Neulinge hatten es nicht leicht
Es war kein besonders guter Zeitpunkt, um an die Börse zu gehen. Die Erstnotiz der Mobilfunktochter des japanischen Technologiekonzerns Softbank erfolgte am 19. Dezember, nur wenige Tage, bevor die Börsen ihr Jahrestief erreichten. Gleich am ersten Handelstag rasselte die Aktie um 14 Prozent in die Tiefe, zuletzt notierte sie noch immer sieben Prozent unter dem Ausgabekurs. Die Analysten von Morningstar raten zum Verkauf und sehen ein weiteres Abwärtspotenzial von 20 Prozent. Das Unternehmen hatte zuletzt mit Netzproblemen zu kämpfen, auch die Verbindung zum unter Spionagevorwürfen stehenden chinesischen Netzwerkausrüster Huawei stimmte die Anleger nicht gerade zuversichtlich.
Mit einem Emissionsvolumen von 23,5 Mrd. Dollar war es dennoch der größte Börsengang des Jahres und der zweitgrößte der Geschichte: 2014 hatte der chinesische Internetriese Alibaba 25 Mrd. Dollar an der Börse platziert. Seit damals legte der Amazon-Konkurrent um 40 Prozent zu, wenngleich er seit Juni 37 Prozent eingebüßt hat.
2018 fanden der zweit- und drittgrößte Börsengang laut dem Beratungsunternehmen EY in China bzw. Hongkong zur Jahresmitte statt: Der Sendemastenbetreiber China Tower sammelte 7,5 Mrd. Dollar ein, der chinesische Smartphone-Produzent Xiao- LET’S MAKE MONEY Die Kolumne von Eduard Steiner entfällt diese Woche. mi erlöste bei seinem Börsendebüt 5,4 Mrd. Dollar. Während China Tower seitdem um 14 Prozent zulegen konnte, stürzte Xiaomi in einem allgemein schwachen Umfeld für Smartphones um fast 30 Prozent ab und erwies sich kaum als Apple-Alternative, auch wenn die Analysten dem Papier überwiegend positiv gegenüberstehen und ein Aufwärtspotenzial von 46 Prozent sehen.
Die beiden großen Börsengänge in Deutschland – jener der Siemens-Medizintechniktochter Siemens Healthineers im März und jener des Bremssysteme-Herstellers Knorr-Bremse im Oktober können jedoch als erfolgreich bezeichnet werden: Die SiemensHealhtineers-Aktie hat sich seitdem um ein Fünftel verteuert, während das Papier der Muttergesellschaft im gleichen Zeitraum gefallen ist. Analysten halten das weitere Potenzial aber für begrenzt. Laut Bloomberg stehen 18 „Halten“Empfehlungen acht Kaufempfehlungen gegenüber, im Schnitt sieht man ein Kurspotenzial von acht Prozent.
Wenig Glück hatten jene, die beim größten Börsengang des Jahres 2017, dem des Messaging-Dienstes Snap, zugegriffen hatten. Die damals gehypte Aktie kostet nur noch ein Drittel des Ausgabepreises. Auch die Begeisterung der Analysten hält sich in Grenzen. Es gibt doppelt so viele Verkaufs- wie Kaufempfehlungen. Der Bawag, dem achtgrößten Börsenneuling des Jahres 2017, steht die Mehrheit der Analysten allerdings positiv gegenüber. Der Kurs hat seit dem Börsengang dennoch um mehr als ein Fünftel nachgegeben.