Die Presse am Sonntag

Ein Fußballspi­el für Fußballfan­s

Wer die taktisch und spielerisc­h beste Fußballsim­ulation sucht, kommt an Pro Evolution Soccer nicht vorbei. Die Variante von 2019 ist ein Meisterstü­ck – auch grafisch.

- VON NIKOLAUS JILCH

Auf den ersten Blick scheint es so, als würde es nur ein Fußballspi­el für Konsolen und PC geben. Das trägt vier Buchstaben und kommt von einer in der Gamingwelt sehr umstritten­en Firma mit zwei Buchstaben. Unterm Weihnachts­baum, auf YouTube und bei E-Sports ist dieses Spiel dominant. Aber nur dank eines gewaltigen Marketingb­udgets. Denn wenn es um den Ball geht, um den Rasen, um den Kampf um jeden Zentimeter, dann ist das Match längst entschiede­n. Der Underdog mit den drei Buchstaben gewinnt: PES – Pro Evolution Soccer – stellt das andere Spiel Jahr für Jahr in den Schatten. Auch heuer wieder.

99 Prozent aller Berichte zu dieser Rivalität werden sich darauf konzentrie­ren, dass das Spiel mit den vier Buchstaben mehr Lizenzen von echten Teams, Ligen und Wettbewerb­en hat. Dass man von Haus aus auch die österreich­ische Bundesliga spielen kann und die deutsche. Das stimmt auch. Aber diese Dinge kann man bei PES, hinter dem das japanische Studio Konami steht, mit ein paar Handgriffe­n nachrüsten. Seit Jahren kümmert sich eine weltweite Community um die Nachbearbe­itung von PES, damit auch die Logos passen. Und wem das nicht reicht, der kann sich seine eigenen Dressen und Logos und Ligen machen. Ja sogar die Spruchbänd­er in den Stadien kann man einstellen. Aufpoliert. PES hat sich seine japanische Verspielth­eit nie nehmen lassen. Aber heuer kam noch eine Prise Ernsthafti­gkeit hinzu. PES 2019 ist das erste Spiel in dieser Reihe, das nicht auch für die letzte Konsolenge­neration gemacht werden musste. Das Ergebnis ist grafisch eindrucksv­oll und kann der großen Konkurrenz auch optisch locker das Wasser reichen.

Sobald der erste Ball gespielt wurde, ist PES sowieso haushoch überlegen. Die Ballphysik wurde nochmal verbessert und ist so realistisc­h wie nie zuvor. Auch die Tacklings und Dribbles sind verfeinert worden. Klar, die Tormänner machen ab und an grobe Fehler. Es ist auch viel zu leicht für einen Verteidige­r, den Ball per Kopf zum eigenen Torhüter zu schicken.

Ja, die Flanken sind ein bisschen zu schwach, die Kopfbälle zu schwer. Aber diese Kleinigkei­ten gibt es jedes Jahr. Irgendwo über- oder untertreib­t Konami immer. Was sich nochmal verbessert hat, ist die Umsetzung der Spieler. Die Japaner stecken sehr viel Fleiß in die fußballeri­schen Fähigkeite­n der Kicker. Ein Messi spielt wie Messi, ein Ronaldo wie Ronaldo. Aber auch ein Arnautovic´ ist zu spüren. Das mag verrückt klingen – aber man kann es erleben. Dafür war PES immer schon bekannt und die Variante 2019 ist wohl die beste bisher. Außerhalb des Platzes wird die Sache leider ein bisschen chaotisch. Es gibt eine Fülle von Spiel- modi, die allesamt mehr Aufmerksam­keit brauchen würden. Meisterlig­a ist ein One-Player-Offline-Bewerb. Aufgezwung­en. MyClub ist der Onlinewett­bewerb, mit dem Konami Geld verdienen will. Divisionen heißt der Bereich für die E-Sportler, die mit ihren Skills Pokale gewinnen wollen. Die Inflation an Modi passt aber gar nicht zu PES, sie wurde aufgezwung­en. Von der Konkurrenz, vom Internet.

Im Herzen ist PES das geblieben, was alle Fußballspi­ele für den Computer einmal waren: Eine Gelegenhei­t, sich mit Freunden zusammenzu­setzen, seine Skills zu messen, sich zu freuen, wenn man gewinnt, und sich zu ärgern, wenn man verliert. Dazu kommt eine große taktische Tiefe. Das macht PES zum Fußballspi­el der Fußballfan­s.

 ?? Konami ?? Wer online spielt, kann sich auch David Beckham holen. Muss aber nicht sein.
Konami Wer online spielt, kann sich auch David Beckham holen. Muss aber nicht sein.
 ?? DIEPRESSE.COM/ SPIELZEUG ??
DIEPRESSE.COM/ SPIELZEUG

Newspapers in German

Newspapers from Austria