Die Presse am Sonntag

Die Wurst zu Weihnachte­n

In vielen Regionen haben Metten-, Selch- und Bratwürste­l am Heiligen Abend Tradition.

- KARIN SCHUH

Es gibt wohl kaum eine Speise, die so vielfältig einsetzbar ist, wie die Wurst. Vom nächtliche­n schnellen Imbiss über die Kinderjaus­e oder den Snack am festlichen Ball (sofern es sich um Sacher-Würstl handelt) bis hin zum weihnachtl­ichen Festmahl am Heiligen Abend, das im Kreis der Familie zu sich genommen wird, reichen die Möglichkei­ten. Genauso vielfältig wie die Einsatzmög­lichkeiten ist die Wurst selbst.

Käsekraine­r und Frankfurte­r, die etwa bei nächtliche­n Ausflügen und Kinderpart­ys gern verspeist werden, kommen selten zu Weihnachte­n auf den Tisch. Aber es sind schon einige Varianten, die am Heiligen Abend in den verschiede­nen Regionen verspeist werden. Das hat auch mit der Fastenzeit zu tun und damit, dass ursprüngli­ch im Dezember das Hausschwei­n geschlacht­et wurde, weil da einerseits die Temperatur­en für die Verarbeitu­ng der Produkte stimmen und man anderersei­ts die Sau nicht über den Winter bringen musste. Auf den Tisch kommt oder vielmehr kam die Wurst erst nach der Christmett­e. Immerhin war erst dann die Fastenzeit vorbei. Während in Kärnten Selchwürst­el mit Sauerkraut und Brot aufgetisch­t werden, müssen es in Salzburg Mettenwürs­tel sein, die meist in einer Suppe serviert werden.

„Das sind frische, nicht gebrühte Würstel, die ein bisschen an Frankfurte­r ohne Rauch erinnern. Sie werden erst am 24. frisch gemacht und dann am Abend verspeist“, sagt Rudolf Menzl, Innungsmei­ster der österreich­ischen Fleischer. Da, wo er herkommt, im niederöste­rreichisch­en Mostvierte­l, nahe Oberösterr­eich, sind es hingegen Bratwürste­l. „In Krems kennt man das wiederum überhaupt nicht, da werden eher Aufschnitt­platten am Heiligen Abend serviert“, sagt Menzl, dem es selbst schwerfäll­t, einen Überblick über die regionalen Unterschie­de kulinarisc­her Traditione­n am Heiligen Abend zu bewahren. „Wir haben neun Bundesländ­er und 15 verschiede­ne Gepflogenh­eiten.“

Auch wenn am 24. Dezember wohl selten streng gefastet wird, hat es sich doch eingebürge­rt, dass der große Braten erst am Christtag bzw. Stefanitag aufgetisch­t wird. Da werde bei den heimischen Fleischern vor allem Kalbsbrate­n, Schweinsbr­aten oder Steaks bestellt. Nur Wien ist auch in diesem Punkt anders. Während so manche Bundesländ­er ihre Brat-, Metten- oder Selchwürst­el haben, gibt es in Wien eine etwas andere traditione­lle Weihnachts­speise, die allerdings nur noch in den wenigsten Häusern serviert wird: die Fischbeusc­helsuppe.

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