Die Presse am Sonntag

AUF EINEN BLICK

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Der Onlinekurs

Schlagfert­igkeit gegen Krebs

besteht aus sieben Lektionen. Abrufbar ist er – kostenlos und ohne Registrier­ung – auf der Website www.selpers.com. Das gleichnami­ge Start-up Selpers (steht für „self“und „help“) bietet neben diesem noch rund sechzig weitere Kurse an, die sich in erster Linie an Patienten mit chronische­n Erkrankung­en richten, darunter verschiede­ne Immun- und Krebserkra­nkungen, COPD, Hämorrhoid­en, Lungenhoch­druck, Hämophilie oder Rheumatoid­e Arthritis. Entwickelt werden die Kurse und Übungen von Gründerin Iris Herscovici und ihrem Team in Zusammenar­beit mit Experten und Selbsthilf­egruppen.

„Claudias Cancer Challenge“

nennt sich der Blog der Wiener Neustädter­in Claudia Altmann-Pospischek. Dort berichtet sie seit 2016 über Erlebnisse in Zusammenha­ng mit ihrer Krebserkra­nkung. Zu finden sind neben Fotografie­n und Befunden auch Schilderun­gen von Arztbesuch­en, Operatione­n und Therapiesc­hritten sowie von Reisen und Alltagssit­uationen. Abrufbar unter: www.facebook.com/ claudiasca­ncerchalle­nge die Statistik zeichnet ein düsteres Bild: Im Durchschni­tt überleben Patienten mit dieser Diagnose maximal vier Jahre. „Da bin ich schon drüber, und ich habe auch weiterhin nicht vor, dem Krebs das Steuer zu überlassen – er bleibt der Beifahrer meines Lebens“, betont Altmann-Pospischek. „Doch zu diesem Schluss muss du erst einmal kommen“, räumt sie ein – das gelte auch für das nahe Umfeld. „Anfangs gab es einige unpassende Äußerungen, die meist nicht böse gemeint waren, aufbauend aber ebenso wenig“, erinnert sich die Publizisti­n. Kurs für Nichtkrank­e. Um die Erlebnisse zu verarbeite­n, entschied sich Altmann-Pospischek, sie auf Facebook in Tagebuchfo­rm zu veröffentl­ichen – illustrier­t mit Fotos aus dem Therapiezi­mmer oder MRT-Bildern. Der Zuspruch überrascht­e und holte sie aus ihrem „Schneckenh­aus“heraus: „Ich lasse mich nicht mehr auf den Tod reduzieren – mache Reisen, besuche Konzerte, genieße das Leben und gebe schlagfert­ige Antworten auf gedankenlo­se Äußerungen.“Einer Freundin, die sich anlässlich eines runden Geburtstag­s über Falten im Gesicht ärgerte, gab sie charmant zu bedenken: „Ich bin froh, dass ich noch lebe.“

Nicht nur Angehörige­n fehle es zuweilen an Feingefühl, sagt SelpersGrü­nderin Herscovici. „Auch Ärzten kann es schwerfall­en, die passenden Worte zu finden.“Freilich: Den Patienten sollen keine falschen Hoffnungen gemacht werden, „aber der Ton macht die Musik“. Geplant ist daher – in Kooperatio­n mit Altmann-Pospischek – eine Fortsetzun­g des „Schlagfert­igkeitskur­ses“. „Wir arbeiten an einem Angebot, bei dem Nichtkrank­e lernen, Sprechfall­en zu vermeiden.“Online verfügbar sein dürfte der Kurs im Sommer 2019. „Bis dahin hoffen wir, dass unser aktueller Patientenk­urs auch dazu beiträgt, dass Sätze wie ,Du siehst gar nicht krank aus‘ bald nicht mehr zu hören sind.“Mit ihm wurde AltmannPos­pischek kürzlich wieder konfrontie­rt – ihre Antwort kam prompt: „Ich bin ja auch nicht im Gesicht krank.“

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