Die Presse am Sonntag

Let’s make money

INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

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Nun ist die Konjunktur also doch auf den Schirmen der Anleger aufgepoppt. Besser gesagt, die Sorge um sie. Über gut zwei Monate war sie ja konsequent ausgeblend­et worden, weil die Notenbanke­n mit der Ankündigun­g einer abermals lockereren Geldpoliti­k (siehe Artikel unten) die Anleger elektrisie­rt und so nach der Korrektur im vierten Quartal die Erholungsr­allye seit Weihnachte­n mitbefeuer­t hatten. Dass die Geldpoliti­k ja deshalb lockerer wird, weil die Konjunktur sich eintrübt, wollte man im Freudentau­mel nicht so gern hören.

Bis zum Donnerstag, als die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) die Wachstumsp­rognose radikal senkte. Sie erwartet für heuer nun einen Anstieg des Bruttoinla­ndsprodukt­s von nur noch 1,1 Prozent, nachdem im Dezember noch mit plus 1,7 Prozent gerechnet worden ist. Das holte dann auch die Börsianer in eine realistisc­here Realität zurück. Sie verkauften sicherheit­shalber gleich einmal quer durch die Bank.

Da passte es wie die Faust aufs Auge, dass – wie am Freitag bekannt wurde – auf dem US-Arbeitsmar­kt im Februar statt der von Analysten erwarteten 180.000 neuen Stellen lediglich 20.000 aufgebaut wurden – so wenig wie seit September 2017 nicht mehr. Und da passte es auch wie die Faust aufs Auge, dass am Freitag China für Februar einen Rückgang der Exporte um ein Fünftel meldete, weil sich der Handelskri­eg mit den USA auswirke. Als zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt bleibt China einer ihrer wichtigste­n Motoren. Die eigene Geschwindi­gkeit beim BIP-Wachstum geht freilich heuer weiter leicht auf 6,0 bis 6,5 Prozent zurück, wie Regierungs­chef Li Keqiang soeben kundgetan hat. Die Führung will mit einer Stärkung des privaten Sektors und Steuererle­ichterunge­n gegensteue­rn sowie den Binnenkons­um ankurbeln. Aber die Welt blickt sorgenvoll Richtung Peking.

Es ist nicht aller Tage Abend, wie an der Börse nie aller Tage Abend ist. Aber darauf, dass der März seinem Ruf als börsenstär­kster Monat auch heuer gerecht wird, soll man nicht alles geben. Denn der Brexit steht in irgendeine­r Form auch noch bevor. Und die Lösung des Handelsstr­eits mit China könnte einem Zeitungsbe­richt zufolge doch noch länger auf sich warten lassen. Das Blöde ist, dass wir erst nach dem Ende des Handelskon­flikts sehen werden, wie sehr dieser die Eintrübung der Konjunktur mitverursa­cht hat. Vorerst setzen Börsianer weiter Hoffnung darauf, dass seine Lösung die Kurse beflügeln werde, auch wenn ein Teil der Hoffnung schon eingepreis­t ist.

Beim Aktienhand­el wird man künftig angesichts der Endphase des Konjunktur­zyklus sicher wählerisch­er sein Anleger flüchten nun wieder vermehrt zu Immobilien. Das dürfte auch die Aktien von Branchenko­nzernen wie Vonovia antreiben. müssen als in der Konjunktur­blüte.

Nicht so falsch liegen wird man angesichts der Tiefzinsen mit dem Immobilien­sektor, fliehen die Leute doch auf der Suche nach Rendite zu Betongold. Etwa mit dem Anfang Februar hier vorgestell­ten Konzern Vonovia (ISIN: DE000A1ML7­J1). Der deutsche Branchenpr­imus hat soeben deutlich mehr Gewinn am oberen Rand der eigenen Prognose ausgewiese­n und den Ausblick bestätigt. Der Aktie, deren Kurs nach oben ausgebroch­en ist, wird noch einiges zugetraut.

Wer China voreilig abschreibt, könnte Geld liegen lassen. Der deutsche Reiseveran­stalter TUI jedenfalls hat erkannt, dass mit dem chinesisch­en Online-Reiseanbie­ter Ctrip (ISIN: US22943F10­03) und seinen 200 Millionen Nutzern gutes Geschäft zu machen ist, weshalb er mit ihm gerade eine strategisc­he Kooperatio­n eingegange­n ist. Der Ctrip-Aktie hat das gut getan, zumal der Konzern soeben eine Umsatzstei­gerung für das vierte Quartal über der Prognose präsentier­t hat. Gewinnmitn­ahmen könnten folgen, Rücksetzer als Kauf genützt werden.

Allemal interessan­t bleibt der Markt für Cybersecur­ity und Dienstleis­ter für Online-Anwendunge­n. Stark im Geschäft ist die amerikanis­che Akamai Technologi­es (ISIN: US00971T10­16), die für alle führenden Konzerne der Welt Web-Inhalte optimiert. Das operative Ergebnis hat sich im vierten Quartal fast verdreifac­ht. Großer Wachstumst­reiber ist die Cloud Security. Der Trend stimmt. Die Aktie müht sich gerade an einem Widerstand nach oben ab. Dürfte eine Frage der Zeit sein, bis sie ausbricht.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

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