Die erste waschechte Weltmeisterin
Abseits der üblichen Pfade hat die Vorarlbergerin Lorraine Huber eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Aufgewachsen in Australien, Skifahren nur im Urlaub, kaum Wettkampferfahrung – und dennoch war Lorraine Huber 2017 Weltmeisterin der Freeride World Tour, dem Weltcup der Extremskifahrer. Praktisch alle, die es bis dorthin schaffen, sind ausgebildete Rennläufer, die schließlich das Backcountry für sich entdeckt haben. „Da bin ich sicher eine Ausnahme“, sagt Huber.
Bis zu ihrem Highschool-Abschluss lebte sie bei ihrer Mutter in Australien, zum Skifahren blieb nur der Sommerurlaub, als sie ihren Vater in Lech am Arlberg besuchte. „In diesen fünf Wochen war ich jeden Tag am Berg unterwegs, das war das Schönste überhaupt“, erzählt die 38-Jährige. Mit den Wettkämpfen hat sie erst vor zehn Jahren begonnen. „Ich habe als Jugendliche Ballettvorführungen und Klavierkonzerte gemacht, hatte aber keine Erfahrung mit Wettkampfdruck. Ich habe mir das allein erarbeitet.“
In einem aber unterscheidet sich Huber nicht von den Ski-Kolleginnen: Auch sie ist überwiegend mit Männern unterwegs. „Deswegen sind die Wettkämpfe so wichtig, da kommen die besten Frauen zusammen. So können wir das Niveau heben.“Weibliche Vorbilder spielen dabei eine große Rolle. „Für ein junges Mädchen ist der Schritt zum ’Das kann ich auch’ viel kleiner.“
Verdient hat Huber als Freeriderin deutlich weniger als die Männer. Auch Sponsoren haben weniger Budget für Projekte von Frauen. „Das habe ich schon zu spüren bekommen“, sagt die studierte Betriebswirtin. Ihre Wettkampfkarriere hat die Vorarlbergerin beendet, sie will sich dem Alpinismus widmen, Filme drehen und ihre Frauen-Skicamps ausbauen. „Ich habe das Bedürfnis, etwas weiterzugeben.“