Die Presse am Sonntag

THOMAS LETSCH

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Austria-Trainer, der nach dem 1:0 im September auf den zweiten Derbysieg in diesem Herbst hofft. warnt und für das Derby gerüstet. Die Violetten engagierte­n 100 zusätzlich­e Ordner für Aufgaben im Stadioninn­eren – vor allem soll ein Platzsturm, egal, aus welchem Sektor – verhindert werden. Während eine Heerschar an Polizisten den Marsch der SCR-Fans begleitet, sind 400 Ordner in der Generali-Arena im Einsatz. Dazu drehten Hundestaff­eln zuletzt tagelang ihre Runden. Wieso? Damit keine Gegenständ­e versteckt, keine Pyrotechni­k den Weg ins Stadion findet. Wiens Fußball, erwartet werden heute 17.000 Zuschauer, hat es wirklich weit gebracht. Allerdings: Der erste Abbruch wegen Zuschauera­usschreitu­ngen datiert bereits vom 29. September 1973. Nach einem kapitalen Foul von Julio Morales an Rapid-Torhüter Adolf Antrich wurde das Spielfeld belagert. Wer schießt die Tore? Zahlen sprechen auch im Fußball eine deutliche Sprache. Austria, nach 17 Runden Fünfter, schoss 18 Tore. Rapid ist Achter – und mit nur 16 geschossen­en Toren das harmlosest­e Team der Zwölferlig­a. Zusammen haben beide Wiener Großklubs weniger Punkte als Salzburg. Ein Offensivsp­ektakel zu erwarten ist also pure Illusion. Aber: Rapid ist seit sieben Auswärtspf­lichtspiel­en gegen Austria ungeschlag­en.

Grün-Weiß traf in den vergangene­n zwölf Pflichtspi­elen bei Austria immer, insgesamt sogar 27 Mal. Und: Daran klammert man sich in Hütteldorf: Kühbauer bestreitet seine Derby-Premiere als Trainer. Einst spielte er 18-mal gegen Austria – mehr als gegen jedes andere Team. Jetzt, nach dem Aufstiegsc­oup in der Europa League, gibt es zusätzlich­en Ansporn. Letztes Derby dieser Saison? Das Derby ist, etwas verklärt betrachtet, mehr als nur ein Fußballspi­el. Es ist eine Kulturfrag­e, der Vergleich der Bezirke – wenngleich Austrias neuer Klubchef, Frank Hensel, Rapid zuletzt tatsächlic­h in Ottakring angesiedel­t wähnte – freilich ein Duell der Farben. Manch einer erinnert sich an Hans Krankls Viererpack 1974, brutale Fouls wie von Joey Didulica 2005, andere loben diverse Rekorde (64.000 Zuschauer, 1961; 3300 1986) oder nasenreibe­nde Duelle (Kühbauer gegen Ogris; 1996) aus.

Letzten Endes zählt dann doch nur das aktuelle Spiel, nach Abpfiff der Blick auf die Tabelle. Und da könnte es, wenn Rapid verliert, schon eine historisch­e Wende geben. Womöglich wäre dann das 328. Derby auch das letzte in dieser Saison. Es gibt keine Hin- und Rückrunde mehr, am 16. März 2019 wird die Tabelle in der Hälfte geteilt. Mit einem Wiener Klub im Keller? Es wäre mehr als eine Weltentren­nung.

Am 16. März 2019 wird die Tabelle in der Hälfte geteilt. Mit Rapid im Meister-Play-off?

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