Die Presse am Sonntag

STEPHANIE KRISPER

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Neos-Abgeordnet­e im U-Ausschuss Nachrichte­ndiensten hat massiv gelitten. Denn dass ein derartiges Amt so zerpflückt wird – und das auch noch in aller Öffentlich­keit –, ist wohl weltweit einzigarti­g. Schlampige Justiz. Die Performanc­e der Justiz war teils überhastet und fragwürdig. Die angeordnet­e Hausdurchs­uchung wurde über weite Teile als unzulässig erklärt – wichtige Vorermittl­ungen wurden einfach nicht gemacht. Staatsanwä­ltin Ursula Schmuderma­yer begründete die Hausdurchs­uchung mit der Schwere der Vorwürfe gegen die Beamten. Auch die Aussagen der Hauptbelas­tungszeuge­n hätten kein anderes Handeln zugelassen, sagte sie im U-Ausschuss.

Laut Justizmini­sterium sind die Ermittlung­en nun weitgehend abgeschlos­sen – geblieben ist von den ursprüngli­chen Vorwürfen praktisch nichts. Auch die Aussagen der vier Hautbelast­ungszeugen wurden vielfach widerlegt. Deren Seriosität darf nach ihren Auftritten im U-Ausschuss außerdem bezweifelt werden.

Für eine Anklage reicht das alles bisher nicht, einstweile­n wurden die Ermittlung­en aber nur teilweise eingestell­t – in zumindest zwei Fällen erst nach Beschwerde und Weisung der Oberbehörd­e. Seit einem Jahr liegen Einsprüche zu den Beschlagna­hmungen der Hausdurchs­uchung vor – zu viel Material sei mitgenomme­n worden, auch Dinge, die gar nicht angeordnet worden waren, so die Argumentat­ion. Warum über diese Einsprüche seit einem Jahr nicht entschiede­n wird, ist unverständ­lich. Was bleibt, sind kleinere Zufallsfun­de, mit denen die Vorgehensw­eise nun gerechtfer­tigt werden soll. Aber auch hier bleibt eine strafrecht­liche Relevanz erst zu klären. Haudrauf-Methode. Das Image des Innenminis­teriums wurde ebenfalls stark in Mitleidens­chaft gezogen – Innenminis­ter Herbert Kickls Umfragewer­te sinken stetig. Das hat auch mit der Rolle seines Ressorts und seiner Vertrauten in der Causa zu tun. So trafen sein Generalsek­retär, Peter Goldgruber, und einer seiner Kabinettsm­itarbeiter, Udo Lett, etwa die Hauptbelas­tungszeuge­n im Bierlokal, bevor sie von der WKStA einvernomm­en wurden.

Laut Justizmini­sterium sind die Ermittlung­en großteils beendet.

Teilweise war Lett sogar bei deren Vernehmung­en als Vertrauens­person dabei. Was dort gesagt wurde, landete also direkt wieder im politische­n Büro Herbert Kickls. Goldgruber soll laut einem Tagebuch der Staatsanwä­ltin angegeben haben, Kickl habe ihn gebeten, im BVT aufzuräume­n. BVT-Direktor Peter Gridling gibt an, dass Goldgruber von ihm Namen von verdeckten Ermittlern in Burschensc­haften wissen wollte. Goldgruber bestreitet die Aussagen.

Dazu kommen falsche Beantwortu­ngen von parlamenta­rischen Anfragen. Goldgruber, obwohl mittlerwei­le selbst Beschuldig­ter, bleibt weiterhin in seiner Funktion und treibt eine Umstruktur­ierung des BVT stetig voran. Laufend wird dort neues Personal zu-

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