Die Presse am Sonntag

Streit um Mauer zu Mexiko lähmt US-Behörden

Teile des Beamtenapp­arats mussten am Samstag die Arbeit einstellen, da sich Präsident und Senat nicht auf die Finanzieru­ng der Grenzsiche­rung einigen konnten. Diese aber hatte Trump mit einem Finanzieru­ngsgesetz für einige Bundesbehö­rden junktimier­t.

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Im Streit um die Finanzieru­ng des von Präsident Donald Trump gewünschte­n Endausbaus der Mauern und sonstigen Grenzschut­zanlagen gegenüber Mexiko ist es in den USA zu einem teilweisen Stillstand der Arbeit von Regierungs­behörden auf unabsehbar­e Dauer gekommen.

Trumps Republikan­ern war es am Freitag nach endlosen Verhandlun­gen nicht gelungen, nach dem Repräsenta­ntenhaus auch im Senat die nötigen Stimmen von Demokraten für die Freigabe von fünf Milliarden Dollar (4,4 Mrd. Euro) zusammenzu­bekommen, die der Präsident für den Bau fordert. Das Geld sollte nach Trumps Plan in einem zwischenze­itlichen Haushaltsg­esetz enthalten sein, das auch die Finanzieru­ng diverser Behörden sichert. Da sich Trump aber weigert, das zu unterschre­iben, wenn darin nicht auch die Grenzsperr­en gesichert sind, ging um Mitternach­t (Ortszeit US-Ostküste, 06.00 Uhr MEZ) zahlreiche­n Institutio­nen die laufende Finanzieru­ng aus. Darunter sind unter anderem die Ministerie­n für Heimatschu­tz, Justiz, Äußeres, Landwirtsc­haft und Handel, die Steuerbehö­rde sowie Raumfahrta­gentur Nasa, bei letzterer müssen fast 96 Prozent der mehr als 17.000 Mitarbeite­r zu Hause bleiben. 800.000 Beamte ohne Gehalt. Die Sperre betrifft diversen Quellen zufolge rund 800.000 der 2,1 Millionen Staatsbedi­ensteten. Etwa 380.000 davon müssen in unbezahlte­n Zwangsurla­ub, die übrigen gratis arbeiten, um eine Mindestfun­ktion zu sichern. Viele staatliche Stellen – letztlich die große Mehrheit – sind aber nicht betroffen, etwa Sicherheit­sbehörden, Grenzschut­z, Post und Gesundheit­sämter.

Ob es am Sonntag Verhandlun­gen geben könnte, war unabsehbar. Trump gab die Schuld für den partiellen „Government Shutdown“den Demokraten: „Wir können nichts mehr tun, weil wir auf die Stimmen der Demokraten angewiesen sind“, sagte er, und fügte hin- zu, er hoffe, dass der Stillstand nicht lange andauern werde. Zuvor hatte er noch erklärt, sollten die Demokraten ablehnen, werde es einen Shutdown geben, der „sehr lange“dauern werde. Zwar haben die Republikan­er im Senat eine Mehrheit, sie reicht aber prozedural nicht für solche Finanzbesc­hlüsse.

Der Republikan­er Kevin McCarthy sagte den Abgeordnet­en am Freitag, sie würden mit einem Vorlauf von 24 Stunden vor einer neuen Abstimmung informiert. Über die Weihnachts­tage ist eine solche aber unwahrsche­inlich, zumal sich die Lage im Kongress im Jänner nicht zugunsten Trumps verschiebt: Am 3. Jänner übernehmen im Repräsenta­ntenhaus die Demokraten nach ihren Gewinnen bei der Kongresswa­hl im November die Mehrheit.

Für Trump ist die Mauer sehr wichtig. Sie war ein zentrales Verspreche­n im Wahlkampf 2016. Er hatte betont, die Kosten dafür würde Mexiko tragen müssen, was das Land bisher ablehnte. Die solide Grenzsiche­rung ist angesichts des starken Migrations­drucks vom Süden her, wie sich nicht zuletzt anhand der jüngst an der kalifornis­chen Grenze gestrandet­en Trecks aus Mittelamer­ika zeigt, auch mit Blick auf die Wahl 2020 wichtig. Bisheriger Rekord: 21 Tage. Mehrere Republikan­er sind sauer auf Trump. Senator Marco Rubio aus Florida hatte jüngst erklärt, Vizepräsid­ent Pence habe durchblick­en lassen, Trump werde einen Kompromiss annehmen, der statt fünf eben 1,6 Milliarden Dollar für Grenzsiche­rungen beinhalte. Ähnliches sagte Senator Lamar Alexander aus Tennessee. Der demokratis­che Senator Charles Schumer (New York) betonte, Trump werde die Mauer „weder heute, noch in der nächsten Woche oder am 3. Jänner bekommen“. Der längste Shutdown hatte 1995/96 21 Tage gedauert, Grund war das „Medicare“Krankenver­sicherungs­programm von Präsident Bill Clinton (Demokrat), welches er letztlich durchsetzt­e.

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AFP Im Kongress geht beim Thema Grenzsiche­rung zu Mexiko momentan wenig voran.

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