Die Presse am Sonntag

Austrias irritieren­de Angst vor dem Fußball

24 STUNDEN AKTUELLE NACHRICHTE­N AUF Bundesliga: Beim 0:2 gegen Lask wurde deutlich, dass bei den Violetten Ordnung und System fehlen. Was macht Trainer Letsch?

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Wien. Lask ist die Mannschaft der ersten Frühjahrss­piele. Dem doch eher deutlichen 6:0 gegen St. Pölten im Viertelfin­ale des ÖFB-Cups ließen die Athletiker in Paschings Waldstadio­n ein 2:0 gegen Austria zum Start der finalen Ligaspiele vor der erstmalige­n Aufteilung in ein Meister-Play-off (Top 6) und ein unteres Play-off folgen. Trainer Oliver Glasner hat bei den Linzern alles richtig gemacht, lenkt seine Spieler mit Geschick und Gefühl. Torschütze­n wie Thomas Goiginger und Joao˜ Victor spielen für die Mannschaft. Und in Wien? Da träumen offenbar manch Violette immer noch vom 6:1 gegen Rapid vom Dezember. Dabei ist diese Situation so alarmieren­d.

Mit Trainer Thomas Letsch glaubte man in der vergangene­n Saison den „Retter“gefunden zu haben. Doch das Verpassen des Europacupp­latzes, der Abgang wichtiger Spieler und der aktuelle Leerlauf samt Cup-Flop sind alles, nur keine Erfolgsmel­dungen. Geholt von Sportchef Ralf Muhr, scheint sich dieser zu hüten, Kritik zu üben – er würde ja damit seine eigene Personalpo­litik infrage stellen. Aber allein der Blick auf die Tabelle sollte doch zum Nachdenken anregen: Lask liegt kom- fortable zehn Punkte vor der um ihren Platz in den Top sechs zitternden Austria. Violetter Hohn. „Aus der Winterpaus­e mit zwei Niederlage­n zu starten ist bitter. Lask ist da viel weiter als wir. Sie holen das Maximum heraus“, gab etwa Florian Klein zu Protokoll. Der im Linzer Nachwuchs geschulte Ex-Teamspiele­r zeigte wie die gesamte AustriaElf in der ersten Spielhälft­e eine geradezu lethargisc­he Leistung. „Mutlos“sei man gewesen, waren sich Letsch und Muhr einig. „Da war Verunsiche­rung zu spüren“, meinte Muhr auch in Anspielung auf die Cup-Blamage beim GAK (1:2). Dass Letsch bei Fans und Klub-Insidern wieder angezählt ist, kann Muhr nicht überhört bzw. übersehen haben. „Wir haben die Schnauze voll!“, dröhnte es durch das Areal. „Wir wollen die Austria sehen! – Letsch aus!“

Anspruch und Wirklichke­it klaffen in Favoriten auseinande­r. Dass der Absturz ins untere Play-off womöglich Wiener Derbys garantiere­n würde, ist bloß blanker Hohn. Die Frage auf einem violetten Transparen­t forciert aber dieses Drama: „Und was macht ihr so hauptberuf­lich?“

Die kommenden Runden, die drittbzw. vorletzte des Grunddurch­gangs, sind richtungsw­eisend. Zunächst spielen die Violetten zu Hause gegen Hartberg, eine Woche später ist Altach zu Gast. Muhr sieht die Mannschaft gefordert. „Fakt ist, wir haben nun zwei Heimspiele in Folge, in denen zwei Siege Pflicht sind.“

Und was, wenn selbst das misslingt? Dann droht Austria ein Finale gegen Sturm – in Graz. Das Verpassen der Meistergru­ppe wollte man bei den Violetten partout nicht andenken, „weil Ziele noch erreichbar sind“, sagt Muhr. Wird dieser Albtraum Realität, sollte sich AG-Vorstand Markus Kraetschme­r überlegen, was da nicht alles schon wieder schiefgela­ufen ist. Letsch hat jetzt schon offenbar kaum noch Antworten parat. Er sagt: „Es ist schwer, eine Erklärung dafür zu finden.“

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