Elektroantrieb – ob der Fahrer will oder nicht
Willkommen in der Zone: Wie BMW Plug-in-Hybride bei Bedarf in reine E-Autos verwandeln will.
prominenter Crashs sind Teil des F1-Mythos. Aus der Liste: Bernd Pischetsrieder, damals BMW-Chef, „Mr. Bean“Rowan Atkinson (gleich zweimal), zuletzt Tesla-Gründer Elon Musk, nachdem ein mitfahrender Freund die Frage stellte: „So, was kann das Ding jetzt?“Mit dem Purismus der leichten Fahrmaschine sind Durchschnittsfahrer schnell überfordert: kein Servo, weder ABS noch ESP.
Zu ihrem Glück hat der F1 eine exzellente Crash-Struktur, die Überlebenschancen im hochfesten Monocoque deutlich erhöht. Auch muss die Nachwelt nicht bangen: Keines der Exemplare hat bislang das Zeitliche gesegnet. Ein solches Auto, so Branchenkenner Hrabalek, werde um jedes Geld der Welt wieder instand gesetzt, „wie auch jeder Ferrari 250 GTO seit 60 Jahren nach kleineren oder größeren Rennschäden wieder aufgebaut wird. Es zahlt sich einfach aus.“ Hawaii. In kundiger Hand freilich ist der F1 der geborene Sieger. In einem ohne viel Zeit und Budget in Renntrimm versetzten Aufgebot holte der F1 1995 bei seinem ersten Le-Mans-Einsatz den Gesamtsieg (plus die Plätze drei, vier, fünf ). Einen solchen Premieren-Triumph hatte es dort noch nie gegeben. Viele Geschwindigkeitsrekorde hält der F1 noch heute, nach 25 Jahren.
Murray selbst machte sich nach dem F1 selbstständig und propagiert mit seinem Ingenieurbüro neuartige Fertigungsverfahren nach Grundsätzen von Effizienz und Nachhaltigkeit.
Murray trägt gern Hawaiihemden und verachtet den politisch-diplomatischen Teil des Geschäfts. Die Autoindustrie hat ihn nie in ihre Reihe aufgenommen. Bunte Überflieger wie ihn, der Bestehendes infrage stellt und den gesamten Schaffensprozess kontrollieren möchte, schätzt sie nicht. Plug-in-Hybride verfügen über eine Traktionsbatterie, die viel kleiner ist als in rein elektrischen Autos, die rein elektrisches Fahren aber dennoch ermöglicht – wenn auch nur über kurze Distanzen. Die Reichweite beträgt je nach Modell und Ausführung – bei vollem Ladestand – 40 bis 80 Kilometer.
BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich hat am Rande der Los-Angeles-Motorshow ein irgendwie naheliegendes Szenario skizziert – das BMWFans der alten Schule dennoch irritieren dürfte. Flexible Fahrverbote. Demnach könnten Plug-in-Hybride seiner Marke so programmiert werden, dass sie bei Bedarf völlig automatisch und ohne Einbindung des Fahrers in den rein elektrischen Modus umschalten.
Das könnte bei Fahrten in Zonen, die Nullemissionsautos vorbehalten sind, der Fall sein. Die Fahrzeuge, so Fröhlich, seien mit GPS und Internet vernetzt und wissen stets genau, wo sie sich befinden.
Wo immer die jeweiligen Behörden permanente oder flexible Fahrverbote für Autos mit Verbrennungsmotor ausgerufen haben, verwandle sich der Antriebskombinierer in ein (lokal emissionsfreies) Elektromobil. Die Technologie werde gerade deutschen Behör- den vorgestellt, so Fröhlich, und sei auch eine Lösung für Haushalte, die nicht über mehrere Fahrzeuge verfügen. In Deutschland sind Fahrverbotszonen (einstweilen) für Autos mit Dieselmotoren bestimmter Schadstoffeinstufungen vom Obersten Gerichtshof für rechtens befunden worden.
Technisch ist der Aufwand dafür gering. Das System muss lediglich sicherstellen, dass die elektrische Reichweite ausreichend ist. Dafür könnte der Verbrennungsmotor an Bord veranlasst werden, vorausschauend einen entsprechenden Ladestand der Traktionsbatterie herzustellen, wenn zum Beispiel ein Ziel innerhalb einer solchen Zone im Navigationssystem hinterlegt ist.
Befindlichkeiten des Menschen am Steuer bleiben vorerst unberücksichtigt. Vermutlich wird es als Vorteil wahrgenommen, Zonen mit Restriktionen befahren zu dürfen. Reaktionen der Behörden stehen noch aus.
Ein Fahrzeug als goldener Schnitt – manche nennen ihn den DaVinci des Autobaus.