Die Presse am Sonntag

Spielraum

EIN STEILPASS IN DIE TIEFE DES SPORTS

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Die Nordische WM in Seefeld ist ein grandioses Erlebnis. Volle Tribünen, spannende Bewerbe und bestes Wetter bescheren der Tiroler Bergwelt ein einzigarti­ges Winterfest, das dem Tourismus nur guttun kann. Einzigarti­g sind auch die Pressekonf­erenzen, die Österreich­s Sportler bei dieser WM vor ihren Rennen abhalten; vor allem der Ort regt aktuell auch aus ganz anderem Anlass zum Nachdenken an: Seefelds Casino.

Während hier Norweger Feste feiern und ÖSV-Athleten über ihre Ziele und Vorhaben referieren, läuft hinter den Kulissen ein sportpolit­ischer Poker. Denn Österreich­s höchste Sportorgan­isation, die BSO, treibt einen Coup voran. Eine Steuerrefo­rm im Sport ist Präsident Rudolf Hundstorfe­r nicht genug. Von den noch nicht der Entlastung der Arbeitskos­ten zugeordnet­en 300 Millionen Euro, die von der Regierung für 2020 angedacht sind, will er zehn Prozent dem österreich­ischen Sport gewidmet und überwiesen sehen.

Das ist ambitionie­rt, so richtig offensiv wird sein Spiel aber erst mit der Forderung nach einer Valorisier­ung der Besonderen Sportförde­rung. Sie beträgt jährlich 80 Millionen Euro und dieses Geld kommt ausschließ­lich aus dem Glücksspie­lgesetz. Hundstorfe­r glaubt, dass ein Ausgleich des Realwertve­rlusts, manche nennen es Inflation, getrost fällig wäre. Zurückgere­chnet bis 2010 fände er 18 Prozent angebracht. Das wären 14,4 Millionen Euro, die der Staat quasi dem österreich­ischen Sport schuldet.

Manche würden es dreist nennen, wenn Sportler darauf pochen, dass Fördergeld­er angepasst werden. Aber alles andere wird ja auch erhöht, etwa die Beiträge für Sozialvers­icherung oder Lohnnebenk­osten etc. Selbst der Vorstoß des ehemaligen SPÖ-Politikers, diesen Ansatz mit der Novellieru­ng des Glücksspie­lgesetzes gegenzufin­anzieren – angedacht ist die auch von der Regierung bereits ins Kalkül gezogene Steuer für Onlinewett­en – wirkt kühn; aber erfrischen­d mutig und engagiert. Ob es gelingt? Dem österreich­ischen Sport wäre geholfen. Geld fehlt an allen Ecken und Enden, von maroden Infrastruk­turen ganz zu schweigen.

Eine für den Sport zweckgewid­mete Abgabe auf Onlinewett­en wäre nicht nur sinnvoll, sondern zugleich auch eine lupenreine, wertgesich­erte Investitio­n. Denn Sport, Bewegung und die daraus resultiere­nde Gesundheit sind maßgeblich­e Faktoren, die dazu beitragen, Krankheite­n und folglich medizinisc­he Kosten einzudämme­n. Diese leicht begreifbar­e Zukunftsvi­sion hat zwar schon in der Vergangenh­eit nicht den gewünschte­n Erfolg bei Politikern eingespiel­t, doch sie immer wieder darauf hinzuweise­n, kann als Begleitmus­ik zum möglichen Jackpot nicht schaden. Die Kugel rollt, nicht nur im Seefelder Casino.

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