Wie lang strotzt der Dollar noch vor Kraft?
Der Dollar stellt heuer alle Konkurrenten in den Schatten. Mit guten Gründen. Aber es gibt Anzeichen, dass das endet.
Geht es nach der US-amerikanischen Bank Goldman Sachs, dann sieht es für den US-Dollar künftig nicht so rosig aus. Die Risken für die Währung nähmen zu, weshalb sich diese auf breiter Front abschwächen werde, schrieben die Goldman-Experten diese Woche in einem Konjunkturausblick für 2019. Als Hauptgrund dafür nannten sie das abflauende Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten. Sollte es dazu kommen und auch noch andere Dollar-schwächende Momente eintreten, dann würden Währungen aus Lateinamerika, Japan, Schweden, Kanada, Israel, Australien und Neuseeland gewinnen.
Vorerst freilich zeigt sich noch nichts davon. In der abgelaufenen Woche war es überhaupt so, dass der Dollar den größten Prozentgewinn innerhalb eines Monats hingelegt hat. Am Freitag schloss der Dollar-Index, der das Verhältnis der US-Währung zu einem halben Dutzend anderer großer Währungen (vor allem Euro, Yen und Pfund) misst, bei fast 97. Das ist auf Zwölfmonatssicht nur knapp unter dem Höchstwert von 97,693 und deutlich über dem Tief von 88,253 Ende Jänner. Seit Anfang Jänner steht ein Plus von über fünf Prozent zu Buche. Seit den Börsenturbulenzen von Anfang Februar hat der Dollar selbst zum Euro, der am Freitag aufgrund enttäuschender europäischer Konjunkturdaten abermals abgerutscht ist, zehn Prozent gewonnen.
Dass die Anleger auch diese Woche wieder stärker in den Dollar flüchteten, hat mit seiner Funktion des sicheren Hafens zu tun, sehen die Investoren doch Vorboten einer globalen Konjunkturabkühlung, weshalb nun auch der Ölpreis fiel. Die Stärke der US-Währung in diesem Jahr hat freilich mehrere Gründe. Da ist zum einen, dass die US-Nationalbank Fed den Leitzins seit einiger Zeit – auf mittlerweile 2,25 Prozent – angehoben hat, während die anderen Notenbanken diese Schritte scheuen und damit den Geldfluss in die US-Währung begünstigen. Da ist zum anderen, dass die Fed ihre zur Krisenbekämpfung aufgeblasene Bilanz abbaut, was das weltweite Dollarangebot reduziert. Und da ist zum dritten, dass die US-Wirtschaft im Unterschied zu anderen Volkswirtschaften eben immer noch sehr robust ist.
Da sie freilich beizeiten abebben wird und diesbezügliche Anzeichen einige US-Notenbankmitglieder hellhöriger gemacht haben, weshalb bereits über eine Verlangsamung der Zinserhöhungspolitik spekuliert wird, ist auch mit Gegenwind für den Dollar zu rechnen. Damit hätte Goldman Sachs Recht.