Die Presse am Sonntag

Rene´ Benko kauft sich ein Denkmal

Schon wieder ein Coup des Tiroler Immobilien­tycoons: Jetzt kauft Ren´e Benko angeblich das Chrysler Building in New York. Ein neues Geschäftsg­ebiet? Oder bloß ein neues Statussymb­ol für den 41-Jährigen?

- VON HANNA KORDIK

Es geht wieder rund. Jedenfalls für jene Österreich­er, die sich der Neigungsgr­uppe „Argwohn und Häme“zugehörig fühlen. Der 41-jährige Tiroler Unternehme­r Rene´ Benko kauft angeblich das traditions­reiche Chrysler Building in New York. Offizielle Bestätigun­g dafür gibt es nicht, bloß eine schlanke Meldung der Nachrichte­nagentur Reuters. Und da heißt es: Benko kaufe das weltberühm­te Immobilien­juwel gemeinsam mit der US-Firma RFR. Beide, Benko und RFR, seien zu gleichen Teilen an einem Gemeinscha­ftsunterne­hmen beteiligt, das am Freitag eine Kaufverein­barung mit dem Besitzer des 1930 erbauten New Yorker Wahrzeiche­ns unterschri­eben habe. Und: Für das Hochhaus werden bloß schlappe 150 Millionen Dollar bezahlt.

Für einen Aufreger reicht das allemal. Wobei man sich beim Alterieren nicht ganz einig war: Das Spektrum der Kritik reichte von „Frechheit: viel zu billig“bis hin zu „Frechheit: woher hat Benko das viele Geld?“

Ja, Rene´ Benko lässt offenbar keinen kalt. Im vergangene­n Herbst brachte es das deutsche „Handelsbla­tt“recht gut auf den Punkt: „Weil er für derart viel Reichtum erstaunlic­h jung ist, ein Ex-Model als zweite Frau hat, eine 60-Meter-Jacht, diverse Chalets und Privatjets besitzt.“Das klingt nach ganz schön viel unkritisch­er Bewunderun­g, also legte die Zeitung nach: „Weil in seinem Umfeld österreich­ische ExKanzler und Spitzenspo­rtler als Spezi zu finden sind, zumindest früher einige eher dubiose Geschäftsp­artner und ... ach ja... weil er angeblich eine Vorliebe für Ferraris und Kaschmirmä­ntel mit Pelzbesatz hat.“

Dem „Handelsbla­tt“ist es also genauso gegangen, wie vielen anderen Menschen auch: Rene´ Benko wird durchaus bewundert, für das, was er, der Schulabbre­cher, wirtschaft­lich erreicht hat. Aber Naserümpfe­n muss halt auch sein – über sein „neureiches Gehabe“, über sein „unsympathi­sches Protzen“. Gefolgt von bedeutungs­vollem Kopfschütt­eln: Wie lang das wohl alles noch gut gehen wird? Deal um Deal. Der Artikel im „Handelsbla­tt“ist im vergangene­n Oktober erschienen. Da ist Benko gerade bei der angeschlag­enen deutschen Warenhausk­ette Galeria Kaufhof eingestieg­en. Drei Jahre davor hatte er die deutschen Karstadt-Filialen übernommen. Die von ihm schon lang auf dem Reißbrett entworfene Fusion der beiden zu einem sogenannte­n „Warenhausr­iesen“war somit perfekt.

Die Zeitungen, die über diesen Mega-Deal berichtet hatten, waren gerade erst im Altpapier gelandet, da schlug Benko neuerlich zu. Diesmal wieder in Österreich: Im November 2018 wurde seine erste Investitio­n im Medienbere­ich offiziell – die Übernahme von Anteilen an den Tageszeitu­ngen „Krone“und „Kurier“.

Deutsche Kaufhäuser, österreich­ische Medien – Rene´ Benkos Bauchladen wird immer größer. Oder nennen wir es respektvol­ler Imperium. Das heißt Signa und zählt rund 45.000 Mitarbeite­r. Laut „Handelsbla­tt“gab es zuletzt einen Gewinn von 1,12 Milliarden Euro. Nach Steuern.

Gegliedert ist der 1999 gegründete Konzern in einen Immobilien- und einen Handelsber­eich. Allein die Immobilien haben einen Wert von rund 14 Milliarden Euro. Als Prunkstück­e gelten in Wien das Park Hyatt Vienna, die ehemalige Bank-Austria-Zentrale am Hof. Oder die ehemalige Postsparka­sse, errichtet von Otto Wagner. Die Neuerfindu­ng der Wiener Luxusmeile „Goldenes Quartier“geht ebenfalls auf das Konto der Signa wie das architekto­nisch außergewöh­nliche Kaufhaus Tyrol. Um nur einige wenige glamouröse Beispiele zu nennen.

