Sie haben ihm ein Denkmal gebaut
Während manche schon das Ende des Verbrennungsmotors sehen, wird bei Cosworth in England gerade der ultimative Saugmotor für ein Straßenauto gebaut. Das ist entweder aus der Zeit gefallen – oder Krönung einer Epoche.
Der klassische Saugmotor, wie er Kutschen in knatternde Automobile verwandelte, ist so gut wie ausgemustert. Ein paar Sportmodelle setzen noch drauf – bei Porsche ist er schon seit Jahren nicht mehr zu haben –, oder Autos am andern Ende der Skala: In Billigvarianten passt er in einfachster Ausführung gerade noch hinein, aus Kostengründen.
Bald wird es aber nur noch Turbomotoren geben, zunehmend elektrifiziert, um immer rigideren Emissionsund Verbrauchsbeschränkungen zu genügen. Warum auch nicht, die noch in den 1980er-Jahren exotische Technologie der Turboaufladung ist heute Massenware und taugliches Instrument für satten Durchzug auch bei kleinen Motoren. Die tun sich beim Haushalten mit Kraftstoff leichter.
Das Wehklagen der Benzinbrüder über den Kulturverlust – die Masse der Autofahrer hat wohl andere Sorgen als die Verzögerung im Ansprechen, wie es nur der Feinspitz am Gaspedal bemerkt, oder die Einbußen beim Klangbild, wenn der Motor hochdreht. Vielerorts wird stattdessen überhaupt schon das Ende des Verbrennungsmotors ausgerufen, wie realistisch das in absehbarer Zeit auch sein mag.
Enthusiasten aus aller Welt blicken daher gebannt nach Northampton in England, wo dem guten alten Saugmotor ein – ziemlich sicher – finales, nicht zu übertreffendes Denkmal gefertigt wird. Ein Denkmal freilich mit über 1000 PS, kaum geschaffen, um statisch zu verharren. Pilgerstätte. Der Schauplatz ist als Pilgerstätte für Motorsportfans bestens eingeführt. Cosworth ist ein legendärer Name. Das in den späten 1950er-Jahren gegründete Unternehmen schrieb mit einem epochalen Wurf von Motor schon einmal Rennsportgeschichte. Die von Ford finanzierte Entwicklung eines neuartigen Formel-1-Aggregats drehte ab 1967 die Kräfteverhältnisse in der Königsklasse auf den Kopf.
Der schlicht „DFV“genannte Achtzylinder – für Double Four Valve, doppelter Vierventiler – half den aufrückenden, als „Garagisten“geschmähten Teams wie Lotus und Brabham, die Elite des Sports zu entzaubern, allen voran Ferrari. Der Cosworth-V8, stark, zuverlässig, weniger komplex als andere Triebwerke im Feld, hielt sich in verschiedenen Ausbaustufen 19 Jahre im Wettbewerb. 155 Formel-1-Siege schreibt man ihm zu – aber auch eine betörende Wirkung auf Fans: der zornige Spruch beim Hochdrehen, der Purismus der Ausführung. Kniffliges. Getreu dem Motto von Gründer Keith Duckworth – „An Rennmotoren herumbasteln und davon leben können“– ist Cosworth bis heute international im Rennsport engagiert, wenn auch seit 2013 nicht mehr in der Formel 1. Als Ingenieurbüro ist das Unternehmen eine gefragte Adresse für alles Knifflige im Hochleistungsbereich. Mit einem Nebenarm etabliert man sich gerade als Zulieferer von Hightech-Elektronik für die Autoindustrie.
Dass Cosworth nun den Paukenschlag hinter eine Epoche setzen darf, liegt an einem Fan aus der Frühzeit: Adrian Newey, der als bis heute erfolgreichster Formel-1-Konstrukteur gilt. Von ihm gibt es ein Foto als Halbwüchsigen, das ihn vor einem ausgestellten DFV-Exemplar zeigt – gebannt und andächtig. Legendärer „DFV“mit Gründer Keith Duckworth (2. v. l.), Hypercar Valkyrie.
Heute ist der 60-Jährige technischer Direktor beim Red Bull-Rennstall und verantwortlich für Sonderprojekte – wie die Konstruktion des ultimativen Hypercars dieser Tage, das als Aston Martin Valkyrie Gestalt annimmt. Es soll ab Ende des Jahres 150 Auserwählten, die sich für einen Kaufpreis von drei Millionen Euro schon gefunden haben, Kurzweil auf der Rennstrecke wie auf der Straße bereiten. Dafür braucht es einen Motor.
Die „Klarheit von Neweys Vision“, wie Cosworth-Geschäftsführer Bruce Wood erzählt, hätte ansteckend aufs ganze Team gewirkt. Man könnte auch sagen: Der Mann verlangte Unmögliches. Superkompakt und ex-