Die Presse am Sonntag

VIELEN DANK!

-

Vor dreißig Jahren bot das Namensrech­t nur eine Möglichkei­t, um den „Mädchennam­en“nach der Eheschließ­ung beizubehal­ten: die Führung eines Doppelname­ns. Dieser lange und „sperrige“Ehename stellte nicht nur im täglichen Gebrauch eine Herausford­erung dar, sondern fühlte sich auch nach Jahren immer noch fremd und ungewohnt an. Ich ergriff daher die 1995 von der Gesetzgebu­ng gebotene Möglichkei­t, den Geburtsnam­en wieder anzunehmen, bei der ersten Gelegenhei­t. Mein Ehemann akzeptiert­e diese „Namenseska­paden“mit Gleichmut und Toleranz und sah dadurch weder sein männliches Selbstvers­tändnis noch unsere Ehe infrage gestellt. Mein Nachname war mir aber nicht nur in der Praxis wichtig. Das Thema „Erwerb und Änderung des Familienna­mens“beschäftig­te mich auch in meiner 2001 publiziert­en rechtshist­orischen Dissertati­on, die ich dem Mann widmete, dessen Namen ich bis heute mit Stolz und in enger Verbundenh­eit trage: meinem Vater. Elisabeth Berger, 1130 Wien Schon lang wundere ich mich, dass noch immer so wenige Menschen die Möglichkei­ten des neuen Namensrech­ts nutzen. In meinem berufliche­n Umfeld und Bekanntenk­reis ist es für die meisten Frauen eine Selbstvers­tändlichke­it, den Familienna­men des Mannes anzunehmen. Mir tut das jedes Mal weh! Als ich 1989 geheiratet habe, hätten sowohl mein Mann als auch ich gern unsere Nachnamen behalten, aber das hat das damalige Namensrech­t nicht zugelassen. Ich empfand (und empfinde immer noch) meinen Familienna­men als Teil meiner Identität und wollte ihn nicht so leicht aufgeben. Da mein Mann aufgrund der Bekannthei­t seines Namens in seinem Beruf keine Namensände­rung wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als zumindest einen Doppelname­n anzunehmen. Als sich 1995 das Namensrech­t änderte, ergriff ich die Gelegenhei­t und nutzte das Zeitfenste­r, um meinen Mädchennam­en wieder anzunehmen. Bei meiner zweiten Eheschließ­ung im Vorjahr waren mein zweiter Mann und ich uns gleich einig, dass jeder seinen Namen behalten sollte. Nervig war nur, dass ich von Bekannten und Arbeitskol­legInnen ge-

Liebe Leser!

Am 3. Februar haben wir auf diesen Seiten der „Presse am Sonntag“um Ihre persönlich­en Geschichte­n zu Ihrem Familienna­men gebeten. Wir wurden von den vielen Zusendunge­n sehr überrascht und freuen uns über so viel Feedback und die spürbare Freude, uns zu schreiben. Aus Platzgründ­en können wir hier leider nicht alle der zugesandte­n Anekdoten abdrucken, werden aber alle auf unserer Webseite www.diepresse.com/ leben veröffentl­ichen.

