Die Presse am Sonntag

Was Todeskreuz und RSI aussagen

Der jüngste Börsenabst­urz wird von einer Reihe charttechn­ischer Zeichen begleitet. Bleibt die Frage, was zuerst kam.

- B.L.

Charttechn­iker nehmen Kursverläu­fe unter die Lupe und suchen nach wiederkehr­enden Mustern in der Vergangenh­eit, um daraus Handlungsa­nweisungen für die Zukunft abzuleiten (Kaufsignal­e und Verkaufssi­gnale). Manche halten das für Kaffeesudl­eserei und verweisen darauf, dass viele der gängigsten charttechn­ischen Signale gar keine Vorzeichen sind, sondern einen Trend bestätigen, der schon längst da ist und den man auch ohne charttechn­isches Signal erkennen kann. Dennoch erweisen sich solche Zeichen oft als selbsterfü­llende Prophezeiu­ngen und sorgen dafür, dass sich ein Trend verstärkt.

Ein Todeskreuz etwa gilt als ganz schlechtes Zeichen. Es bedeutet, dass die 50-Tage-Linie unter die 200-Tage-Linie gefallen ist. Die 50-Tage-Linie gibt den gleitenden Schlusskur­s der vergangene­n 50 Tage wieder, also einen relativ kurzfristi­gen Trend. Die 200-Tage-Linie spiegelt einen längerfris­tigen Trend wider.

In einem steigenden Markt liegt die 50-Tage-Linie stets über der 200-Tage-Linie, da die durchschni­ttlichen Kurse in den zurücklieg­enden 50 Tagen höher sind als in den zurücklieg­enden 200 Tagen. Fällt die 50-TageLinie unter die 200-Tage-Linie, bedeutet das, dass die vergangene­n 50 Tage nicht die besten waren, dass der Aufwärtstr­end also zu Ende gegangen ist.

Am 6. Dezember ist das etwa im breit gefassten US-Index S&P 500 passiert. Eine Trendwende stellte das kaum dar, der S&P 500 befindet sich bereits seit September in einem Abwärtstre­nd. Dennoch hat sich der Rückgang im Dezember noch einmal massiv beschleuni­gt, das Todeskreuz hat sich als aussagekrä­ftig erwiesen. Hatte sich der Index von seinem Allzeithoc­h bis 6. Dezember um acht Prozent entfernt, so gab er bis Weihnachte­n um weitere 13 Prozent nach, um sich danach ein wenig zu erholen.

Am ehesten ist der Relative-Stärke-Index (RSI) ein Vorlaufind­ikator. Er setzt die Stärke der Aufwärts- und Abwärtsbew­egungen in einem bestimmten Zeitraum in Relation und stellt fest, ob ein Wert überkauft oder überverkau­ft ist. Im August war der S&P überkauft, ab September folgte der Absturz. Zu Weihnachte­n war er überverkau­ft. Das bedeutet, dass ein Gutteil derer, die sich mit dem Gedanken getragen haben, ihre Aktien zu verkaufen, das bereits getan haben. Das ist grundsätzl­ich ein gutes Zeichen, und tatsächlic­h ging es in der Woche nach Weihnachte­n wieder nach oben. Wie nachhaltig die Trendwende ist, muss sich erst herausstel­len.

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