Die Presse am Sonntag

»Der Kapitalist hat sein Vermögen von Gott

Was zeichnet christlich­e Unternehme­r aus? Metaller-Verhandler Veit Schmid-Schmidsfel­den über den Mammon, den Neid, einen linken Papst und Reiche, die sicher in den Himmel kommen.

- VON KARL GAULHOFER

Was bedeutet es für Sie, als Unternehme­r ein gläubiger Christ zu sein? Veit Schmid-Schmidsfel­den: Gott hat mit jedem von uns etwas vor. Wir haben nicht nur einen Beruf, sondern eine Berufung. Sie zu erkennen, setzt Energie frei: Das packe ich an, dafür setze ich mich ein. Man soll mit den Gütern, die man empfangen hat, etwas Vernünftig­es machen. Das ist auch der Auftrag an eine christlich­e Führungskr­aft. Der Papst sagt: „Diese Wirtschaft tötet.“Franziskus wird da immer falsch zitiert. Er sagt: „Eine Wirtschaft, die nicht dem Gemeinwohl dient, tötet.“Gut für das Gemeinwohl ist eine Wirtschaft, die Produkte herstellt, die wirklich gebraucht werden. Die gute und effiziente Arbeitsplä­tze schafft. Und Ressourcen verantwort­ungsbewuss­t nutzt. Mit Mitarbeite­rn, die man bestmöglic­h einsetzt und die sich wohlfühlen. Klingt schön. Aber es gibt doch Konfliktfe­lder. Wenn Sie zum Beispiel hören: Ein Konzern baut Tausende Mitarbeite­r ab, daraufhin schnellt der Aktienkurs in die Höhe – empfinden Sie da ein Unbehagen? Es ist nicht christlich, auf Maßnahmen zu verzichten, die das Überleben eines Unternehme­ns sichern. Oder Verluste zu machen. Das ist eine Verschwend­ung von Mitteln. Es gibt sicher Optimierer, die auf kurzfristi­ge Markterfol­ge abzielen. Das ist der falsche Zugang. Aber ein Großuntern­ehmen ist wie ein Tankschiff. Wenn sie da eine Richtungsk­orrektur zu langsam umsetzen und zuwarten, bis sich die Marktsitua­tion bessert, dann ist das sehr gefährlich. Sollen Läden am Sonntag offen haben? Ganz klar: Nein! Ich habe da selbst eine Entwicklun­g durchgemac­ht. Wenn Sie als Unternehme­r öfter am Sonntag im Büro sitzen, denken Sie sich schon: Warum soll man das nicht auch woanders zulassen? Aber mittlerwei­le bin ich vom Gegenteil überzeugt. Die Möglichkei­t, eine Ruhe zu geben, ist für den Menschen sehr wichtig. Wir merken aus Städten, in denen die Geschäfte offen haben, dass dieses Klima der Ruhe nicht entsteht. Der Rahmen, dass Familien und Freunde zusammen sein können, dass sie im besten Fall auch in die Kirche gehen, wird aufgeweich­t. Sie führen die Lohnverhan­dlungen der Metallindu­strie. Was ist da eine christlich­e Haltung, was eine unchristli­che? Es gibt die Kardinaltu­gend der Mäßigung. Christlich ist, das Augenmaß zu wahren. Ein Teil der höheren Wertschöpf­ung soll bei den Mitarbeite­rn ankommen. Ist aber die Branche überforder­t, gehen Jobs verloren, dann dient das nicht dem Gemeinwohl.

 ?? Lukas Aigelsreit­her ?? Veit Schmid-Schmidsfel­den ist Metallbauu­nternehmer, gläubiger Christ – und harter Lohnverhan­dler. Aber meistens stehen diese Konzerne nicht vor dem Ruin. Sie machen hohe Gewinne.
Lukas Aigelsreit­her Veit Schmid-Schmidsfel­den ist Metallbauu­nternehmer, gläubiger Christ – und harter Lohnverhan­dler. Aber meistens stehen diese Konzerne nicht vor dem Ruin. Sie machen hohe Gewinne.
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