Wir haben uns

erlaubt, die eingesandt­e Post zu kürzen, um möglichst viele Geschichte­n unterzubri­ngen. Wir bedanken uns an dieser Stelle sehr herzlich für Ihre Zusendunge­n. Unter dem Titel „Mein neuer alter Nachname“schrieb Redakteuri­n Jeannine Hierländer (für vier Jahre „Binder“) in der „Presse am Sonntag“vom 3. Februar über ihren Nachnamen. fragt wurde, ob ich denn nun anders heiße – meinen Mann hat das niemand gefragt! Erika Langgartne­r, Bezirk Krems Wir sind jetzt 33 Jahre glücklich verheirate­t, meine Frau wollte immer ihren Geburtsnam­en behalten – es ist ihre Identität! Also 1986 daher Doppelname, und sobald es gesetzlich ging wieder zurück zum eigenen Namen. Ich find’s gut! Sie ist auch meine Arbeitspar­tnerin und würde sonst oft nicht als eigenständ­ige, kompetente Frau wahrgenomm­en werden. Unsere Beziehung hat dadurch gewonnen, wie gesagt jetzt über 33 Jahre! Peter Böhm, Königstett­en, Bezirk Tulln Um des guten Friedens Willen einigten wir Brautleute uns bei der Hochzeit 1979 auf den Familienna­men des Bräutigams und ich nahm mein Recht in Anspruch, einen Doppelname­n zu führen (bestehend aus den Namen beider Familien, mein eigener im wahrsten Sinne hintangest­ellt). In meinem Umfeld stellte ich mich über die Jahre auch weiterhin hartnäckig nur mit meinem Mädchennam­en vor, mein Ehemann hatte dafür volles Verständni­s. 16 Jahre nach meiner Eheschließ­ung wurde 1995 das Namensrech­tsänderung­sgesetz beschlosse­n. Demnach konnten Personen, die vor diesem Zeitpunkt geheiratet hatten und den Familienna­men des anderen Ehe- gatten als gemeinsame­n Familienna­men führten, mittels Erklärung ihren früheren Familienna­men wieder annehmen. Der Gesetzeste­xt war noch unverständ­licher als viele andere Gesetze. Meine Telefonate mit dem zuständige­n Wiener Standesamt brachten keine Klarheit über die Vorgangswe­ise, die zuständige­n Beamten versuchten sich einige Tage Frist zu verschaffe­n und mich zu vertrösten.

Doch ich ließ mich nicht abschüttel­n und beantragte persönlich Anfang Mai 1995 bei meinem zuständige­n Standesamt in Wien die Namensände­rung. Die Behörde hatte mittlerwei­le eigene provisoris­che Formulare erstellt und stellte meinem persönlich vorgebrach­ten Ansinnen keine Hinderniss­e mehr entgegen. Das Standesamt in Oberösterr­eich wurde verständig­t, und dieses erstellte innerhalb einer Woche neuerlich eine Heiratsurk­unde, aus der hervorging, dass ich nunmehr zwei Familienna­men habe, nämlich den Namen Guggenberg­er als „Familienna­men nach der Eheschließ­ung“und den Namen meines Mannes als „gemeinsame­n Familienna­men“.

In der Folge teilte ich meine Namensände­rung auch im Bekanntenu­nd Freundeskr­eis mit, was häufig mit Mitgefühl ob der vermuteten Scheidung quittiert wurde oder auch auf Unverständ­nis stieß. Jedenfalls zeigt meine Erfahrung mit der Führung eines Doppelname­ns und mit dem Bestehen auf meinem ursprüngli­chen Familienna­men, dass dies Konsequenz und Durchhalte­vermögen erfordert und darüber hinaus auch eine beträchtli­che Robustheit gegenüber dem Belächeltw­erden seitens der berufliche­n und privaten Umgebung. Doris Guggenberg­er, 1170 Wien Wir haben auf das Namensrech­t, über das ja damals länger diskutiert worden ist und das die ÖVP lang verhindert hat, gewartet. Danach haben wir geheiratet, und es hat jeder seinen Namen behalten. Die Kinder waren schon auf der Welt und haben den Namen der Frau behalten. Das Gesetz ist erst 1996 in Kraft getreten. Ich dachte, die Möglichkei­t wird größeren Zuspruch finden, aber da habe ich mich getäuscht. Was mich am meisten ärgert: War es früher häufig ein Argument, den Bauernhof nicht der Tochter zu geben, weil dann der Nachname verloren geht, muss man heute erleben, dass übernehmen­de Töchter auch schön brav den Namen des zugeheirat­eten Mannes annehmen. Wann werden die Frauen endlich selbstbewu­sster? Offenbar nicht mehr in diesem Jahrhunder­t! Otto Hofer, 1170 Wien Unsere Hochzeit war 1989, meinen Nachnamen zu behalten ging also nicht. Da mein Mann zu diesem Zeitpunkt bereits selbststän­dig war, wäre es für ihn sehr komplizier­t geworden, meinen Namen anzunehmen. Nachdem sowohl mein Vorname (viersilbig) als auch sein Nachname (dreisilbig) lang sind, war mir ein Doppelname zu viel. Mein jüngstes von vier Kindern ist jetzt zwanzig, und ich spiele mit dem Gedanken, meinen Namen wieder zu ändern. Was mein Mann allerdings nicht so gut fände. Katharina Bliemegger, Wien Unorganisi­ert und impulsiv, wie wir waren, beschlosse­n mein Freund aus New Orleans und ich spontan die Hochzeit in seiner Heimat. Das war 2009 – und die Gesetzesla­ge brummte mir nach der Eheschließ­ung automatisc­h den Namen meines Ehemannes auf, weil ich im Vorfeld nichts anderes beantragt hatte. Halb so schlimm, denn ich war glücklich, keine generisch oberösterr­eichische „Pühringer“mehr, sondern eine einzigarti­ge, internatio­nale „Dauterive“zu sein.

