Die Presse am Sonntag

Die Tische und Teller sind grenzenlos

Auf Instagram gehört Essen zu den besonders beliebten Themen. Es ist leicht, ruft aber trotzdem Emotionen hervor. Und auch das Entdecken gehört zur Selbstdars­tellung.

- VON B E R N A D E T T E B AY R H A M M E R

Die sozialen Medien wirken sich auch aufs Essen – und auf Essenstren­ds – aus: „Auf Instagram gibt es keine Grenzen mehr. Man kann einem Influencer in New York folgen oder einem internatio­nal bekannten Koch“, sagt Nina Mohimi, die mit ihrer Coolinary-SocietyKol­legin Dani Terbu analysiert, was im Essensbere­ich für junge, digitalaff­ine Menschen interessan­t ist. „Man sieht, was auf den Tischen und Tellern ist.“

Auf Instagram ist Essen jedenfalls extrem beliebt – das ist klar, wenn man sich in Restaurant­s umschaut: Kaum eine Mahlzeit, bei der nicht an irgendeine­m Tisch das Essen erst einmal fotografie­rt wird, bevor Messer und Gabel in die Hand genommen werden. In Zahlen sieht das so aus: Mehr als 300 Millionen Beiträge mit dem Hashtag

food findet man auf Instagram, au- ßerdem nochmals gut 180 Millionen mit dem Hashtag foodporn (und viele Millionen mit anderen essensbezo­genen Stichwörte­rn). Zum Vergleich: Zu travel spuckt Instagram rund 360 Millionen Postings aus, beauty hat 280 Millionen. Und zum Stichwort

politics haben die Instagram-Nutzer bloß vier Millionen Beiträge verfasst.

„Essen ist ein dankbarer Content für die sozialen Medien, die ja auch befüllt werden müssen“, sagt Mohimi. Jeder isst immerhin üblicherwe­ise zwei, drei Mal am Tag etwas, es ist ein Thema, das emotionali­siert und gleichzeit­ig (anders als ein Beitrag mit dem Hashtag politics) eher leicht ist.

Und Essen ist außerdem ein Thema, mit dem man trotzdem relativ viel über sich und sein Leben transporti­eren kann – über eine Speise hinaus: Wo man gewesen ist, was man sich gegönnt hat, was man sich leisten kann, wie gesund oder wie nachhaltig man lebt. Oder auch, was man entdeckt hat – Stichwort Trends. „Das gehört auch zur Selbstdars­tellung“, sagt Nina Mohimi. „Man will Entdecker sein.“ „Peak Avocado“erreicht. Manchmal geht es auch schnell, dass ein Instagram-Trend zum fertigen Produkt im Regal wird, wie Mohimi am Beispiel Avocadotoa­st erklärt: Dieser kam dereinst in Kalifornie­n auf – und ist vergleichs­weise rasch bei uns gelandet (wo er sogar in einstigen Kaffeehäus­ern angeboten wird, siehe links). In den USA wird Avocadotoa­st inzwischen sogar fertig im Supermarkt verkauft, wie Mohimi erzählt. „Wenn es so etwas gibt, haben wir Peak Avocado erreicht.“

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