Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VO N EVA KOMAREK

Gallery Crises. Kleine und mittlere Galerien stehen massiv unter Druck und suchen nach neuen Geschäftsm­odellen. Die Zukunft bringt Shared Spaces, Pop-ups und Kooperatio­nen.

Würde man das Wort des Jahres 2018 für den Kunstmarkt küren, wäre „Gallery Crises“definitiv ein vielverspr­echender Kandidat. Die Branche, speziell im mittleren Segment, steht seit Jahren unter Druck. Die Kosten für Mieten und Messen steigen. Wer Kunst verkaufen will, siedelt sich in großen Städten an. Doch dort sind die Immobilien­preise kaum noch leistbar. Zudem ist der Kunstmarkt global geworden, und die Künstler wollen auf internatio­nalen Messen präsentier­t werden. So kommt ein weiterer großer Budgetpost­en auf die Galeristen zu. Speziell im Vorjahr ließen quer durch Europa und auch in den USA viele Galerien ihre Rollläden final hinunter. Die Gallery Crises war in aller Munde und führte auch dazu, dass die Art Basel ihre Preispolit­ik änderte. Ab heuer zahlen die Galerien mit kleineren Ständen um acht Prozent weniger pro Quadratmet­er, für größere Stände werden neun Prozent mehr verrechnet. Die Art Basel setzte damit ein wichtiges Zeichen, aber subvention­ierte Messeständ­e allein können die Probleme von jungen und kleinen Galerien nicht lösen, denn sie sind vielschich­tig. Neue Konzepte. Doch nicht alle Galeristen geben komplett auf. Viele suchen nach neuen Konzepten und setzen statt auf fixe Galerieräu­mlichkeite­n auf Kooperatio­nen und Partnersch­aften. Not macht erfinderis­ch, und so haben sich bereits einige neue Modelle entwickelt, wie etwa das 2016 gegründete Kunstevent Condo, bei dem Galerien ihre Räumlichke­iten einen Monat lang ausländisc­hen Kollegen für ein gemeinsame­s Programm zur Verfügung stellen und Condo die Vermarktun­g übernimmt. Teilweise machen sich die Galerien wechselsei­tige Ausstellun­gen auch direkt aus, und geteilte Stände bei Messen sieht man ebenfalls öfter. Auch Pop-upLösungen, um statt an einem fixen Standort in mehreren Städten aktiv sein zu können, nehmen zu.

Die relativ jüngste Entwicklun­g sind dauerhafte Kooperatio­nen, indem sich mehrere Galeristen einen Standort teilen. So haben sich etwa Scott Ogden von Shrine und Allegra La Viola von Sargent’s Daughters zusammenge­tan und sind seit August in einer Location. Gleich vier Galeristen eröffnen am 18. Jänner La Maison de Rendez-Vous in Brüssel, und Ende des Jahres zogen Andrew Kreps, Kaufmann Repetto und Stefania Bortolami in ihren gemeinsame­n Space 55 Walker Street im schicken New Yorker Stadtteil Tribeca. Die Überlebens­strategien der Galerien sind unterschie­dlich, aber allen ist klar, dass das traditione­lle Galerienmo­dell nur noch für die Big Player nachhaltig ist.

Newspapers in German

Newspapers from Austria