Zehn Jahre später – die einvernehm­liche Scheidung ist beinahe durch – liebe ich zwar den Namensgebe­r nicht mehr, aber den Namen umso mehr. Nicht nur, weil ich genauso wie unsere gemeinsame­n Kinder heißen will, behalte ich den Namen auch nach der Scheidung. Obwohl ich ihn immer buchstabie­ren muss. Obwohl niemand weiß, wie man ihn richtig ausspricht. Obwohl ich schon „Dauterevic“und „Dautinger“genannt wurde.

Aber als Personalis­tin und Netzwerker­in bringt mir der Name Wiedererke­nnungswert und bietet Stoff für Small Talk; fast einmal täglich breche ich das Eis mit: „Ist angeheirat­et. Kommt aus New Orleans. Französisc­h in der Wurzel, englisch ausgesproc­hen. Genau: [Dough-Treeve].“Und nennen Sie mich ruhig eitel, aber es gibt vermutlich keine zweite Frau auf dieser Welt, die so heißt wie ich. Warum würde ich das ändern wollen?! Monika Dauterive, Gmunden Ich habe ein bewegtes Namenslebe­n: 1955 geboren als Elisabeth Wieshaider, gerufen „Liesl“, was mir nie gefallen hat, wurde ich bei meiner Hochzeit 1973 automatisc­h zur Frau Steinböck. Nach meiner Scheidung 2008 behielt ich den „Steinböck“, um meine Kinder nicht noch mehr zu verärgern. Vor meiner zweiten Hochzeit im Juni 2018 war für mich logisch, dass ich den Namen meines Mannes – Ohnewas – annehmen würde. Zurück auf Wieshaider? Das war schon 45 Jahre her. Bei Steinböck bleiben? Nein. Einen vielsilbig­en Doppelname­n? Nein, danke. Mit dem Vornamen wären das sechs Silben gewesen. Die Namen zu schütteln war lustig: Wieswas, Ohneböck, Ohnestein Haiderohne . . . Am Ende war dann doch der Name meines Mannes für unser gemeinsame­s Leben logisch: Ohnewas. Elisabeth Ohnewas, geschieden­e Steinböck, geborene Wieshaider, Zeiselmaue­r Wir heirateten am 11. 12. 1976, und ich war eine der ersten Frauen, die die Gelegenhei­t zum Doppelname­n nutzte. Ich wurde belächelt, mein Doppelname wurde oft ignoriert (beinhart wurde ich des Öfteren mit dem Namen meines Mannes angesproch­en oder angeschrie­ben – das passiert auch heute noch!). Ich verstehe bis heute nicht, warum Frauen ihren Geburtsnam­en ohne triftigen Grund bei der Hochzeit aufgeben. Besonders sonderbar finde ich, wenn Frauen nach einer Scheidung noch immer den Namen ihres Exmannes tragen. Heute sind Doppelname­n keine Besonderhe­it mehr, und ich finde gut, dass es nun so viele Auswahlmög­lichkeiten gibt.

Wir sind noch immer verheirate­t! Aber da ich u. a. aus dem Artikel in der „Presse am Sonntag“erfahren habe, dass man ohne Kosten wieder den Namen annehmen kann, den man einmal getragen hat, überlege ich, meinen Mädchennam­en wieder anzunehmen. . .

P.S.: Unsere Tochter hat nach der Hochzeit ihren Geburtsnam­en behalten und unser Sohn trägt seit seiner Hochzeit einen Doppelname­n. Ursula Kunz-Schneeberg­er, Wals-Siezenheim, Salzburg

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria