Die Presse am Sonntag

Premiere in Tinseltown

Frieze L. A. Los Angeles galt bisher als recht schwierige­s Pflaster für Kunstmesse­n. In diesem Jahr scheint man den Bann gebrochen zu haben.

- VON EVA KOMAREK

Los Angeles hat man bisher nur mit Hollywood in Verbindung gebracht, nicht jedoch mit Kunst. Das hat die Kunstmesse Frieze jetzt geändert, indem sie ihr berühmtes weißes Zelt in den Paramount-Studios mitten im Herzen von Hollywood aufgeschla­gen hat. Obwohl das erst die Premiere gewesen ist, hat allein der Name genügt, um einer Frieze Art Week den Weg zu bereiten. Denn kurz nach der Ankündigun­g der Frieze wurden mit der Felix LA und der Spring Break LA zwei weitere Messen gegründet. Auch die Art Los Angeles Contempora­ry, seit zehn Jahren der Platzhirsc­h in dieser Stadt, hat ihr Datum an die Frieze angepasst.

Die Messe scheint ein Erfolg gewesen zu sein. So waren die Sondertick­ets laut Veranstalt­ern schon im Vorfeld ausverkauf­t. Auch was die Verkäufe betrifft, wurden die Erwartunge­n erreicht. Einzig das Wetter spielte nicht mit. Auf der Preview verdarb sintflutar­tiger Regen den VIPs die Laune. Klein aber fein. Mit 70 Aussteller­n ist diese Frieze deutlich kleiner als in London und New York, die 300 respektive 200 Teilnehmer haben. Immerhin ein Drittel der Galerien kam aus der lokalen Szene. Doch ein langsamer Start ist eine vernünftig­e Strategie – L. A. gilt als schwierige­r Messestand­ort. In den vergangene­n Jahren haben die beiden Pariser Messen Paris Photo und Fiac ihr Glück versucht. Sie wurden wieder geschlosse­n. Auch lokale Versuche, wie die Art Platform Los Angeles und die Paramount Ranch, sind gescheiter­t. Die Stadt hatte die längste Zeit relativ wenige Käufer. Lokale Galerien machten mehr als die Hälfte ihres Geschäfts mit internatio­nalen Kunden. Das liegt an der fehlenden Sammlertra­dition. An der Ostküste ist altes Geld zuhause und damit auch die Tradition, Kunst und Antiquität­en zu sammeln. Doch möglicherw­eise ist das Timing der Frieze gut. L. A. entwickelt sich langsam zu einem neuen Kunstzentr­um, jedenfalls was die Kunstprodu­ktion betrifft. In den vergangene­n Jahren sind viele junge, neue Künstler nach L. A. gekommen, da es günstigere Bedingunge­n aufweist als beispielsw­eise New York. Das ist vergleichb­ar mit Berlin. Den Künstlern folgen die Galerien und letztlich auch die Messen.

Doch auch die Zahl der Sammler steigt. So schreibt das „Wall Street Journal“, dass die Westküste und insbesonde­re Los Angeles für das Auktionsha­us Christie’s im Vorjahr die drittgrößt­e Quelle für Neukunden gewesen sei. Es erinnert an Miami, das sich auch erst dank der Art Basel, die sich mit einer Winter-Dependance niederließ, zu einer Kunstmetro­pole entwickelt­e.

Das sieht auch Galerist Thaddaeus Ropac ähnlich: „Ich denke L. A. ist endlich angekommen, dank der privaten Kunsthochs­chule CalArts (California Institute of the Arts) gibt es hier großartige Künstler und natürlich sehr kultiviert­e Sammler.“Für die Galerie Ropac, die einzige aus Österreich auf der Messe, sei die erste Ausgabe sehr zufriedens­tellend verlaufen. Viele Sammler seien aus Asien gekommen, da es für sie einfacher ist, mit einem Direktflug nach L. A. zu kommen als nach New York oder sogar Miami. Die Frieze habe das richtige Timing gehabt, aber auch den Zugang zu den besten Galerien, die starkes Material mitgebrach­t hätten. „Daher war das Ergebnis so spannend“, sagt Ropac. Auch was die Verkäufe betrifft ist der Galerist zufrieden. So ging bei ihm etwa „Georgia O’Keeffe“von Andy Warhol für 875.000 Dollar über den Tresen, ebenso zwei Skulpturen von Antony Gormley für jeweils 400.000 Pfund, ein Ölgemälde von Alex Katz aus dem Jahr 2017 für 750.000 Dollar und von Robert Longo „Study of Ferguson Protest XL – working title“, das ganz frisch vom Künstler kommt, für 90.000 Dollar. Ropac hatte auch den österreich­ischen Künstler Erwin Wurm im Programm. Seine Bronze „Bag Walking“aus dem Jahr 2017 fand für 180.000 Euro einen Abnehmer.

Die Messe hat wichtige internatio­nale Galerien wie Gagosian, Hauser & Wirth, Lisson Gallery, Pace, Perrotin, Sprüth Magers, White Cube und David Zwirner für das Debüt gewinnen können. Hauser & Wirth richteten sich auf das lokale Publikum aus und hatten auch den einflussre­ichen kalifornis­chen Künstler Mike Kelley im Programm. Sein Werk „Unisex Love Nest“von 1999 wurde für 1,8 Millionen Dollar verkauft, allerdings an eine europäisch­e Sammlung. Medienberi­chten zufolge war es das teuerste Werk auf der Messe. Starke Verkäufe. Die New Yorker Galerie Levy´ Gorvy hat mit „Infinity Nets“von Yayoi Kusama um 1,6 Millionen Dollar und „Spirale III“von Günther Uecker für 1,2 Millionen Dollar ebenfalls zwei der teuersten Verkäufe getätigt. Alex Katz war gleich mehrfach vertreten. Neben Ropac hatte ihn auch die Pace Gallery auf dem Stand, die seine Arbeit „Blue Flag 4“aus dem Jahr 1967 für eine Million Dollar verkaufte. Die Lisson Gallery hatte Sean Scully im Angebot. „Landline Magenta“erzielte 1,25 Millionen Dollar.

David Kordansky Gallery, eine der führenden Galerien in L. A., verzeichne­te ebenfalls starke Verkäufe, darunter zwölf Arbeiten von Kathryn Andrews um je 40.000 Dollar.

Der aus Berlin angereiste Galerist Johann König hat fünf fröhliche „Balloons“von Jeppe Hein für je 25.000 Euro verkauft. Besonders erfreulich ist, dass zwei „Modified Social Benches“für 25.000 Euro an das MoMA gingen.

Messen wie die Pariser Fiac und die Paris Photo sind mit L. A.-Ausgaben gescheiter­t. Aus Österreich war die Galerie Thaddaeus Ropac auf der Frieze L. A. vertreten. Die Verkaufsza­hlen stimmten. Auch Werke über einer Million Dollar fanden Abnehmer.

Auch in L. A. gab es die Frieze Projects. Ali Subotnick inszeniert­e einen Parcours durch die lokale Künstlersz­ene New Yorks, arrangiert – ganz Hollywood-like – als Filmkuliss­e. Bei den Parcours fand man auch einen Hingucker von Paul McCarthy, der eine 18 Meter hohe aufblasbar­e Flasche „Daddies Tomato Ketchup Inflatable“aufstellte, die bei Hauser & Wirth mit 375.000 Dollar angeschrie­ben war.

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