»Der Kapitalist hat sein Vermögen von Gott
Was zeichnet christliche Unternehmer aus? Metaller-Verhandler Veit Schmid-Schmidsfelden über den Mammon, den Neid, einen linken Papst und Reiche, die sicher in den Himmel kommen.
Was bedeutet es für Sie, als Unternehmer ein gläubiger Christ zu sein? Veit Schmid-Schmidsfelden: Gott hat mit jedem von uns etwas vor. Wir haben nicht nur einen Beruf, sondern eine Berufung. Sie zu erkennen, setzt Energie frei: Das packe ich an, dafür setze ich mich ein. Man soll mit den Gütern, die man empfangen hat, etwas Vernünftiges machen. Das ist auch der Auftrag an eine christliche Führungskraft. Der Papst sagt: „Diese Wirtschaft tötet.“Franziskus wird da immer falsch zitiert. Er sagt: „Eine Wirtschaft, die nicht dem Gemeinwohl dient, tötet.“Gut für das Gemeinwohl ist eine Wirtschaft, die Produkte herstellt, die wirklich gebraucht werden. Die gute und effiziente Arbeitsplätze schafft. Und Ressourcen verantwortungsbewusst nutzt. Mit Mitarbeitern, die man bestmöglich einsetzt und die sich wohlfühlen. Klingt schön. Aber es gibt doch Konfliktfelder. Wenn Sie zum Beispiel hören: Ein Konzern baut Tausende Mitarbeiter ab, daraufhin schnellt der Aktienkurs in die Höhe – empfinden Sie da ein Unbehagen? Es ist nicht christlich, auf Maßnahmen zu verzichten, die das Überleben eines Unternehmens sichern. Oder Verluste zu machen. Das ist eine Verschwendung von Mitteln. Es gibt sicher Optimierer, die auf kurzfristige Markterfolge abzielen. Das ist der falsche Zugang. Aber ein Großunternehmen ist wie ein Tankschiff. Wenn sie da eine Richtungskorrektur zu langsam umsetzen und zuwarten, bis sich die Marktsituation bessert, dann ist das sehr gefährlich. Sollen Läden am Sonntag offen haben? Ganz klar: Nein! Ich habe da selbst eine Entwicklung durchgemacht. Wenn Sie als Unternehmer öfter am Sonntag im Büro sitzen, denken Sie sich schon: Warum soll man das nicht auch woanders zulassen? Aber mittlerweile bin ich vom Gegenteil überzeugt. Die Möglichkeit, eine Ruhe zu geben, ist für den Menschen sehr wichtig. Wir merken aus Städten, in denen die Geschäfte offen haben, dass dieses Klima der Ruhe nicht entsteht. Der Rahmen, dass Familien und Freunde zusammen sein können, dass sie im besten Fall auch in die Kirche gehen, wird aufgeweicht. Sie führen die Lohnverhandlungen der Metallindustrie. Was ist da eine christliche Haltung, was eine unchristliche? Es gibt die Kardinaltugend der Mäßigung. Christlich ist, das Augenmaß zu wahren. Ein Teil der höheren Wertschöpfung soll bei den Mitarbeitern ankommen. Ist aber die Branche überfordert, gehen Jobs verloren, dann dient das nicht dem Gemeinwohl.