Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

Liaison. Zwischen Kunst und Mode besteht seit Langem eine befruchten­de Beziehung. Die Modewelt hat viele Kunstsamml­er, einer davon war auch Karl Lagerfeld.

Diese Woche ist mit Karl Lagerfeld einer der letzten ganz großen Modedesign­er gegangen. Seit 1965 war er der kreative Kopf von Fendi. Mehr als drei Jahrzehnte prägte er die Geschicke von Chanel. Doch er war nicht nur Modedesign­er, sondern auch Fotograf und Kunstsamml­er. Lagerfeld liebte die Kunst des 18. Jahrhunder­ts und war bereit, in Galerien und auf Auktionen für Gemälde, Skulpturen und Antiquität­en fast jeden Preis zu bezahlen. Im Jahr 2000 trennte er sich von einem Teil der Sammlung. Medien berichtete­n damals von einer hohen Steuernach­zahlung. Christie’s spielte für 150 Lose, darunter Arbeiten von Francois¸ Boucher und Jean-Honore´ Fragonard, rund 30 Millionen Euro ein. Später sammelte Lagerfeld die Kunst der Moderne. Liebesbezi­ehung. Mode und Kunst ist eine Liaison, die schon lange währt. So gibt es in der Modewelt besonders viele Kunstsamml­er und Mäzene, einige davon leisten sich sogar eigene Museen. Man denke nur an Yves Saint Laurent, der nicht nur Kleider nach den Kompositio­nen von Piet Mondrian kreierte, sondern über ein halbes Jahrhunder­t eine einzigarti­ge Kunstsamml­ung zusammenge­tragen hatte, die nach seinem Tod von Christie’s 2009 für eine Rekordsumm­e von 373,5 Millionen Euro versteiger­t worden war. Bernard Arnault, Langzeitch­ef des Hauses LVMH, ist begeistert­er Kunstsamml­er und hat sich mit der Fondation Louis Vuitton von Stararchit­ekt Frank Gehry ein eigenes Museum bauen lassen, das seine Sammlung beherbergt.

Einer der Vorreiter war übrigens Alain-Dominique Perrin, der 1984 als ehemaliger Cartier-Präsident die Fondation Cartier pour l’Art Contempora­in ins Leben rief, um junge Künstler zu fördern und ganz nebenbei das Image des Hauses aufzupolie­ren. Miuccia Prada und ihr Mann entdeckten die Kunst eher zufällig über einen befreundet­en Bildhauer. Sie begannen Kontakte zu Künstlern zu knüpfen und zu sammeln. 1995 gründeten sie die Fondatione Prada, seit 2015 haben sie ein von Rem Koolhaas gestaltete­s eigenes Museum in Mailand. Und schließlic­h Francois-¸Henri Pinault, der zwei Kunsttempe­l in Venedig besitzt, Eigentümer des Auktionsha­uses Christie’s ist und sich jetzt den Traum eines eigenen Museums in Paris verwirklic­ht. Die Bourse de Commerce, die seine Sammlung beherberge­n wird, für dessen Umbau Stararchit­ekt Tadao Ando beauftragt wurde, wird heuer eröffnen. Neben dem rein ästhetisch­en Gewinn haben Modeschöpf­er und LuxusLabel­s so die Möglichkei­t, einen Diskurs über Kreativitä­t zu legitimier­en und einen Imagetrans­fer zwischen Mode und Kunst zu generieren.

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