Verhalten sich Gold und Öl noch normal?
Die Preise für die zwei prominentesten Rohstoffe müssten eigentlich höher sein. Was hindert sie daran?
Es passt so gar nicht ins herkömmliche Bild: Da hat das Gold den Ruf des sicheren Hafens, aber obwohl die Märkte seit einiger Zeit hochgradig nervös sind, greifen die Investoren nur sehr verhalten zum Edelmetall. Zwar hat der Preis, der seit dem Jahreshoch bei 1365 Dollar je Feinunze zu Jahresbeginn bis Mitte August auf 1173 Dollar gefallen ist, nun wieder die 200-Tageslinie erreicht, was als Kaufsignal gilt. Aber an der Widerstandszone von 1267 Dollar prallte er zum Wochenende hin wieder ab und notiert nun bei 1255 Dollar.
Um auf das Jahreshoch zurückzukehren, bräuchte es die Überwindung mehrerer Widerstände. Gewiss, vom mehrjährigen Tiefststand bei 1046 Dollar Ende 2015 ist der Preis weit entfernt. Dass er aber angesichts des schwierigen Gesamtmarktes nicht schneller nach oben zieht, liegt auf weite Strecken an der Stärke des Dollars. Der Dollar-Index, der das Verhältnis der US-Währung zu einem halben Dutzend anderer großer Währungen misst, liegt immer noch bei hohen 96,6 Dollar. Das ist auf Zwölfmonatssicht nur knapp unter dem Höchstwert von 97,693 und deutlich über dem Tief von 88,253 Ende Jänner.
Ein starker Dollar ist wohl der größte Feind des Goldes, weil Anleger sich in der USWährung wohlfühlen. Sollte sie – 2019 im Falle der angekündigten Verlangsamung der Leitzinserhöhungen – schwächer werden, kann das dem Gold zugutekommen, zumal das Umfeld für Aktien rau bleiben dürfte.
Beim Ölpreis wiederum sind sich selbst die größten Insider nicht im Klaren darüber, woher die Volatilität und der Preisverfall – seit dem Vierjahreshoch von Anfang Oktober um etwa 40 Prozent – kommen. „Beunruhigend“ sei die Situation, sagt Russlands Energieminister Alexander Nowak und plädiert für ein genaues Monitoring im Jänner, da die jetzige Jahresendsituation nicht repräsentativ sei. Sein saudischer Amtskollege Khalid Al-Falih meint, die Korrektur rühre daher, dass Investoren ihre Longpositionen geschlossen hätten.
Die beiden Minister sind irritiert, da Russland und die Opec am 7. Dezember eine Produktionskürzung ab Jänner beschlossen haben. Sie wirkt diesmal jedenfalls nicht im Voraus. Außerdem besteht auf dem Markt die Angst, dass die Nachfrage 2019 konjunkturbedingt zurückgeht. Und die USA, die heuer zum weltweit größten Produzenten aufgestiegen sind, fördern auf Rekordniveau. Einmal abgesehen davon, dass der starke Dollar das in Dollar gehandelte Öl verteuert und die Nachfrage außerhalb des Dollarraums dämpft.