Viele Tote unterm Baum
Historisches und Aktuelles bieten die Thriller und Krimis österreichischer Autoren – manchmal bösartig, manchmal brutal, oft skurril und immer spannend. Im literarischen Herbst Österreichs stapeln sich die Leichen bis zum Dachboden. Dort ist Bernhard Aichners „Bösland“(btb). Dort wird Ben von seinem Vater verprügelt und eine Dreizehnjährige ermordet. Wieder ein Thriller, den die Freunde des Genres nicht aus der Hand legen werden. Also nicht beginnen zu lesen, bevor die Christbaumkerzen gelöscht sind!
In seine Stärken gearbeitet hat auch Thomas Raab mit „Walter muss weg“(KiWi). Wie schon bei den Metzger-Krimis stellt er sich mit der Serie um Frau Huber in eine Traditionslinie österreichischen Humors Nestroy’scher Prägung: bitterböse, skurrile Geschichten. Als Walter nach fünfzigjähriger Ehe verstirbt, ist Frau Huber nicht traurig. Durch Ungeschicklichkeit öffnet sich beim Begräbnis der Sarg und drin ist: nicht Walter. Frau Huber ermittelt.
Anne Goldmann ist mit „Das größere Verbrechen“(Ariadne) auf Platz sechs der deutschen Krimibestenliste gelandet. Die Geschichten dreier Frauen werden darin auf hoch artifizielle Weise miteinander verwoben, jede von ihnen wurde auf ihre Art schuldig.
Ins Jahr 1939 greift Thomas Buchners „Donaudämmerung“zurück. Hermann Göring kommt nach Linz, um die Reichswerke zu eröffnen. Kurz darauf wird Ernestine Bremstaller getötet, die angeblich Görings Tante ist.
Ähnlich beklemmend ist Alex Beers „Die rote Frau“(Limes), 1920 in Wien angesiedelt. Ein Stadtrat wird ermordet, eine Schauspielerin fürchtet um ihr Leben. Hunger und Not überall und mittendrin schreckliche Verbrechen. Thomas Buchner: „Donaudämmerung“, Haymon, 288 S., 12,95 Euro