Österreichs großes Ziel: Der Wurf in die Top zwölf
Um in die Hauptrunde aufzusteigen, muss das ÖHB-Team unter sechs Teams zumindest Dritter werden.
Die Weltmeisterschaft in Dänemark und Deutschland (10. bis 27. Jänner) stellt für Österreichs Handball-Nationalteam der Männer die nächste Bewährungsprobe auf dem Weg in die absolute Weltspitze dar. Als eines von 24 qualifizierten Teams trifft die ÖHBAuswahl in der Vorrundengruppe C auf Saudiarabien (11.1.), Chile (12.1.), Norwegen (14.1.), Dänemark (15.1.) und Tunesien (17.1.). Österreich trägt seine Spiele in der 15.000 Zuschauer fassenden Jyske Bank Boxen in Herning aus, die weiteren WM-Schauplätze sind Kopenhagen, Hamburg, Berlin, Köln und München. Die Top drei jeder Gruppe steigen in die Hauptrunde auf, das Erreichen dieser ist das erklärte Ziel von Teamchef Patrekur Johannes-´ son. „Diesen Anspruch haben wir mittlerweile“, erklärt der 46-Jährige.
Teilnahmen an Weltmeisterschaften sind stets auch Ausflüge ins Ungewisse. Gegnern aus Afrika, Südamerika oder Asien begegnet man selten, sie pflegen einen anderen Handball zu spielen als Europäer. Österreichs Auftaktgegner, Saudiarabien, wurde bei den jüngsten kontinentalen Asienmeisterschaften 2018 hinter Katar, Bahrain und Südkorea Vierter, sollte eigentlich kein Stolperstein sein. Weil sie aber „wenig Struktur im Angriffsspiel“erkennen lassen, häufig auf individuelle Aktionen setzen, bleiben die Saudis unberechenbar. Chile, Österreichs zweiter Gegner, gilt hinter Brasilien und Argentinien als dritte Kraft Südamerikas und ist seit 2011 Stammgast bei der WM. Als beste Platzierung steht ein 21. Platz (WM 2017) zu Buche. Auf dem Papier scheint das letzte Gruppenspiel gegen Tunesien die Schnittpartie um den Aufstieg in die Hauptrunde zu sein. Die Tunesier sind nicht nur historisch gesehen die Nummer eins Afrikas, sie haben sich auch bei der jüngsten Meisterschaft 2018 zum Titelträger gekrönt. Zuletzt trafen die beiden Mannschaften bei der WM 2015 in Katar aufeinander, das Spiel endete 25:25 – unentschieden.
Die weiteren Gruppengegner Norwegen und Dänemark gehören zur Creme` de la Creme` des Welthandballs. Die Norweger treten als Vizeweltmeister an, Gastgeber Dänemark ist amtierender Olympiasieger und wurde bei der EM 2018 Vierter. In der Vorrunde hatten die Skandinavier Österreich mit 39:28 abgefertigt, die Rollen sind in beiden Duellen klar verteilt. Doch Vergleiche wie etwa mit einem zweifachen Welthandballer, dem bei Paris SG beschäftigten Dänen Mikkel Hansen, haben ihren besonderen Reiz. „Da siehst du, wo du wirklich stehst, wie viel zur absoluten Weltspitze fehlt“, weiß Jo-´ hannesson.
Auf die Frage, bei welchem Turnier ihm die qualitativ beste Mannschaft zur Verfügung stand, zögert der ansonsten redefreudige Isländer etwas. Teams und Generationen miteinander zu vergleichen, ist nicht die Sache des 46-Jährigen, objektiv betrachtet aber war Österreichs Auswahl bei der WM 2015 in Katar die wohl stärkste während Johannessons´ mittlerweile siebenjähriger Ära. Angeführt vom langjährigen Kapitän und Aushängeschild des heimischen Handballs, Viktor Szilagyi,´ qualifizierte sich die ÖHB-Truppe für das Achtelfinale, in dem gegen die vom Schiedsrichterteam offensichtlich bevorzugten Katarer knapp das Aus (27:29) kam. „Wir hätten es damals verdient, unter die letzten acht Mannschaften zu kommen. Rein sportlich haben wir dieses Ziel eigentlich erreicht, politisch war es uns leider nicht erlaubt, das hat in diesem Spiel jeder gesehen“, erinnert sich Johannesson.´ Großer Favoritenkreis. Im Kampf um den Titel wird Österreich nicht eingreifen. Absoluten Topfavoriten gibt es keinen, am ehesten ist Titelverteidiger Frankreich, auch ohne den verletzten Superstar Nikola Karabatic,´ hervorzuheben. Dänemark hat mit Mikkel Hansen den vielleicht besten linken Rückraumspieler der Welt und mit Niklas Landin und Jannick Green ein außer-
Bleiben Überraschungen aus, kämpft Österreich gegen Tunesien um den Aufstieg.
gewöhnliches Torhütergespann. Chancen werden auch Norwegen, Europameister Spanien, Schweden, Kroatien und mit Abstrichen Ex-Weltmeister Deutschland zugerechnet. Mit Sicherheit wird der Weltmeister aber wieder aus Europa kommen. Österreichs 16-Mann-Kader Tor: Thomas Bauer (FC Porto/POR), Kristian Pilipovic (Kadetten Schaffhausen/SUI) Feld: Alexander Hermann (HSG Wetzlar/GER), Dominik Schmid (HC Hard), Janko Bozovic (TV Emsdetten/ GER), Frederic Wüstner (TSV St. Gallen/SUI), Sebastian Frimmel (Kadetten Schaffhausen/SUI), Marian Klopcic (Bregenz Handball), Robert Weber (SC Magdeburg/GER), Boris Zivkovic (HC Hard), Gerald Zeiner (HC Hard), Nikola Bilyk (THW Kiel/GER), Tobias Wagner (Fivers Margareten), Lukas Herburger (Kadetten Schaffhausen/ SUI), Raul Santos (SC Leipzig/GER), Romas Kirveliavicius (BalingenWeilstetten/GER)