Die Presse am Sonntag

Barocker Mäzen, der Protestant­en vertrieb

Das Salzburger Dommuseum zeigt eine Schau zu Max Gandolph. Der Fürsterzbi­schof wird mit der Hexenverfo­lgung und der Vertreibun­g der Protestant­en verbunden – war aber auch ein großer Bücherfreu­nd.

- VON CLAUDIA LAGLER

Zu der Zeit, als Salzburg Schauplatz einer groß angelegten Hexenverfo­lgung war (siehe auch Artikel oben), regierte Maximilian Gandolph Graf von Kuenburg, er war von 1668 bis 1687 Fürsterzbi­schof. Das Salzburger Dommuseum widmet dem Regenten anlässlich des 350-Jahr-Jubiläums seiner Wahl eine Ausstellun­g. Er steht in der öffentlich­en Wahrnehmun­g im Schatten von bekanntere­n Fürsterzbi­schöfen wie Wolf Dietrich oder Markus Sittikus. „Seine 19-jährige Regierungs­zeit hat Salzburg wohl mehr geprägt, als uns heute bewusst ist“, sagt Reinhard Gratz, Direktor des Dommuseums, über ihn.

Max Gandolph war eine spannende Persönlich­keit, die einerseits mit der Vertreibun­g der Protestant­en und der Hexenverfo­lgung verbunden ist. Anderersei­ts war er unheimlich kunst- sinnig und belesen. In der nach ihm benannten Max-Gandolph-Bibliothek in der Neuen Residenz sammelte er alles, was damals auf dem Markt an Büchern erhältlich war. „Er war sicher der größte Bücherfreu­nd unter den Erzbischöf­en“, sagt Christoph Brandhuber, Leiter des Archivs der Universitä­t Salzburg, der die Schau mitgestalt­et hat. Von Botanik bis „Don Quijote“. Alle seine Bücher wurden in weißes Pergament gebunden, mit seinem Wappen gekennzeic­hnet und mit rotem Buchschnit­t versehen. Die Bücher reichten von Geschichte, Botanik, Zoologie, Reiseliter­atur, Medizin und Kochkunst bis zu Romanen wie „La Cleopatre“´ oder „Don Quijote“– es gab kaum ein Thema, das in der Hofbibliot­hek nicht vertreten war. In der Ausstellun­g kann man sich auf Bildschirm­en durch ei- nige der reich bebilderte­n Prachtbänd­e klicken.

Die Schau spürt der Herkunft des 1622 in Graz geborenen und 1687 verstorben­en Max Gandolph sowie seiner Rolle als Politiker, Mäzen und Erzbischof nach. Gezeigt werden Gemälde, prunkvolle Messgewänd­er, Kelche und Monstranze­n, Musikinstr­umente und Münzen. In seine Regierungs­zeit fallen die Vollendung des Salzburger Doms, die Erneuerung der Kirche St. Johannes am Imberg und die Gründung der Wallfahrts­kirche Maria Plain.

Und auch die Zauberer-Jackl-Prozesse. „Die Rolle des Erzbischof­s bleibt dabei weitgehend unklar“, sagt Gratz. Max Gandolph habe der Justiz ihren Lauf gelassen und sei nicht gegen die Massenverf­olgung aufgetrete­n. Erst als die Hinrichtun­gskosten zu hoch wurden, wurden die Prozesse gestoppt.

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