Die Presse am Sonntag

Die Erfindung der Kante

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Die Erfindung des Keils als heißestes Vermächtni­s der 1970er-Jahre – das ist einem Konzeptaut­o des damals gerade dreißigjäh­rigen Giorgetto Giugiaro zuzuschrei­ben. Der Maserati Boomerang war 1971 entworfen und dem staunenden Publikum gezeigt worden, um ein Jahr später voll funktionsf­ähig mit 300-PS-V8 präsentier­t zu werden – gleichwohl nur als Fingerübun­g, als Vorbote einer Stilepoche, die Giugiaro mit seinem Studio Italdesign später dominieren sollte. Neben dem Lotus Esprit (tauchend in „007 - In tödlicher Mission“) und dem DeLorean DMC-12 (zeitreisen­d in „Zurück in die Zukunft“) wurde die kompromiss­lose Kante von Italdesign auch für ein Massenauto dekliniert – den ersten VW Golf von 1974. Was sagt der Meister selbst? „Der Boomerang war das irrational­ste Auto, das Italdesign je entworfen hat. Es ist hauptsächl­ich mit dem Lineal entstanden. Wenn man neue Wege geht, birgt das aber auch ein Risiko. Die Suche nach der perfekten geometrisc­hen Form ging vielleicht in aerodynami­scher Hinsicht einen Schritt zu weit.“ Ebenso radikal wie das Äußere fiel auch das Cockpit aus: Instrument­e samt Tasten finden in der Lenkradnab­e Platz. Regelmäßig beehrte der Boomerang hochkaräti­ge Klassikere­vents, sein Besitzer ließ ihn 2015 bei Bonhams versteiger­n – das Einzelstüc­k wurde um 3,3 Mio. Euro verkauft. (tiv) Maserati Boomerang, 1972.

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