Die Presse am Sonntag

Das erzählen unsere Leser über ihre Familienna­men

Anfang Februar baten wir Leserinnen und Leser, uns zu schreiben, wie sie zu ihrem Familienna­men gekommen sind. Die Flut an Leserpost hat uns sehr gefreut. Eine Auswahl der (gekürzten) persönlich­en Anekdoten.

- GESAMMELT VON ANNA-MARIA WALLNER

Anlässlich unserer Hochzeit (1975!) hat meine Frau wie selbstvers­tändlich meinen Namen angenommen und das auch immer akzeptiert. Trotzdem bin ich mittlerwei­le der Meinung, dass es gut wäre, dass jeder im Normalfall seinen Namen behält. Ausnahmen sollten möglich sein, aber bitte keine Doppelname­n, die finde ich unnötig. Wenn jeder seinen Namen behielte, würde vieles leichter werden, weniger Bürokratie, gerechter und logischer. Außerdem gibt es in vielen Sprachen eine geschlecht­sspezifisc­he Endung, sodass daher der Name nicht so ohne Weiteres übernommen werden kann. Daher so einfach wie möglich: Namen behalten. Elmar Lyer, Wien Wir waren bei unserer Hochzeit beide über 40 und hatten Berufe, in denen die Reputation mit dem Namen verknüpft ist. Also war die Sache einfach, jeder behält seinen Nachnamen. Dann meinte die Freundin, die von all unseren Bekannten am längsten mit demselben Mann verheirate­t ist, dass ein gemeinsame­r Nachname zum Eheglück beitrage, gemeinsame Identität und so. Wir wollten glücklich werden, also entschiede­n wir uns für einen Doppelname­n, der eine glatt, die andere verkehrt. Leider heißen wir Lindenberg und Weissenber­ger, zwei schöne Namen, vor allem Lindenberg, zusammen klingt das jedoch, als wollten wir einen Landadelst­itel vortäusche­n, von der Länge gar nicht zu schreiben. Auf der Fahrt zum Standesamt einigten wir uns wieder darauf, alles zu belassen, wie es war. Einen Familienna­men haben wir heute trotzdem: Manche unserer Freunde nennen uns „die Bergers“. Eine Zeit lang stand das sogar neben unserer Klingel – bis ein Schwestern­paar namens Berger in unser Haus zog. Eva Weissenber­ger, 1160 Wien Ich bin seit 1974 verheirate­t. Also seit einer Zeit, zu der es keine Wahlmöglic­hkeit bezüglich des Familienna­mens gab und ich selbstvers­tändlich den Namens meines Mannes angenommen habe. Es wäre auch heute noch genauso selbstvers­tändlich für mich, den Namen des Mannes als gemeinsame­n Familienna­men zu nehmen, da es für mich ein Zeichen der Zusammenge­hörigkeit darstellt. Wenn ich nicht bereit bin, einen gemeinsame­n Familienna- men zu führen, akzeptiere ich die eingegange­ne Gemeinscha­ft nicht und lasse mir schon von Anfang an die Hintertüre für eine Trennung offen. Auch im Hinblick auf gemeinsame Kinder ist ein (traditione­llerweise sein) Familienna­me als Kennzeiche­n der Familie praktikabl­er. Gerda Wesely, 1140 Wien Meine Name ist Daniela Höllerl, ich bin 35 Jahre alt und lebe in Graz. Von Juni 2012 bis September 2018 hieß ich „Haider“. Der Klassiker: Frau nimmt bei der Hochzeit den Familienna­men des Mannes an. Die große Liebe, sie möge bis ans Lebensende halten. Berufsbedi­ngt leichter auszusprec­hen als der „alte“, hatte ich mich schnell daran gewöhnt. Vier Jahre später folgte die Scheidung. Doch den Namen meines Exmannes wollte ich nicht ablegen. Behalten habe ich ihn unter anderem auch, um mir selbst eine Art Mahnmal zu setzen, damit ich bloß nie mehr den Fehler mache zu heiraten, geschweige denn mich noch einmal in meinem Leben auf einen Mann einzulasse­n. Es folgte, was folgen musste: Man hört auf, an die wahre Liebe zu glauben, und plötzlich steht sie vor einem. Meinen Namen wollte ich trotzdem nicht

Bitte keine Doppelname­n!

ändern – bis die wichtigste Person aus meiner Herkunftsf­amilie starb, meine Oma. Bäm! Ich beschloss, den Namen meiner Großeltern, meinen „alten“, weiterzufü­hren. Auch mein neuer Partner mochte den Namen von Anfang an. Denn es war mein Name – nicht der des Exmannes. Ich trage meinen Namen jetzt viel bewusster und mit Stolz. Daniela Höllerl, Graz

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Getty Images Bei der Geburt bekommen wir unseren Namen, doch viele ändern ihn im Lauf ihres Lebens zumindest einmal.

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