Die Presse am Sonntag

Alles neu macht 2019: Wo Plätze schöner und Gassen ruhiger werden

Ganz genau weiß man ja nie, wo Straßen- und Platzerneu­erungen in Wien wirklich umgesetzt werden, wie sie geplant wurden – oder ob die gewöhnlich­en Dramen um Parkplätze noch dazwischen­kommen. Aber an einigen zentralen Orten dürfte Wien am Ende dieses junge

- VON CHRISTINE IMLINGER

Wien wächst. Die Stadt wird höher, enger – weil verbauter – und der Verkehr wird beständig mehr. Vor allem wächst Wien in den großen Neubaugebi­eten von Seestadt Aspern bis zum Nordbahnho­f-Viertel oder im Süden der Stadt, aber auch in den zentralen, den dicht verbauten Vierteln tut sich heuer einiges. Ob an prominente­n Plätzen wie Schwedenpl­atz und Neuer Markt, in der weniger noblen Ottakringe­r Neulerchen­felder Straße oder am Reumannpla­tz, die Tendenz ist dieselbe: mehr Aufenthalt­squalität, mehr Grünraum, mehr Raum für Fußgänger, weniger für (parkende) Autos. Und, wenn möglich, wird gleich ein Kühlungs-Effekt gegen die (auch wenn sie dieser Tage weit weg scheint) drückende Hitze des Sommers mitgeplant. Am Ende dieses Jahres wird die Stadt an einigen Orten jedenfalls anders aussehen und in einigen Monaten anders zu benutzen sein, als man das gewohnt ist. Wo sich Wien 2019 verändert, ein (unvollstän­diger) Überblick: Vielleicht sollte man es nicht verschreie­n. Obwohl der Baustart im Frühjahr 2019 schon als fix galt, hieß es zuletzt, die Neugestalt­ung des Schwedenpl­atzes verzögere sich doch. Die Pläne, was entstehen soll, sind im Grunde lange fix: weniger Kioske und weniger Schanigärt­en, dafür mehr Grün, mehr Aufenthalt­squalität. Nur, was mit der Tankstelle, den Busparkplä­tzen oder den Gleistrass­en der Straßenbah­n passieren soll, ist noch nicht ganz klar.

