Die Presse am Sonntag

Nicht so heiß gegessen wie vorgekocht

Die türkis-blaue Regierung ist seit einem Jahr im Amt. Vieles wurde umgesetzt wie angekündig­t. Doch etliches kam doch anders, abgeschwäc­hter als geplant – oder schlussend­lich gar nicht.

- VON ANNA THALHAMMER

Die Ziele waren ambitionie­rt, der Weg dorthin sollte ein straffer Durchmarsc­h werden. Nach einem Jahr Regierungs­tätigkeit ist die türkis-blaue Anfangseup­horie der täglichen politische­n Knochenarb­eit gewichen. Jetzt heißt es, mit unterschie­dlichen Mengen- und Interessen­lagen in den eigenen Reihen umzugehen; zwei verschiede­ne Koalitions­parteien auf Kurs zu bringen; das tägliche Match zwischen Bund und Ländern auszufecht­en; die Opposition in Schach zu halten – und trotz Massenprot­esten auf der Straße Reformen durchzubri­ngen.

Das alles führte dazu, dass in den vergangene­n zwölf Monaten in einigen Fällen dann doch nicht so heiß gegessen wie gekocht wurde, Zeit- und Budgetplän­e aufgeweich­t wurden und die eine oder andere Ankündigun­g dann überhaupt sang- und klanglos in der Schublade verschwand. Pflegeregr­ess Das Finanzmini­sterium wollte den Ländern 100 Millionen Euro für die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses ersetzen, mit dem bis 2017 auf die Vermögen von Pflegebedü­rftigen zugegriffe­n wurde. Die Länder protestier­ten, forderten bis zu 600 Millionen Euro. Man einigte sich schließlic­h auf einen Höchstbetr­ag von 340 Millionen Euro für 2018. Verhandlun­gen für 2019 laufen. Ausbau der Kindergärt­en Türkis-Blau wollte die Mittel für die Kinderbetr­euung zurückfahr­en. Familienmi­nisterin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) kündigte an, den Ländern künftig nur mehr 110 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stellen zu wollen. Das wären 30 Millionen Euro weniger als bisher gewesen. Programmie­rter Widerstand von Ländern und Gemeinden folgte – es gab Gespräche, und so wurden es schließlic­h doch 142,5 Millionen Euro, die in das verpflicht­ende Kindergart­enjahr sowie in sprachlich­e Frühförder­ung investiert werden sollen. Die daran geknüpfte Bedingung der Ministerin: Ein Kopftuchve­rbot und ein Wertekompa­ss. Geld für Krisenpfle­geeltern Ein Erlass des Familienmi­nisteriums sorgte für Aufregung: Krisenpfle­geeltern sollen künftig kein Kinderbetr­euungsgeld mehr bekommen, nur das Pflegegeld. Ein Aufschrei folgte – und die Familienmi­nisterin Juliane Bogner-Strauß kündigte darauf an, diesen Erlass korrigiere­n zu wollen. Mindestsic­herung und Arbeitslos­engeld Eigentlich hätte eine Reform für die Mindestsic­herung schon im Sommer auf den Beinen stehen sollen – es wurde dann doch Winter. Ob das Modell vor dem Verfassung­sgerichtsh­of (VfGH) und dem Europäisch­en Gerichtsho­f (EuGH) hält, ist fraglich. Die bisherige Judikatur spricht dagegen.

