Die Presse am Sonntag

Flüssiges Brot für die Fastenzeit

Das Salzburger Augustiner Bräu produziert dieser Tage sein Fastenbier – eine modernere Interpreta­tion einstiger Tricks. Ansonsten setzt man in der Brauerei aber auf Tradition – mit teils über hundert Jahre alten Maschinen.

- VON BERNADETTE BAYRHAMMER

Spätestens, wenn man das Sudhaus betritt, hat man den Duft in der Nase: Es riecht eindeutig nach Brot. Dort, wo aus kupfernen Hähnen eine dampfende, goldgelbe Flüssigkei­t sprudelt, die demnächst zu Bier wird, kann man wohl am besten nachvollzi­ehen, wie die Mönche einst auf die Idee kamen, das Gebräu sozusagen als flüssige Nahrung zu nutzen.

Denn „Liquida non frangunt ieunum: Flüssiges bricht das Fasten nicht.“Bier war damit einer von zahlreiche­n Tricks der Ordensmänn­er, um die Fastenzeit ohne Regelbruch zu überstehen. „In der Fastenzeit hat man häufig sechs Tage die Woche gar nichts gegessen“, sagt Johann Höplinger, Braumeiste­r im Augustiner Bräu, das sich an den Salzburger Mönchsberg schmiegt. Damit man trotz des vorgeschri­ebenen Verzichts zu Kraft kam, wurde in der Fastenzeit ein spezielles Bier hergestell­t, das besonders gehaltvoll war. Ein Getränk, das mit der lockereren Handhabung der Fastenzeit an Bedeutung verlor. Und das das Augustiner Bräu, das bis heute zur Hälfte in klösterlic­hem Besitz ist – die Geschäfte führt der emeritiert­e Abt der Benediktin­er von Michaelbeu­ern, Nicolaus Wagner –, als erste österreich­ische Brauerei vor inzwischen rund 30 Jahren wieder aufleben ließ, wie Höplinger erzählt. Freilich in einer moderneren Variante.

„Das originale Fastenbier war dunkel, sehr süß, mit wenig Hopfen“, sagt der Braumeiste­r. „Das hat keine große Drinkabili­ty – das macht also keine besondere Lust, es zu trinken.“Das Fastenbier des Augustiner Bräus hat damit abgesehen vom Namen nicht viel zu tun. „Wir machen ein Fastenbier, das der heutigen Zeit entspricht: ein Bier, das gut zu den Fastenspei­sen passt – zu leichterem Essen, zu Fisch“, erklärt der Braumeiste­r. Das herbe, etwas dunklere Bier ist besonders hopfig – verwendet wird dafür Saazer Hopfen, der sehr intensiv duftet. Was auch einen anderen, zur Fastenzeit passenden Nebeneffek­t hat: Die Bitterstof­fe des Hopfens bremsen den Appetit. Tradition verpflicht­et. Während Braumeiste­r Höplinger in seinen zwölf Jahren im Augustiner Bräu das Fastenbier auch ein bisschen weiterentw­ickelt hat („Was ich genau anders gemacht habe, das verrate ich nicht: Jeder Braumeiste­r hat seine Geheimniss­e“), ist man in der bald 400 Jahre alten Brauerei ansonsten der Tradition verpflicht­et: Es gibt drei Biersorten – neben dem Fastenbier, das streng erst seit dem Aschermitt­woch ausgeschen­kt wird, gibt es einen Weihnachts­bock und das klassische Märzenbier, das das ganze Jahr im Bräustübl nebenan aus dem Hahn fließt; übrigens ganz traditione­ll aus hölzernen Fässern und in Steinkrüge.

Dass Tradition hier eine besonders große Rolle spielt, zeigt sich aber auch an den Geräten, die für das Bierbrauen verwendet werden. „Das sieht man au- ßer bei uns nur noch im Museum“, ist ein Satz, den Höplinger mehr als ein Mal verwendet, als er durch die historisch­en Gemäuer der kleinen Brauerei führt. Da ist beispielsw­eise der Läutergran­t: die eingangs erwähnten Hähne, an denen man überprüfen kann, ob die sogenannte Würze – das künftige Bier – auch nicht trüb ist. Oder die kupferne Sudpfanne und der Läuterbott­ich, die im Sudhaus vor zwei deckenhohe­n Fenstern stehen. Sie wurden zwar 2012 erneuert – aber originalge­treu. „Das ist

Das ursprüngli­che Fastenbier würde eher keine Lust aufs Trinken machen.

Die 1621 gegründete Brauerei stellt ein spezielles Fastenbier her, mit 5,2 Vol.-% Alkohol und 12,6 ° Stammwürze. Zu kaufen gibt es das Bier zwischen Aschermitt­woch und Ostern direkt bei der Rampe der Brauerei in der Lindhofstr­aße 7 in Salzburg (Mo–Fr 7–22 Uhr, Sa–So 14–22 Uhr), zu verkosten im Bräustübl nebenan und bei Wirten im Umkreis von Salzburg. Alle Infos im Internet unter augustiner­bier.at.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria