werden. Bei den Deutschen, Europas wirtschaftlichen Zugpferden, ist man mittlerweile ja schon daran gewöhnt, dass ihr von Auto- und Bankwerten dominierter Leitindex DAX mehr als zu wünschen übrig lässt. 14 Prozent minus in den vergangenen zwölf Monaten und keine Trendwende in Sicht. Und jetzt auch noch die Amerikaner.
Ihre Börsen haben die Anleger heuer zwar mit oftmalig neuen Allzeithochs verwöhnt und notieren auf Jahressicht noch mit einigen Prozenten im Plus. Aber spätestens seit Anfang Oktober ist die Luft raus. Soeben haben der Dow Jones und die Technologiebörse Nasdaq den größten Wochenverlust seit März produziert. Die Nasdaq notiert um knapp 14 Prozent tiefer als vor zwei Monaten, der Dow Jones um achteinhalb Prozent, der breiter gefasste S & P 500 um knapp zehn Prozent.
Der Ölpreis, der wegen der Spekulationen auf eine Abkühlung der globalen Konjunktur gefallen ist, wurde diesmal zur Last. Aber eben nur zur zusätzlichen. Im Übrigen beschäftigt und enerviert die Anleger weiterhin der Mix aus allen schon altbekannten Unsicherheiten, die einfach nicht weniger werden. Selbst wenn die ausgehandelte Brexit-Einigung heute nicht von Spanien blockiert wird, ist nicht sicher, ob sie der britischen Premierministerin nicht zu Hause um die Ohren fliegt. Italiens Haushaltsstreit mit der EU ist ohnehin ein Spiel mit dem Feuer. Der Rückgang des deutschen BIPs gibt einen Vorgeschmack auf eine Abbremsung der globalen Konjunktur. Und ob sich der US-chinesische Handelsstreit beim Zusammentreffen der beiden Staatschefs diese Woche entspannen wird, steht in den Sternen. Jede Portion mehr Klarheit in einem dieser Punkte würde den Börsen schon helfen. Andernfalls kann man nicht nur die Hoffnung auf eine Jahresendrallye fahren lassen, man wird – sofern man keine Börsenpause nimmt – einfach mit der fragilen Situation auch in den Advent gehen und mit der für die Endphase eines Börsenzyklus nicht ungewöhnlichen Volatilität weiterleben müssen.
Volatilität heißt allerdings, dass die Aktien auch nach oben ausschlagen können, wie der Vermögensverwalter Star Capital betont, der darauf verweist, dass allein in den USA noch über 350 Mrd. Dollar an Aktienrückkäufen bis zum Jahresende ausständig seien.
Bemerkenswert ist auch, dass Fondsmanager nach den Rücksetzern vom Oktober nun wieder mehr Anlagemöglichkeiten sehen, wie die monatliche Umfrage von BofA Merrill Lynch ergab. Ihre Einschätzungen für die globale Konjunktur 2019 sind zwar düster, Ein Essenszusteller vor dem Headquarter von Delivery Hero in Berlin. Die Nachfrage nach dem Dienst steigt weltweit. aber nur elf Prozent rechnen mit einer Rezession. Jedenfalls haben sie ihre Cash-Bestände von 5,1 auf 4,7 Prozent reduziert. Das Geld steckten sie in Aktien aus den USA und aus den Emerging Markets. Und während sie den Technologiesektor eher meiden, wenden sie sich dem Gesundheitssektor zu.
Die länger belasteten Schwellenländer könnten übrigens auch profitieren, wenn die US-Notenbank Fed wegen Konjunktursorgen die Zinsschritte verlangsamt und die in den Dollar geflüchteten Gelder wieder aus den USA abfließen (siehe Artikel unten).
In den USA selbst bleibt der Gesundheitssektor attraktiv und an der Börse auch sehr widerstandskräftig. Nachdem wir in den beiden vorigen Kolumnen CVS Health und UnitedHealth vorgestellt haben, weisen wir jetzt auf Alexion Pharmaceuticals (ISIN: US0153511094) hin. Die Pharmafirma fällt mit starken Zahlen und mit Fortschritten bei der Produktpipeline auf. Kerngeschäft sind Präparate gegen seltene Krankheiten. Fast alle Analysten empfehlen die Aktie zum Kauf.
Hat diese sich in letzter Zeit relativ stabil gehalten, so taten das die Essenslieferkette Delivery Hero (ISIN: DE000A2E4K43) und der Kochboxenanbieter Hellofresh (ISIN: DE000A161408) seit dem Spätsommer gar nicht. Dabei steigt die Nachfrage nach solchen Services stärker als erwartet. Die jetzigen Abverkäufe für die jungen Firmen seien stark übertrieben, so die Analysten. Dass einige von ihnen Hellofresh eine Kursverdoppelung zutrauen, scheint zwar auch übertrieben. Aber drin ist bei beiden etwas. Gegessen wird ja nicht nur in guten Zeiten.
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