Die Presse am Sonntag

(Noch) ohne Anhalter durch die Galaxis

Vor elf Monaten schoss eine Trägerrake­te einen roten Sportwagen in den Orbit. Wo genau im All treibt sich aber Teslas Roadster herum?

- VON TIMO VÖLKER

2019 sehen viele als das entscheide­nde Jahr für Tesla: Das für den (mehr oder minder) Massenmark­t konzipiert­e Model 3 geht in Europa an den Start, ein Markt, der laut Tesla-Chef Elon Musk für dieses Segment bedeutende­r ist als die USA. Dort dominieren Light Trucks und SUVs das Geschehen, die klassische Limousine fristet ein Schattenda­sein. Dennoch wurden 2018 annähernd 140.000 Exemplare des Model 3 in den USA verkauft. Mit einem Erfolg auch in China und Europa hätte sich Tesla als Hersteller im Industriem­aßstab etabliert. Genietet. Aus Europa stammte immerhin das erste Modell des kalifornis­chen Hersteller­s. Der zweisitzig­e Tesla Roadster wurde ab 2008 im englischen Hethel bei Lotus gefertigt. Die Basis mit ultraleich­tem, geklebtem und genietetem Alu-Chassis stammt von der Lotus Elise, statt des Verbrennun­gsmotors samt Aggregaten wurden ein E-Motor und Tausende Akkus eingebaut.

Das machte aus dem puristisch­en Fliegengew­icht einen nicht mehr ganz so leichten, dafür fast 300 PS starken und fast lautlosen Sportwagen. Irgendwo, irgendwie musste Elon Musk ja beginnen. 2012 wurde nach 2450 Stück der letzte Roadster verkauft, mit dem zeitgleich debütieren­den Model S begann die bisherige Erfolgsges­chichte.

Zeit, sich zu fragen, was aus Elon Musks eigenem Roadster wurde. Der wurde im Februar des Vorjahres im Frachtraum einer Falcon-X-Rakete des Raumfahrts­dienstleis­ters Space-X in den Orbit geschossen, mit einem Astronaute­n-Dummy am Lenkrad und Bowies „Space Oddity“im Autoradio.

Ein wohlfeiler Marketing-Stunt, denn zu Erprobungs­zwecken brauchte man für die Trägerrake­te ohnehin Nutzlast. Das Manöver gelang, im Space-X-Kommandora­um fielen sich erlöste Mitarbeite­r weinend in die Arme. Ein rotes Exemplar des Tesla Roadster, Elon Musks eigenes, wurde im Februar 2018 ins All geschossen. Wo ist das Auto aber geblieben? Das möglichst exakt zu erkunden, hat sich der Amerikaner Ben Pearson mit seiner privat betriebene­n Website whereisroa­dster.com zur Aufgabe gemacht. Auf Basis von Daten, die ihm die Jet Propulsion Labs der Nasa zur Verfügung stellen, und eigenen Berechnung­en verfolgt er Starmans Reise an Bord des Sportwagen­s durch das All. Gleich vorweg: Es wird mindestens 30 Jahre dauern, bis das Auto wieder in die Nähe der Erde kommt.

Im Moment ist es 350 Millionen Kilometer von seinem Heimatplan­eten entfernt, wobei sich diese Zahl bei einer Geschwindi­gkeit von über 27.000 km/h naturgemäß schnell ändert. Im Netz wird gewitzelt, welche Summen an Radarstraf­en mittlerwei­le zu berappen wären. Verkehrspo­lizei wird aber keine einschreit­en: Der Roadster bewegt sich auf einer ausgedehnt­en Umlaufbahn vom Mars weg auf die Sonne zu. Auf Pearsons unterhalts­amer Website erfährt man weiters, warum die Geschwindi­gkeit des Autos variiert, abhängig davon, welchen Planeten man als Bezug nimmt. Wer mit Keplers drittem Gesetz vertraut ist, tut sich jedenfalls leichter, es zu verstehen.

40 Jahre nach Douglas Adams’ „Per Anhalter durch die Galaxis“wäre nun wirklich ein Mitfahrgel­egenheit vorhanden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria