Nordische WM 2019 in Seefeld
Die wird zu einem Gradmesser für Österreichs Wintersport. Verpasste Podestplätze fallen im Weltcup bei den Nordischen nicht so ins Gewicht – eine Heim-WM ohne Medaillen wäre aber fatal.
sensationell Staffel-Gold, Christian Hoffmann besiegte Millimeter vor der Ziellinie Norwegens Schlussläufer Thomas Alsgaard. Alois Stadlober huschte zu Silber über zehn Kilometer im klassischen Stil. Mario Stecher rettete mit Sprint-Silber, der einzigen Kombinierermedaille, den Job des Cheftrainers. Die Skispringer landeten außer Team-Bronze durchgehend im Niemandsland. Die Langläufer – auch dank Maria Theurl – verliehen also dem Event Glanz.
In der Gegenwart hängt alles von Ideen und Impulsen der gleichen Personen ab. Stecher muss nun als ÖSV-Direktor für Erfolge sorgen, Stadlober kümmert sich mit all seinem Herzblut unaufhaltsam um die Karriere seiner Tochter Teresa. Mit Markus Gandler zieht ein Mitglied der Goldstaffel an der Spitze für alle Langläufer die Fäden. Der Markt im nordischen Segment ist klein, die beruflichen wie sportlichen Perspektiven überschaubar und Verdienstmöglichkeiten wie im Skizirkus illusorisch. Dafür kratzt es – außer im Fall der Skispringer – landesweit kaum, wenn es keine Stockerlplätze gibt. Bei den Skifahrern ist das anders. Hier ist Erfolg Pflicht. Ausnahmslos. Immer.
Es wäre so wichtig, dass die WM in Seefeld (über 100.000 Tickets sind verkauft) ein kapitaler Erfolg wird. Nicht nur zu Tourismuszwecken, sondern damit Österreichs Nordische mehr Rampenlicht, Stellenwert und Zulauf erhalten, um – auch verbandsintern – noch bessere Strukturen zu schaffen. Damit sportinteressierte Kinder neue Vorbilder finden, sie ihnen womöglich nacheifern, damit die Kultur von Loipen (und Schanzen) begreifbarer, reizvoller wird im ohnehin so ungleichen Duell mit den Pisten.
Eine Heim-WM kann viel bewegen. Aber noch mehr zerstören, sollten Medaillen ausbleiben. Oder Erfolge später in einem anderen Licht erscheinen bzw. zerbröseln, weil Chemie im falschen Spiel war. Oder nur geladenen Gästen wie Wladimir Putin die ÖSV-Aufmerksamkeit zuteil wird.
Seefeld 2019 wird ein Sportfest, aber auch ein wegweisender, weitreichender Gradmesser für Österreichs Wintersport.