Die Presse am Sonntag

Gratin von Ochsengaum­en mit Beschamel. Palais de boeuf au gratin a` la bechamel.´

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Zutaten: „Die gut gereinigte­n, in der Braise weichgesot­tenen und darin ausgekühlt­en Ochsengaum­en werden auf ein Tuch gelegt, abgetrockn­et, alles Schwarze rein abgelöst, dann feinblätte­rig geschnitte­n und mit der nöthigen gut bereiteten Sauce Beschamel und einem Stück Glace in genaue Verbindung gebracht, welches jedoch nach dem Volumen der Ingredienz­en geschehen muß, damit nicht zu viel Beschamel beigegeben wird. Diese Masse wird nun ganz heiß in einer tiefen Schale erhaben angerichte­t, oben glatt gestrichen und mit dem festgeschl­agenen Schnee von zwei Eiern überstrich­en, mit fein geriebenem Brod und etwas geriebenem Parmesankä­se bestreut, gut mit zerlassene­r, frischer Butter beträufelt und einige Minuten in einen warmen Ofen gestellt oder auch mittelst Darüberhal­ten einer glühenden Schaufel dem Gratin eine lichtbraun­e Farbe gegeben und sogleich servirt. Gebackene Croutons können nach Belieben herum garnirt werden.“ Garnierung: Mit einer glühenden Schaufel gratiniere­n – damals hätte man wohl für die heutigen winzigen Baumarkt-Bunsenbren­ner für Cre`me bruˆle´e nur ein müdes Lächeln übrig gehabt. Damals – das meint 1872, als Johann Rottenhöfe­rs „Neue vollständi­ge theoretisc­h-praktische Anweisung in der feinern Kochkunst mit besonderer Berücksich­tigung der herrschaft­lichen und bürgerlich­en Küche“erschien. Ein außerorden­tliches, weil eine Vielzahl von unbekannte­n Rezepten bereithalt­endes Buch. Rottenhöfe­r zeigt, wie nobel so manches Abschrecke­nde gleich klingt, wenn man die französisc­he Übersetzun­g mit anführt: So wird Reisschlei­m etwa zu Cremeˆ de riz, Leberpflan­zel zu Pain de foie.

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