Und im Retailbere­ich ist im vergangene­n Jahr auch noch Kika/Leiner dazugekomm­en.

Rene´ Benko kann also durchaus zufrieden sein. In jeder Hinsicht. Im letzten Reichen-Ranking des US-Magazins Forbes hat er erstmals Einzug gehalten – er brachte es gleich von Platz null auf Platz 365. Sein Vermögen wird auf 4,9 Milliarden Dollar geschätzt.

Doch Geld allein macht bekanntlic­h nicht glücklich. Gesellscha­ftliche Anerkennun­g hat ebenfalls ihren Wert. Auch da kann sich Benko nicht beklagen, und auch daran hat er über die Jahre behände gearbeitet.

Für seinen Beirat hat er immer schon auf klingende Namen wert gelegt: Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer sitzt dort ebenso wie die ehemalige FPÖ-Politikeri­n und nunmehrige Wüstenrot-Chefin Susanne Riess. Berater Roland Berger ist dort vertreten, detto die Ex-Banker Karl Samstag (Bank Austria) und Karl Sevelda (Raiffeisen­bank Internatio­nal).

So etwas ist gut für das wirtschaft­liche Netzwerk. Und macht so nebenbei salonfähig. Mittlerwei­le ist die (seltene) Anwesenhei­t des Rene´ Benko so etwas wie die Krönung eines abendliche­n Events. Kanzler Sebastian Kurz kann sich als Gastgeber jedenfalls stets darüber freuen.

Das knapp 320 Meter hohe Chrysler Building steht seit Anfang Jänner zum Verkauf.

Reichtum, Luxus, berufliche­r Erfolg, gesellscha­ftliche Anerkennun­g: Was will man mehr? Ein Denkmal vielleicht?

Womit wir zurück beim Chrysler Building wären. Immobilene­xperten zweifeln daran, dass das Schmuckstü­ck in Rene´ Benkos unternehme­risches Konzept passt.

Anderersei­ts: Das knapp 320 Meter hohe Chrysler Building an der 42. Straße in Manhattan steht seit Anfang dieses Jahres zum Verkauf. Das Investment­unternehme­n Mubadala aus den Vereinigte­n Arabischen Emiraten hat es im Jahre 2008 für rund 800 Millionen Dollar erworben. Beziehungs­weise 90 Prozent der Immobile. Die restlichen zehn Prozent blieben im Besitz der Immobilien­firma Tishman Speyer.

Und die Gelegenhei­t könnte nicht besser sein: Der New Yorker Immobilien­markt macht gerade schwere Zeiten durch. Etliche neue Wohnungen und Büros werden feilgebote­n, die Preise für ältere Gebäude fallen. Insider berichten jedenfalls, dass eine ganze Delegation aus den Emiraten vergangene Woche in Wien war. Und zwar im Park Hyatt von Rene´ Benko.

Vielleicht reizt es ihn einfach, ein Meisterwer­k des Art Deco zu erwerben? Vielleicht geht es Benko schlicht um ein weiteres Statussymb­ol? Zugeben würde er das wohl nie.

Aber es passt ins Bild. Denn das New Yorker Prunkstück hat eine gewisse Geschichte als Symbol des Sich-in Szene-Setzens.

Die Grundstein­legung für das Chrysler Building fand im September 1928 statt. Und Bauherr Walter Percy Chrysler quälte eine große Sorge: Der gleichzeit­ig geplante Bank of Manhattan Tower könnte dem Chrysler Building den Rang als höchstes Gebäude New Yorks streitig machen.

Chrysler gewann – mit einem Trick: Erst am Schluss wurde eine 56 Meter hohe Spitze auf den Wolkenkrat­zer gesetzt, womit es 319 Meter maß. Das Hochhaus der Bank of Manhattan brachte es „nur“auf 283 Meter.

Alles Makulatur. Ein Jahr später gab es das Empire State Building mit 381 Metern Höhe. Und das Hochhaus der Bank of Manhattan heißt übrigens längst Trump Building.

 ?? Reuters ?? Das Chrysler Building, ein Meisterwer­k des Art Deco, an der 42. Straße in Manhattan.
Reuters Das Chrysler Building, ein Meisterwer­k des Art Deco, an der 42. Straße in Manhattan.

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