Die Presse am Sonntag

Österreich­s großes Ziel: Der Wurf in die Top zwölf

Um in die Hauptrunde aufzusteig­en, muss das ÖHB-Team unter sechs Teams zumindest Dritter werden.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Die Weltmeiste­rschaft in Dänemark und Deutschlan­d (10. bis 27. Jänner) stellt für Österreich­s Handball-Nationalte­am der Männer die nächste Bewährungs­probe auf dem Weg in die absolute Weltspitze dar. Als eines von 24 qualifizie­rten Teams trifft die ÖHBAuswahl in der Vorrundeng­ruppe C auf Saudiarabi­en (11.1.), Chile (12.1.), Norwegen (14.1.), Dänemark (15.1.) und Tunesien (17.1.). Österreich trägt seine Spiele in der 15.000 Zuschauer fassenden Jyske Bank Boxen in Herning aus, die weiteren WM-Schauplätz­e sind Kopenhagen, Hamburg, Berlin, Köln und München. Die Top drei jeder Gruppe steigen in die Hauptrunde auf, das Erreichen dieser ist das erklärte Ziel von Teamchef Patrekur Johannes-´ son. „Diesen Anspruch haben wir mittlerwei­le“, erklärt der 46-Jährige.

Teilnahmen an Weltmeiste­rschaften sind stets auch Ausflüge ins Ungewisse. Gegnern aus Afrika, Südamerika oder Asien begegnet man selten, sie pflegen einen anderen Handball zu spielen als Europäer. Österreich­s Auftaktgeg­ner, Saudiarabi­en, wurde bei den jüngsten kontinenta­len Asienmeist­erschaften 2018 hinter Katar, Bahrain und Südkorea Vierter, sollte eigentlich kein Stolperste­in sein. Weil sie aber „wenig Struktur im Angriffssp­iel“erkennen lassen, häufig auf individuel­le Aktionen setzen, bleiben die Saudis unberechen­bar. Chile, Österreich­s zweiter Gegner, gilt hinter Brasilien und Argentinie­n als dritte Kraft Südamerika­s und ist seit 2011 Stammgast bei der WM. Als beste Platzierun­g steht ein 21. Platz (WM 2017) zu Buche. Auf dem Papier scheint das letzte Gruppenspi­el gegen Tunesien die Schnittpar­tie um den Aufstieg in die Hauptrunde zu sein. Die Tunesier sind nicht nur historisch gesehen die Nummer eins Afrikas, sie haben sich auch bei der jüngsten Meistersch­aft 2018 zum Titelträge­r gekrönt. Zuletzt trafen die beiden Mannschaft­en bei der WM 2015 in Katar aufeinande­r, das Spiel endete 25:25 – unentschie­den.

Die weiteren Gruppengeg­ner Norwegen und Dänemark gehören zur Creme` de la Creme` des Welthandba­lls. Die Norweger treten als Vizeweltme­ister an, Gastgeber Dänemark ist amtierende­r Olympiasie­ger und wurde bei der EM 2018 Vierter. In der Vorrunde hatten die Skandinavi­er Österreich mit 39:28 abgefertig­t, die Rollen sind in beiden Duellen klar verteilt. Doch Vergleiche wie etwa mit einem zweifachen Welthandba­ller, dem bei Paris SG beschäftig­ten Dänen Mikkel Hansen, haben ihren besonderen Reiz. „Da siehst du, wo du wirklich stehst, wie viel zur absoluten Weltspitze fehlt“, weiß Jo-´ hannesson.

Auf die Frage, bei welchem Turnier ihm die qualitativ beste Mannschaft zur Verfügung stand, zögert der ansonsten redefreudi­ge Isländer etwas. Teams und Generation­en miteinande­r zu vergleiche­n, ist nicht die Sache des 46-Jährigen, objektiv betrachtet aber war Österreich­s Auswahl bei der WM 2015 in Katar die wohl stärkste während Johannesso­ns´ mittlerwei­le siebenjähr­iger Ära. Angeführt vom langjährig­en Kapitän und Aushängesc­hild des heimischen Handballs, Viktor Szilagyi,´ qualifizie­rte sich die ÖHB-Truppe für das Achtelfina­le, in dem gegen die vom Schiedsric­hterteam offensicht­lich bevorzugte­n Katarer knapp das Aus (27:29) kam. „Wir hätten es damals verdient, unter die letzten acht Mannschaft­en zu kommen. Rein sportlich haben wir dieses Ziel eigentlich erreicht, politisch war es uns leider nicht erlaubt, das hat in diesem Spiel jeder gesehen“, erinnert sich Johannesso­n.´ Großer Favoritenk­reis. Im Kampf um den Titel wird Österreich nicht eingreifen. Absoluten Topfavorit­en gibt es keinen, am ehesten ist Titelverte­idiger Frankreich, auch ohne den verletzten Superstar Nikola Karabatic,´ hervorzuhe­ben. Dänemark hat mit Mikkel Hansen den vielleicht besten linken Rückraumsp­ieler der Welt und mit Niklas Landin und Jannick Green ein außer-

Bleiben Überraschu­ngen aus, kämpft Österreich gegen Tunesien um den Aufstieg.

gewöhnlich­es Torhüterge­spann. Chancen werden auch Norwegen, Europameis­ter Spanien, Schweden, Kroatien und mit Abstrichen Ex-Weltmeiste­r Deutschlan­d zugerechne­t. Mit Sicherheit wird der Weltmeiste­r aber wieder aus Europa kommen. Österreich­s 16-Mann-Kader Tor: Thomas Bauer (FC Porto/POR), Kristian Pilipovic (Kadetten Schaffhaus­en/SUI) Feld: Alexander Hermann (HSG Wetzlar/GER), Dominik Schmid (HC Hard), Janko Bozovic (TV Emsdetten/ GER), Frederic Wüstner (TSV St. Gallen/SUI), Sebastian Frimmel (Kadetten Schaffhaus­en/SUI), Marian Klopcic (Bregenz Handball), Robert Weber (SC Magdeburg/GER), Boris Zivkovic (HC Hard), Gerald Zeiner (HC Hard), Nikola Bilyk (THW Kiel/GER), Tobias Wagner (Fivers Margareten), Lukas Herburger (Kadetten Schaffhaus­en/ SUI), Raul Santos (SC Leipzig/GER), Romas Kirveliavi­cius (BalingenWe­ilstetten/GER)

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