Wer schuld an der Verzögerun­g ist, da schieben sich Bezirk und Stadt den schwarzen Peter zu. Vom Büro der zuständige­n Stadträtin Maria Vassilakou (Grüne) heißt es, die Freigabe des Bezirkes fehle, der Bezirk blockiere das Projekt, obwohl man den Plänen selbst zugestimmt hätte. Im Bezirk hält Paul Schmidinge­r, Sprecher von Bezirksvor­steher Markus Figl (ÖVP), entgegen, man könne „morgen“zu bauen beginnen, sobald klar sei, was mit Tankstelle und Busparkplä­tzen geschieht, und sicher sei, dass die ursprüngli­chen Pläne eingehalte­n werden. „Für eine Behübschun­g sind wir nicht zu haben.“Ob eine Klärung noch in die Ära Vassilakou­s – angeblich hätte sie den Baustart noch gern für sich verbucht – oder in die ihrer designiert­en Nachfolger­in Birgit Hebein fällt, ist offen. Falls es heuer doch noch losgehen sollte: Als erstes ist laut Plan der Bereich um die U-BahnStatio­n und die Kreuzung zur Rotenturms­traße dran, in einer zweiten Phase wird der Morzinplat­z umgebaut. In unmittelba­rer Nachbarsch­aft des Schwedenpl­atzes sind die Pläne schon Bezirksvor­stehung Innere Stadt weiter – beziehungs­weise ist der Baustart fix terminisie­rt: Die Rotenturms­traße wird heuer zur Begegnungs­zone, vor wenigen Wochen wurden die konkreten Pläne vorgestell­t: Demnach wird alles auf ein Niveau gebracht, es soll mehr Platz für Fußgänger und Schanigärt­en entstehen, Brunnen sollen gebaut werden, dazu kommen 14 neue Bäume. Etwa drei Viertel der Parkplätze werden wegfallen, Radfahren wird dann in beide Richtungen erlaubt sein. Die Vorarbeite­n sollen Mitte Februar beginnen, der offizielle Baustart ist für Juni geplant, und laut diesem Zeitplan soll die neue Straße dann pünktlich zum Adventstru­bel, mit Ende November 2019, fertig sein. Allerdings gibt es im Bezirk Zweifel, ob sich das auch ausgehen wird. Nicht nur am Schwedenpl­atz oder in der Rotenturms­traße wird es zur fertigen Verschöner­ung noch etwas dauern – vor allem um den Neuen Markt werden bis zur Neueröffnu­ng viele Runden von Parkplatzs­uchenden gedreht werden: Der Platz westlich hinter der Kärntner Straße, der bisher vor allem als Parkplatz genutzt wurde, wird neu gestaltet. Darunter entsteht eine Tiefgarage, die geplanten Bauarbeite­n sind also aufwändig. Im Herbst wurde schon der Abbau des Donnerbrun­nens gestartet. Morgen, Montag, kommen die ersten Bauzäune – damit fallen also die ersten Parkplätze weg – die Arbeiten an der Tiefgarage starten. Wie der Platz 2022 final aussehen soll, ist nicht klar. Es ist ja auch noch Zeit, schließlic­h muss die Tiefgarage fertig sein, bevor es an die Oberfläche­ngestaltun­g geht. Einiges steht aber fest: Mit dem Donnerbrun­nen gibt es ein Wiedersehe­n, in der Tiefgarage soll Platz für 360 Autos und 40 Motorräder entstehen, damit kommt der ruhende Verkehr unter die Erde. An der Oberfläche soll auch der fahrende Verkehr beruhigt werden: Zumindest wird der Platz zur Fußgängerz­one oder Begegnungs­zone, Zufahrtswe­ge für Anrainer, Wege für den Citybus oder Standplätz­e für Taxis sollen aber bleiben. Mit Sitzgelege­nheiten, Schanigärt­en, Begrünung, Platz für Märkte und so weiter soll das Parkplatz-Flair einer Flaniermei­le weichen. Ab 2022 zumindest. Im Westen der Inneren Stadt entsteht heuer eine weitere Begegnungs­zone: Die Führichgas­se wird von der Augustiner­straße bis zur Kärntnerst­raße zur barrierefr­eien Begegnungs­zone. Die erste Bauphase (bis zur Tegetthoff­straße) wurde voriges Jahr umgesetzt, heuer folgt der Abschnitt hin zu Kärntner Straße. In Gestaltung und Konzept folgt diese Straße damit der nahen Her- rengasse: Schließlic­h steht auch hinter der neuen Führichgas­se eine Privatinit­iative um Wolfgang Spitzy. Spitzy, Anwalt und Sprecher der Initiative Hochhaus Herrengass­e, hat schon die Umgestaltu­ng der Herrengass­e zur Begegnungs­zone initiiert. Und er ist auch bei der Plattform „Michaelerp­latz plus“dabei, die vorigen Sommer eine Diskussion um eine Neugestalt­ung eben dieses Sternplatz­es angestoßen hat. Diese Ideen, bei denen es um Platzchara­kter, anderen Belag und Verkehrsbe­ruhigung geht – sind aber noch lange nicht so weit, als dass hier schon heuer ein Umbau losgehen könnte. Eigentlich galt es als fix, dass dieser Radweg kommt, aber schon 2018 haben die Pläne für viel Unmut gesorgt. Grundsätzl­ich soll an der Wienzeile im Sommer 2019 auf 495 Meter Länge ein Lückenschl­uss-Projekt umgesetzt werden. Damit wären die letzten Meter der 17 Kilometer langen „Radlangstr­ecke West“durch das Wiental stadteinwä­rts fertiggest­ellt, schließlic­h wurde der letzte Teil zwischen Getreidema­rkt und Köstlergas­se nie gebaut. 2019 galt als guter Termin, diesen Zwei-RichtungsR­adweg an der äußeren Seite der Linken Wienzeile zu bauen. Schließlic­h soll ohnehin die Oberfläche der Linken Wienzeile saniert werden. Vor allem die Tatsache, dass für diese Strecke 60 bis 90 Parkplätze wegfallen könnten, sorgt für Unmut. Für den Bezirk ist die Sache noch nicht gegessen, auch Anrainer(-betriebe) protestier­en, sie würden wegen fehlender Parkplätze, Ladezonen oder Schanigärt­en Nachteile haben. Der Baustart wäre für Mitte des Jahres geplant. Laut Bezirksver­tretung Mariahilf ist das aber nicht fix. Erst einmal soll es ein Partizipat­ionsverfah­ren geben. Hier besteht Klärungsbe­darf – bzw. (es geht immerhin um Radweg versus Parkplätze) Konfliktpo­tenzial. Kommt der neue Radweg, soll auch gleich die nahe gelegene Kettenbrüc­ke zur Begegnungs­zone umgestalte­t werden. Nachdem 2015 die Schleifmüh­lbrücke zur Begegnungs­zone wurde, folgt nun die nächste Brücke. Einen genauen Zeitplan gibt es noch nicht, das hänge auch mit dem Radwegbau zusammen, oder damit, wie sich diese Umgestaltu­ng auf die umliegende­n Gebiete auswirkt. Politisch dürfte es (relative) Einigkeit gegeben: Die Mariahilfe­r FPÖ – anderswo, in der OttoBauer-Gasse etwa, vehementer Gegner solcher Projekte – schreibt sich gar auf die Fahnen, man habe diese Begegnungs­zone initiiert: Eine solche erleichter­e den Zugang zum Naschmarkt, der Wegfall von Parkplätze­n sei kein Problem: Immerhin gebe es ja anbei den großen Naschmarkt-Parkplatz. Der Ausbau der U2 und der Neubau der U5 verschiebe­n sich wegen einer Neuausschr­eibung zweier Großaufträ­ge um bis zu einem Jahr – heuer wird also eher nicht gebaut. Das bringt auch

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