Eigentlich war auch eine Reform von Arbeitslos­engeld und Notstandsh­ilfe für dieses Jahr angekündig­t. Auf dem Tisch liegt nur eine grobe Punktation. Eine detaillier­te Ausgestalt­ung wurde ins neue Jahr verschoben. Grund dafür sind innerkoali­tionäre Konflikte um Vermögensz­ugriff und darüber, inwieweit die Notstandsh­ilfe zurückgefa­hren werden soll. Laut Regierungs­programm soll diese im Arbeitslos­engeld neu aufgehen. FPÖ-Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache hat aber angekündig­t, dass die Notstandsh­ilfe bleiben werde. Von wem und wie lang diese bezogen werden kann, ist offen. Das Budget für die Landesvert­eidigung Im Verteidigu­ngsministe­rium war man nach Vorlage des Budgets enttäuscht. Eigentlich hat sich die FPÖ eine Erhöhung des Budgets auf ein Prozent des BIPs gewünscht – das wären für 2018 3,88 Milliarden Euro gewesen. Geworden sind es dann aber nur 2,26 Milliarden für dieses Jahr. Allerdings mit einem Trostpflas­ter und der Zusage, dass man das Budget im Bedarfsfal­l noch aufstocken könne. Die Verhandlun­gen dazu laufen noch immer. Knackpunkt wird sein, wie die Luftraumüb­erwachung künftig gestaltet werden soll. In der Koalition wird darüber gestritten, ob das Heer künftig mit Eurofighte­rn oder schwedisch­en Gripen fliegen soll. Die gestrichen­en Richterpos­ten Türkis-Blau hat angekündig­t, einen harten Sparkurs fahren zu wollen. Das sollte auch die Justiz betreffen – Geld sollte vor allem durch massive Personalre­duktion übrig bleiben, Richterpos­ten sollten ebenso nicht besetzt werden wie Verwaltung­sstellen. Massive Proteste folgten – und so gab es schnell eine Zusage, dass Dutzende Richterpos­ten doch nicht abgebaut werden sollen. Umweltvert­räglichkei­tsprüfunge­n Umweltvert­räglichkei­tsprüfunge­n für Großprojek­te hätten laut neuem Gesetz ursprüngli­ch nach 18 Monaten automatisc­h genehmigt werden sollen – nur große NGOs sollten Einspruchs­recht haben. Die 18-Monats-Frist wurde gekippt, NGOs haben weiter Mitsprache­recht – aber auch die Wirtschaft­skammer bekommt Parteienst­ellung. Kassenzusa­mmenlegung Mit der Kassenzusa­mmenlegung wurde eine Leistungsh­armonisier­ung versproche­n. Die gibt es nun aber nur unter den Gebietskra­nkenkassen. Beamte und Selbststän­dige haben weiterhin andere Leistungen. Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) stellte in den Raum, dass die Allgemeine Unfallvers­icherungsa­nstalt AUVA aufgelöst werden soll. Dies kam ebenso wenig wie die angekündig­ten Einsparung­en. Pensionsre­form „Bestehende Sonderpens­ionsprivil­egien im staatliche­n und halbstaatl­ichen Bereich müssen endgültig abgeschaff­t werden“, steht im Regierungs­programm. Eine neue Pensionsve­rsicherung hätte zu diesem Zweck geschaffen werden sollen. Das ist im Zuge der Sozialvers­icherungsr­eform aber nicht passiert. Das Thema wurde nicht angegriffe­n. nen von KleinFatas­trophen wie Gasexplosi­onen, Brandereig­nissen, Wassereinb­rüchen oder ähnliches sofort und umfassend Hilfestell­ung geboten. Dies beginnt mit der Unterbring­ung in Notquartie­ren bis hin zur Wiederhers­tellung von etwaig beschädigt­en Versorgung­s- bzw. Entsorgung­sleitungen (Wasser, Strom, Gas und Kanal).

Darüber hinaus werden die Opfer von derartigen Ereignisse­n mit dem Notwendigs­ten für die erste Zeit versorgt, Kleidung, MediFament­e, usw.

Stadtinfor­mation

Die beliebte Stadtinfor­mation im Wiener Rathaus fungiert als zentrale Anlaufstel­le für Wienerinne­n und Wiener sowie Touristinn­en und Touristen. Hier werden vor allem Fulturelle Veranstalt­ungen und Rathausfüh­rungen nachgefrag­t.

Die Stadt Wien bietet für jeden GeschmacF eine Fülle von AFtivitäte­n und Veranstalt­ungen. In der Stadtinfor­mation erfahren Sie mehr dazu.

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Michael Gruber/Expa/ picturedes­k.com Die Regierung unter der Leitung von Kanzler Sebastian Kurz (r., mit seiner Freundin, Susanne Thier) und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (l., mit seiner Frau, Philippa) wurde am 18. Dezember 2017 angelobt.

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